Am 4. April 2021 sorgte die Kenianerin Ruth Chepngetich für internationales Aufsehen, als sie mit 1:04:02 Stunden über die Halbmarathon-Distanz den bisherigen Weltrekord um fast eine halbe Minute verbesserte.

Wir stellen die am 8. August 1994 geborene Läuferin in einem Portrait näher vor.

Erst seit 2016 international aktiv

Ruth Chepngetich mag immer noch wie ein relativer Neuling auf der internationalen Szene erscheinen - zum Zeitpunkt der letzten Olympischen Spiele (2016) hatte sie nur an ein paar Rennen außerhalb Kenias teilgenommen - aber sie läuft schon fast ihr ganzes Leben lang.

2-mal täglich zur Schule gelaufen und retour

Als ältestes von fünf Kindern (zwei Mädchen, drei Jungen) wurde Chepngetich in Kericho geboren und wuchs dort auf. Während ihrer Zeit an der Sigowet Primary School begann ihre Leidenschaft für die Leichtathletik. Jeden Morgen lief sie die 4 km lange Strecke zur Schule, kehrte mittags nach Hause zurück, um zu Mittag zu essen, bevor sie nachmittags wieder zur Schule lief und abends zurückkehrte - insgesamt legte sie jeden Tag 16 km zurück.

Von kurzen Bahndistanzen zum Straßenlauf

Es dauerte nicht lange, bis sie sich in Wettkämpfen erprobte. Sie begann mit den 400 m, bevor sie zu den 3000 m und 5000 m Läufen aufstieg und schließlich die Bezirks- und Provinzebene erreichte. Sie versuchte sich an den 10.000 m, aber die Steigerung der Distanz gefiel ihr nicht, so dass sie für einige Zeit auf 3000 m und 5000 m zurückging. Im Jahr 2013 versuchte sie sich sogar kurzzeitig im Hindernislauf.

Nach ihrem Schulabschluss an der Momoniat Secondary School in Kericho wechselte Chepngetich direkt zum Straßenlauf und schloss sich einer Gruppe von Athleten in Chepsion an. Von dort zog sie wieder in die Stadt Kericho, wo sie für eine kurze Zeit von Samuel Bii trainiert wurde.

2015: Erste Erfolge auf nationaler Ebene

Chepngetich machte gute Fortschritte bei den inländischen Rennen, die sie im Laufe des Jahres 2015 bestritt. Sie wurde 21. bei den South Rift Cross Country Championships im Januar desselben Jahres, dann 15. beim Ndakaini Halbmarathon im September, bevor sie ihre Saison mit einem Sieg über 15 km in Kericho beendete.

"Ich habe an diesen Rennen teilgenommen, aber ich hatte keine Ahnung, wie man die Rennen plant und wie man die Energien auf die Distanzen verteilt", sagte sie in einem Interview mit The Nation.

Ohne Trainer

Ende des Jahres zog sie erneut um, und zwar nach Ngong im Kajiado County - der gleichen Gegend, aus der auch die zweimalige 5000m-Weltmeisterin Hellen Obiri stammt. Seitdem sie dort lebt, trainiert Chepngetich größtenteils selbst, schließt sich aber gelegentlich einer lokalen Gruppe männlicher Athleten für einige ihrer Trainingseinheiten an.

"Ich weiß natürlich, was für mich im Training funktioniert, also brauche ich keinen Trainer", sagt Chepngetich, die im Training etwa 170 km pro Woche zurücklegt. "Solange ich ein paar gute männliche Trainingspartner habe, die mich pushen können, geht es mir gut."

 

Ihre Tochter Sharleen, die jetzt 10 Jahre alt ist, ist ein weiterer wichtiger Grund, warum Chepngetich sich im Training weiter antreibt.

Internationales Debüt erst 2016

Bei ihrem ersten Wettkampf außerhalb Kenias wurde Chepngetich mit einer Zeit von 1:11:33 Vierte beim Rabat Halbmarathon im März 2016. Eine kurze Verletzungspause setzte sie für ein paar Monate außer Gefecht, aber sie beendete das Jahr mit einem zweiten Platz beim Nairobi Halbmarathon, bei dem sie in der Höhe eine Zeit von 1:14:13 erreichte.

2017: Bestzeiten und Siege am Fließband

Ihre Fortschritte setzten sich 2017 fort und sie stellte bei ihren ersten vier Halbmarathons des Jahres neue Bestzeiten auf und gewann sie alle. Sie begann mit 1:09:06 in Adana, dann 1:08:08 in Paris, 1:07:42 in Mailand und schließlich 1:06:19 in Istanbul, womit sie zu diesem Zeitpunkt knapp außerhalb der Top 10 der Weltrangliste lag.

Triumph beim Marathon-Debüt

Später im Jahr kehrte sie in die türkische Stadt zurück, um ihr Marathon-Debüt zu geben, wo sie mit 2:22:36 prompt gewann und damit andeutete, dass ihre Zukunft auf den längeren Distanzen liegt.

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WM-Debüt 2018 und großartige Marathon-Leistung

2018 vertrat sie Kenia zum ersten Mal international und wurde 13. bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Valencia. Nur zwei Wochen später wurde sie Zweite beim Paris Marathon in 2:22:59. Später im Jahr verteidigte sie jedoch erfolgreich ihren Titel beim Istanbul Marathon mit einer großartigen Bestzeit von 2:18:35, was sie auf Platz sieben der Weltrangliste brachte.

Endgültiger Durchbruch 2019

Nur zwei Monate später verbesserte Chepngetich ihre Bestleistung erneut und gewann Anfang 2019 in Dubai in 2:17:08, womit sie auf Platz drei der Weltrangliste vorrückte. Dies war der Beginn ihrer bisher besten Saison, in der sie ihre Halbmarathon-Bestzeit bei ihrem Sieg in Istanbul auf 1:05:29 steigerte und später im Jahr bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha 2019 Gold im Marathon holte.

WM-Titel statt Aufgabe

Die heißen und feuchten Bedingungen in der katarischen Hauptstadt bedeuteten, dass es kein Rennen für schnelle Zeiten war, aber es gab Chepgetich die Gelegenheit zu zeigen, dass sie mehr als nur eine Tempoläuferin ist und, wenn nötig, einen taktischen Rennplan ausführen kann. Das heißt aber nicht, dass es einfach war. Nach etwa 17 km erwog sie, das Rennen abzubrechen, als sie Magenschmerzen bekam. Glücklicherweise ließen diese schließlich nach und sie konnte sich auf der letzten der sechs geplanten Runden entscheidend absetzen.

Covid-19 verhindert weitere Erfolge

Zu Beginn des Jahres 2020 hatte sie zwei Ziele: die Olympischen Spiele und das Brechen des Weltrekords. Die Covid-19-Pandemie machte diese Ziele jedoch zunichte, und so ging Chepngetich nur sparsam ins Rennen und sparte sich für 2021 auf. Sie wurde Dritte beim London-Marathon in 2:22:05 und lief dann eine Halbmarathon-Bestzeit von 1:05:06, um in Neu-Delhi Zweite zu werden.

Absage wird zum Glücksfall

Wie im letzten Jahr musste Chepngetichs Rennplan für 2021 ein gewisses Maß an Flexibilität bewahren. Ursprünglich sollte sie beim Ras Al Khaimah Halbmarathon im Februar antreten, aber als dieses Rennen abgesagt wurde, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Istanbul. Und in Anbetracht der schönen Erinnerungen, die sie in den vergangenen Jahren in der türkischen Stadt geschaffen hat - vier Siege aus vier Rennen - war sie mehr als glücklich, einen fünften Triumph anzupeilen.

Olympia-Gold als nächstes Ziel

Ihre Siegerzeit von 1:04:02 in Istanbul war eine Verbesserung des bisherigen Weltrekords um 29 Sekunden. Aber es ist die volle Marathondistanz, auf der sie sich nun auszeichnen möchte. So wird Chepngetich zu den Olympischen Spielen nach Tokio als eine der großen Favoritinnen für die 42,195 km lange Strecke reisen.

Entwicklung von Ruth Chepngetich

JahrHalbmarathonMarathon
2016 1:11:33 -
2017 1:06:19 2:22:36
2018 1:07:02 2:18:35
2019 1:05:29 2:17:08
2020 1:05:06 2:22:05
2021 1:04:02 -

Halbmarathon-Weltbestenliste

Läuferinnen mit Bestzeiten unter 1:05 Stunden auf rekordtauglichen Kursen:

  1. 1:04:02 Ruth Chepngetich (KEN) Istanbul 2021
  2. 1:04:31 Ababel Yeshaneh (ETH) Ras Al Khaimah 2020
  3. 1:04:40 Yalemzerf Yehualaw (ETH) Istanbul 2021
  4. 1:04:49 Brigid Kosgei (KEN) Ras Al Khaimah 2020
  5. 1:04:51 Joyciline Jepkosgei (KEN) Valencia 2017
  6. 1:04:51 Hellen Obiri (KEN) Istanbul 2021
  7. 1:04:52 Fancy Chemutai (KEN) Ras Al Khaimah 2018
  8. 1:04:55 Mary Keitany (KEN) Ras Al Khaimah 2018

Ruth Chepngetich wurde am 8. August 1994 geboren.

Quelle: World Athtletics / Übersetzung & Anpassung HDsports

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