Eines der am häufigsten diskutierten Themen unter Läufern ist das Dehnen!
Ist Stretching überhaupt sinnvoll, und wenn ja, sollte es vor oder nach dem Laufen erfolgen? Eine pauschale Antwort auf diese Fragen gibt es nicht! Grundsätzlich muss bei dieser Diskussion zwischen dynamischem und statischem Dehnen unterschieden werden.
Statisches Dehnen vor dem Laufen?
In Läufergesprächen wird häufig nur die klassisch bekannte Variante des statischen Dehnens betrachtet. Das bedeutet, der Läufer verharrt für längere Zeit (etwa 20 bis 30 Sekunden) in einer Position. Eine ungerechtfertigt weniger beachtete Rolle spielt dabei das dynamische Dehnen (auch Schwunggymnastik genannt). Besonders auffällig ist die Diskrepanz zwischen statischem und dynamischem Dehnen im Breitensport im Vergleich zum Spitzensport. Bei großen Laufevents wimmelt es nur so von Läufern, die kurz vor dem Start statische Dehnübungen durchführen. Doch hat jemand schon einmal vor einem Marathon oder Leichtathletik-Event Spitzensportler gesehen, die 20-sekündige statische Dehnübungen machen? Wohl kaum!
Diese professionellen Läufer können angesichts ihres Erfolgs in ihrer unmittelbaren Wettkampfvorbereitung nicht völlig unrecht haben. Der weit verbreitete Irrglaube, dass statisches Dehnen direkt vor dem Lauf zu einer Verbesserung der Wettkampfleistung führt, ist längst widerlegt. Auch eine Längenzunahme des Muskels ist ausgeschlossen; lediglich die Resistenz gegen den Dehnungsschmerz steigt an. Studien haben sogar eine negative Wirkung nachgewiesen. Mehr dazu hier: "Dehnen vor dem Laufen: Auf keinen Fall!" Nicht nur bei Läufern, sondern auch bei Radfahrern führte Stretching direkt vor der Einheit zu einer schwächeren Leistung: "Dehnen vor dem Sport!"
Beugt Dehnen Verletzungen vor?
Eine weitere These lautet: Dehnen beugt Verletzungen vor! Auch diese ist falsch. Durch die Längenzunahme des Muskels verliert der Körper seine Fähigkeit, vor Überdehnungen zu schützen. Das bedeutet, die Verletzungsgefahr kann sogar steigen. Muskuläre Dysbalancen werden ebenfalls nicht durch Dehnen korrigiert; hier hilft ein auf den Läufer angepasstes Krafttraining. Dringend abzuraten ist von statischen Dehnübungen bei Aktivitäten, die Schnellkraft erfordern, wie beim Sprinten oder bei Mittelstreckenläufen wie 800 Meter oder 1.500 Meter. Diese Sportler greifen stattdessen vermehrt auf Schwunggymnastik-Übungen zurück.
Wann ist statisches Dehnen sinnvoll?
Statisches Dehnen kann nach Verletzungen sinnvoll sein, um durch individuelle Dehnübungen einen verkürzten Muskel wieder in seine ursprüngliche Länge zu bringen. Für viele Sportler hat das Dehnen zudem einen entspannenden Effekt. Man beschäftigt sich intensiv mit dem Körper und konzentriert sich auf die Atmung, was die Körperwahrnehmung und damit auch die Entspannung fördert.
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