Gibt es eigentlich nachhaltige Kleidung für Läufer und Sportler?
Ja, es gibt nachhaltige Optionen, auch wenn ein Großteil der Sportbekleidung noch nicht ökologisch ausgerichtet ist. Das Hauptproblem liegt oft in den Kunstfasern, die in vielen Sportprodukten verwendet werden. Diese Materialien sind nicht umweltfreundlich und tragen zur Umweltbelastung bei.
Was bedeutet nachhaltig?
Der Begriff Nachhaltigkeit in Bezug auf Bekleidung umfasst zahlreiche Aspekte. Nachhaltigkeit kann bedeuten, dass bei der Produktion weder Tiere noch Menschen geschädigt werden. Ebenso wichtig ist die Art der Produktion: Eine kostengünstige Fertigung unter schlechten Arbeitsbedingungen ist nicht nachhaltig. Im Gegensatz dazu kommen Produkte, die unter fairen Arbeitsbedingungen und angemessener Bezahlung im Verkaufsland produziert werden, dem Konzept der Nachhaltigkeit wesentlich näher.
Auch die Materialien spielen eine entscheidende Rolle. Ist das Produkt vollständig recycelbar? Werden umweltfreundliche Materialien verwendet? Ist das Produkt schadstoffarm oder sogar schadstofffrei?
Fast Fashion vs. Slow Fashion!
Bekleidung, die nach kurzer Zeit im Müll landet oder unbrauchbar wird, ist ebenfalls nicht nachhaltig. Dies gilt beispielsweise auch für Laufschuhe. Carbon-Laufschuhe haben zwar zur Verbesserung der Marathon-Weltrekorde und Laufleistungen beigetragen, doch ihre kurze Lebensdauer ist kein Zeichen für Nachhaltigkeit. Solche Schuhe sind nach 250 bis 300 Kilometern abgenutzt, während andere Laufschuhe auch über 1.000 Kilometer getragen werden können, ohne signifikanten Qualitätsverlust.
Der Trend zur "Fast Fashion" beschreibt Kleidung, die günstig und unter schlechten Arbeitsbedingungen produziert wird, um schnell und billig an den Kunden zu gelangen. Solche Artikel werden oft nur wenige Male getragen, bevor sie aufgrund der schlechten Verarbeitung im Müll landen.
Im Gegensatz dazu steht Slow Fashion, das nachhaltige Modeproduktion verkörpert. Dies bedeutet:
- Produktion und Verkauf erfolgen möglichst lokal (idealerweise im eigenen Land)
- Herstellung unter guten Arbeitsbedingungen
- Faire Bezahlung der Arbeitskräfte
- Keine Kinderarbeit
- Materialien aus biologischem Anbau oder zumindest recycelbar
- Vermeidung von Chemikalien
- Minimierung der Energiekosten
Die Nachhaltigkeit kann durch längere Nutzung der Bekleidung und Reduzierung des Kaufs von Produkten aus fernen Ländern verstärkt werden.
Nachhaltige Laufschuhe
Für Läufer ist es leider alles andere als einfach, nachhaltig zu sein, wenn es um das Thema Laufschuhe geht. Denn nahezu alle Hersteller lassen ihre Schuhe in Asien produzieren, wobei China mit über 60 % der Marktführer in der weltweiten Schuhproduktion ist.
Laufschuhe Made in Germany oder Austria? Fehlanzeige! Zumindest fast. Es gibt immerhin doch einige Unternehmen, die mit solchen Ansätzen versuchen, den großen Unternehmen zumindest einen Bruchteil des Marktanteils zu nehmen. So setzten die Marken "Infinite Rnning" und "Runnertune" auf eine nachhaltige Produktion in Deutschland. Auch Lunge lässt die schadstofffreien Laufschuhe in Deutschland herstellen und produzieren.
Nachhaltige Laufkleidung
Und wie sieht es mit der restlichen Laufbekleidung und Sportbekleidung aus? Gibt es auch Funktionsshirts, die möglichst nachhaltig produziert werden? Wer einen Blick in seinen "Sport-Kleidungsschrank" wirft und kontrolliert, wo die Kleidung produziert wurde, wird in rund 90 Prozent der Fälle ein asiatisches Land an der "Made in"-Kennzeichnung feststellen.
Merinowolle statt synthetische Fasern!
Ein Laufshirt muss leicht und atmungsaktiv sein. Dafür werden zumeist aber synthetische Faser bei der Herstellung verwendet. Leider wird dieser Stoff aus Erdöl gewonnen. Das hat drei entscheidende Nachteile: Erdöl kann Schadstoffe enthalten, verursacht Umweltschäden und ist nur in begrenzter Menge vorhanden. Also definitiv nicht nachhaltig. Zumal diese Kunstfasern nicht biologisch abbaubar sind.
Eine hervorragende Alternative ist Merinowolle. Allerdings wirkt diese Option weniger absorbierend, ist daher möglicherweise nicht ganz so komfortabel wie das klassische Funktionsshirt, aber trotzdem eine hervorragende Option. Zudem gibt es auch bei Sportbekleidung mit Kunstfaser nachhaltige Ansätze. Diese werden mit einem von diversen Siegeln, wie z.B. Fair Wear gekennzeichnet.
Weniger ist mehr
Wer nicht auf Funktionsbekleidung mit synthetischen Fasern verzichten möchte, der sollte zumindest sein Kaufverhalten zügeln. Niemand benötigt 10 Laufshirts und 10 Laufhosen. 3 oder 4 Stück reichen vollkommen aus. Eine Laufhose muss ohnehin nicht nach jeder Einheit gewaschen werden. Ein verschwitztes Laufshirt kann im Sommer auch kurz mit Wasser abgewaschen und in der Sonne getrocknet werden, um es anschließend am nächsten Tag wieder zu tragen.
Ebenfalls wenig sinnvoll ist es, sich zu jeder Lauf-Veranstaltung das Event-Shirt optional zu kaufen. Dieses wird meist ohnehin nicht oft getragen. Gerade Anbieter virtueller Events versuchen da die Kunden gerne mit billig produzierten Funktionsshirts (oft sogar Baumwollshirts) in schlechter Qualität abzuzocken. Investitionen, die absolut nicht nachhaltig sind.
Nachhaltige Sportbekleidung: Unsere Empfehlungen
1) Ambiletics
Ambiletics ist im Bereich der Yoga-Bekleidung bekannt. Die vegane Bekleidung kann aber auch beim Laufen getragen werden. Das Unternehmen setzt zudem den Fokus auf eine faire Produktion in Portugal mit recycelbaren Materialien.
2) Engel Sports
Engel Sports setzt bei der Produktion ihrer Sportbekleidung auf Merinowolle und Seide. Die Wolle wird ausschließlich aus biologischer Tierhaltung verwendet. Produziert wird in Deutschland. Chemikalien kommen bei der Veredelung nicht zum Einsatz.
Sportbekleidung von Engel Sports *
3) Jack Wolfskin
Das deutsche Unternehmen hat u.a. die Zertifikate der Fair Wear Foundation und Bluesign. Produziert wird möglichst umweltfreundlich mit recycelbaren Produkten.
Sportbekleidung von Jack Wolfskin *
4) Kossmann
Der kleine Hersteller verwendet alle Stoffe und Bestandteile ausschließlich aus Österreich, Deutschland und Italien. Die Produktion erfolgt in Deutschland, Ungarn oder Portugal. Zudem ist die schadstoffarme Kleidung Oeko-Tex-100 zertifiziert. Noch besteht die Kleidung zwar aus Kunstfasern, eine Wechsel zu Recyclingfasern wird aber angedacht.
Sportbekleidung von Kossmann *
5) Löffler
Produziert wird zum größten Teil in Europa. Auch hier ist die schadstoffarme Kleidung Oeko-Tex-100 zertifiziert. Fast alle Bestandteile der Kleidung stammen aus Österreich.
6) Odlo
Zwar produziert Odlo nicht ausschließlich in Europa. Aber fast drei Viertel der Produkte werden immerhin in Europa produziert. Zudem hat Odlo das Zertifikat der Fair Wear Foundation.
7) Patagonia
Ein Teil des Sortiment besteht aus Recycling-Polyester. Auch Sportbekleidung mit Bio-Baumwolle gibt es bei Patagonia.
Sportbekleidung von Patagonia *
8) Schöffel
Schöffel ist u.a. Mitglied bei der Fair Wear Foundation und Bluesign. Viele Produkte bestehen zumindest teilweise aus recyceltem Material.
Sportbekleidung von Schöffel *
9) Scroc
Das österreichische Unternehmen fokussiert sich auf Bekleidung mit Merinowolle. Produziert wird in Europa.
10) Trigema
Das Unternehmen produziert in Deutschland und hat ebenfalls das Oeko-Tex-100 Zertifikat. Ein Teil des Sortiments besteht aus Bio-Baumwolle.
11) Vaude
Bei Vaude liegt der Fokus auf Recycling. So werden etwa Altkleider und PET-Flaschen für die Produktion verwendet. Das Unternehmen achtet zudem strikt auf eine faire Produktion.
Was bedeutet das Fair Wear Foundation Siegel?
Das Ziel dieser gemeinnützigen Organisation ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie.
Was bedeutet Öko-Tex-100?
Dieses Label darf für "schadstoffgeprüfte" Textilien verwendet werden.
Was bedeutet Bluesign?
Bluesign prüft die Verwendung von Chemikalien bei Textilien.
Zusammenfassung
Nachhaltige Laufbekleidung und Laufschuhe sind auf dem Vormarsch. Marken wie Lunge, Engel Sports oder Patagonia setzen auf faire Arbeitsbedingungen und umweltfreundliche Materialien. Zertifikate wie das Fair Wear Foundation Siegel, Öko-Tex-100 oder Bluesign geben einen Hinweis darauf, welche Produkte nachhaltig produziert wurden.
Du kennst weitere Unternehmen, die nachhaltige Sportbekleidung produzieren? Dann schreibe uns deine Empfehlung als Kommentar unter dem Artikel. Wir ergänzen das Unternehmen nach einer Überprüfung gerne in unserer Übersicht.
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