Der Tokio Marathon eröffnete heute die Saison der Six Star World Marathon Majors 2024.
Der wichtigste und größte Marathonlauf in Asien hatte in diesem Jahr ein so starkes Teilnehmerfeld wie selten zuvor. Star der Veranstaltung war selbstverständlich Eliud Kipchoge, der nach seinem Sieg vor zwei Jahren am 3. April 2024 zum zweiten Mal beim Tokyo-Marathon am Start war.
Vor zwei Jahren trat Eliud Kipchoge als damaliger Weltrekordhalter zum Tokio-Marathon. Dort gelang ihm mit 2:02:40 Stunden auch der bis heute gültige Streckenrekord. Nur wenige Minuten nach ihm stellte auch bei den Frauen die damalige Weltrekordhalterin Brigid Kosgei mit 2:16:02 Stunden einen neuen Streckenrekord auf.
2 Stars in Tokio
Im vergangenen Jahr verpasste bei den Frauen die Kenianerin Rosemary Wanjiru mit einer fabelhaften Zeit von 2:16:28 Stunden nur knapp diesen Rekord. Bei den Männern hingegen reichte eine sehr bescheidene Zeit von 2:05:22 Stunden durch Deso Gelmisa (Äthiopien) für den Tagessieg. Für die Auflage im Jahr 2024 konnten die Organisatoren ein Starterfeld verpflichten, welches von der Qualität mit jenem von 2022 vergleichbar war. Während bei den Herren Eliud Kipchoge selbstverständlich die Favoritenrolle einnahm, so war es bei den Frauen Sifan Hassan, die große Ambitionen hegte.
Die Niederländerin war nach Siegen bei den Marathons in London und Chicago immerhin noch unbesiegt über die Marathondistanz, zumal ihr in Chicago mit 2:13:44 Stunden neben einem Europarekord auch die zweitschnellste Marathonleistung aller Zeiten gelang. Demnach waren bei der Auflage im Jahr 2024 vor allem die Chancen auf einen Frauen-Streckenrekord sehr hoch.
Streckenrekorde, aber Top-Stars chancenlos
Doch wer hätte gedacht, dass beim Tokyo Marathon 2024 zwei Streckenrekorde aufgestellt werden und die zwei Top-Stars keine Chance im Kampf um den Sieg hatten. Doch genau das war der Fall. Eliud Kipchoge erlitt ein ähnliches Marathon-Debakel wie bereits im vergangenen Frühling in Boston. Der ehemalige Marathon-Weltrekordhalter erreichte nach 2:06:50 Stunden nur als Zehnter das Ziel. Vor ihm war sogar der schnellste Japaner platziert.
Kipruto setzt Erfolgslauf fort
Kipchoge hatte mehr als vier Minuten Rückstand auf den Sieger und lag zugleich 4:10 Minuten über seinen nun "ehemaligen" Streckenrekord. Denn den Streckenrekord holte sich sein Landsmann Benson Kipruto, der nach 2:02:16 Stunden überlegen gewann. Kipruto steigerte seine persönliche Bestzeit um fast zwei Minuten. Die gelang ihm erst vor wenigen Monaten beim Chicago Marathon, wo er in 2:04:02 Stunden Zweiter wurde.
Für Kipruto war es nach den Siegen beim Chicago Marathon 2022 und beim Boston Marathon 2021 der dritte Sieg bei einem World Marathon Major.
Kenia-Sweep
Den Dreifachsieg für Kenia komplettierten Timothy Kiplagat (2:02:55 h) und Vincent Kipkemoi Ngetich (2:04:18 h). Schnellster Nicht-Afrikaner war auf Platz 7 der Israeli Haimro Alame in 2:06:27 Stunden. Vier Sekunden später folgte auf Platz 9 der Japaner Yusuke Nishiyama. In Summe erreichten 21 Läufer Zeiten unter 2:10 Stunden.
Kipchoge früh auf verlorenem Posten
Der Zweitplatzierte Kiplagat konnte sich in der zweiten Rennhälfte zwischenzeitlich sogar von Kipruto und Ngetich lösen. Doch Kipruto konnte in der Schlussphase des Rennens wieder zu Kiplagat aufschließen und wenige Kilometer vor dem Ziel sich entscheidend absetzen.
Kipchoge hingegen verlor bereits nach der Hälfte des Rennens den Anschluss zur Spitze. Es war in seiner mehr als zehn Jahre langen Marathon-Laufbahn erst sein vierter Marathonlauf, den er nicht gewann.
Kein Hattrick für Hassan
Die zweite große Überraschung lieferte das Frauen-Rennen. Denn da konnte die Niederländerin Sifan Hassan bei ihrem dritten Marathon-Start nicht den dritten Sieg in Serie feiern. Nachdem die Niederländerin im vergangenen Jahr die Majors in London und in Chicago gewann, war sie im Kampf um den Sieg chancenlos. Sie verlor, ebenso wie Kipchoge, bereits nach etwa der Hälfte des Rennens den Kontakt zur Spitze.
Hassan konnte den Schaden allerdings begrenzen. Mit einer Zeit von 2:18:05 Stunden gelang ihr als Vierte eine durchaus gute Leistung.
Spannendes Frauen-Rennen
An der Spitze entwickelte sich ein Dreikampf zwischen den zwei Äthiopierinnen Asefa Sutume Kebede und Amane Beriso Shankule sowie der Kenianerin Rosemary Wanjiru. Das beste Ende hatte doch etwas überraschend die 29-Jährige Kebede, die mit einer Bestzeit von 2:18:12 Stunden (2022 in Seoul) anreiste und diese mit einem neuen Streckenrekord von 2:15:55 Stunden deutlich nach unten schraubte.
Kebedes Sieg überraschend, aber nicht ganz unerwartet
Für Kebede war es der erste große Marathonsieg. Doch der kam nicht ganz unerwartet, denn sie beeindruckte im Jänner beim Houston Halbmarathon mit einer Siegerzeit von 1:04:37 Stunden (= Streckenrekord).
Die bisherigen Marathon-Ergebnissen bei großen Rennen ließen den Erfolg aber nicht vermuten. Zwar wurde sie 2020 bei einem "abgespeckten" Tokio-Marathon Dritte, danach konnte sie mit einem 23. Platz beim Boston Marathon 2021, einem achten Platz beim London Marathon 2022, einer Aufgabe beim London Marathon 2023 und einem 15. Platz beim Chicago Marathon nicht überzeugen. Einzig beim Seoul Marathon 2022 gelang ihr mit 2:18:12 Stunden als Zweite ihre bisher beste Marathonzeit.
Sekundenkrimi um Rekord
In Tokio konnte sich Kebede gut zwei Kilometer vor dem Ziel von Wanjiru lösen. Auf den letzten Metern konnte Kebede die Pace so halten, dass sie den Streckenrekord um sieben Sekunden verbesserte.
Wanjiru folgte nach 2:16:14 Stunden auf Platz 2. Auch Shankule gelang mit 2:16:58 Stunden eine Zeit unter 2:17 Stunden. Herausragend war auch die US-Läuferin Betsy Saina, die mit 2:19:17 Stunden deutlich die 2:20-Stunden-Marke knackte.
Ergebnisse Tokio Marathon 2024: Herren
Pos. | Name | Nat. | Time |
---|---|---|---|
1 | Kipruto Benson | KEN | 02:02:16 |
2 | Kiplagat Timothy | KEN | 02:02:55 |
3 | Ngetich Vincent Kipkemoi | KEN | 02:04:18 |
4 | Kiros Hailemaryam | ETH | 02:05:43 |
5 | Getachew Tsegaye | ETH | 02:06:25 |
6 | Kibet Bethwel | KEN | 02:06:26 |
7 | Alame Haimro | ISR | 02:06:27 |
8 | Kariuki Simon | KEN | 02:06:29 |
9 | Nishiyama Yusuke | JPN | 02:06:31 |
10 | Kipchoge Eliud | KEN | 02:06:50 |
11 | Sonota Kenya | JPN | 02:06:54 |
12 | Hosoya Kyohei | JPN | 02:06:55 |
13 | Yokota Shungo | JPN | 02:07:25 |
14 | Kimura Shin | JPN | 02:07:34 |
15 | Kiplangat Victor | UGA | 02:07:44 |
16 | Karoki Bedan | KEN | 02:07:59 |
17 | Urano Yuhei | JPN | 02:08:21 |
18 | Yamamoto Kenji | JPN | 02:08:33 |
19 | Kimeli Benard | KEN | 02:08:34 |
20 | Sadakata Toshiki | JPN | 02:09:15 |
Ergebnisse Tokio Marathon 2024: Frauen
Pos. | Name | Nat. | Time |
---|---|---|---|
1 | Kebede Sutume Asefa | ETH | 02:15:55 |
2 | Wanjiru Rosemary | KEN | 02:16:14 |
3 | Shankule Amane Beriso | ETH | 02:16:58 |
4 | Hassan Sifan | NED | 02:18:05 |
5 | Saina Betsy | USA | 02:19:17 |
6 | Niiya Hitomi | JPN | 02:21:50 |
7 | Abebayahau Meseret | ETH | 02:23:08 |
8 | Galbadrakh Khishigsaikhan | MGL | 02:26:32 |
9 | Abayechew Tigist | ETH | 02:28:53 |
10 | Morita Ayumi | JPN | 02:31:38 |
11 | Shauri Magdalena | TAN | 02:32:58 |
12 | Nishihara Kasumi | JPN | 02:35:01 |
13 | Horie Misato | JPN | 02:35:09 |
14 | 西澤 果穂 | JPN | 02:36:11 |
15 | Kaneshige Shiho | JPN | 02:37:27 |
16 | Tennille Yvette Ellis | AUS | 02:39:40 |
17 | Obuchi Meari | JPN | 02:39:48 |
18 | Matumura Yukie | JPN | 02:40:42 |
19 | Takano Haruna | JPN | 02:41:08 |
20 | Suzuki Eri | JPN | 02:41:42 |
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