Günther Weidlinger beim Gleinker OrtslaufDer ATSV Stein freut sich, mit Günther Weidlinger einen absoluten Topläufer beim 10. Gleinker Ortslauf begrüßen zu dürfen.

Der österreichische Rekordhalter in zahlreichen Lauf-Disziplinen beendete im April 2014 seine internationale Karriere und bestreitet seine Rennen jetzt als Hobbysportler. Kürzlich trafen sich die Organisatoren des Gleinker Ortslaufes mit Günther und seiner Familie zu einem gemütlichen Plausch im BEEF's, dem Vereinslokal seines Vereins Sportunion Neuhofen/Krems.

Neben arrivierten Leichtathleten hoffen die Organisatoren natürlich, dass wieder zahlreiche Hobbyläufer bei dem Lauffest am 19. Juli in Gleink teilnehmen werden.

ATSV Stein: Hallo Günther! Danke, dass du dir für ein Interview mit uns Zeit genommen hast. Wir nehmen an, dass du nach wie vor einen dichten Zeitplan hast. Was machst du jetzt beruflich nach Beendigung deiner internationalen Profikarriere?
Günther Weidlinger: Ich war beim Heeressport Leistungszentrum und habe Ende November beim Bundesheer abgerüstet. Jetzt habe ich aufgrund des Förderprogramms des Bundesheeres für Spitzensportler zum Wiedereinstieg ins Berufsleben noch drei Jahre berufliche Bildung. In dieser Zeit werde ich mein Sportmanagement-Studium fertig machen. Für die Sportunion Oberösterreich führe ich das Projekt "Brainrunning - Bewegung macht schlau!" durch. Dabei fahre ich in verschiedene Schulen, die sich beworben haben, um das Projekt umzusetzen. Dabei sollen körperliche Bewegung und geistige Anstrengung miteinander verbunden werden. Ich habe dazu einen Geschicklichkeits-Lernparcours entwickelt.
Zusätzlich habe ich noch einige ehrenamtliche Funktionen. Ich unterstütze den Oberösterreichischen Leichtathletikverband bei der Organisation der Gugl Games und bin beim Verband im Vorstand tätig. Beim Europäischen Leichtathletikverband bin ich in der Athletenkommission. Hinzu kommen noch meine selbständigen Tätigkeiten mit Vorträgen und Lauftreffs. Ich habe also tatsächlich einen sehr gut gefüllten Terminkalender.

Günther Weidlinger beim Gleinker OrtslaufATSV: Hat sich in deinem Leben beim Übergang vom Profisportler zum "normalen Alltagsleben" etwas geändert?
G.W.: Ja, ich gehe jetzt nicht mehr Trainieren, sondern Laufen, und das genieße ich sehr. Das Training hat mir zwar auch zu 95% als Leistungssportler Spaß gemacht, allerdings ist jetzt einfach der Leistungsdruck weg. Ich laufe aktuell ohne Trainingsplan.

ATSV: Bei welchen Veranstaltungen läufst du mit, gibt es ein spezielles Vorhaben?
G.W.: Ich bin beim Rohrbacher Stadtlauf mitgelaufen und eben als nächster Start beim Gleinker Ortslauf. Es gibt unglaublich viele Anfragen. Natürlich kann ich nicht überall dabei sein. Außergewöhnliche Events habe ich vorerst nicht geplant. Es wird aber sicher wieder die Zeit kommen, in der ich mir einen Trainingsplan zurecht legen und auf einen speziellen Bewerb hintrainieren werde.

ATSV: Wieviel trainierst du aktuell und wie viele Kilometer läufst du dabei?
G.W.: Je nach verfügbarer Zeit absolviere ich ungefähr fünf Mal pro Woche ein Training, gehe Laufen oder mache ein Krafttraining. Dabei laufe ich ganz unterschiedlich, manchmal nur 7 oder 8 Kilometer, es sind aber auch längere Läufe über 20 Kilometer dabei. Beim Höchstleistungstraining in meiner aktiven Karriere sind bis zu 230 km pro Woche zusammengekommen. Derzeit laufe ich ungefähr ein Drittel dieses Umfangs.

ATSV: Fehlt dir der Leistungssport bzw. das viele Training?
G.W.: Derzeit geht mir nichts ab. Kurz nach Beendigung meiner Karriere ist mir schon etwas abgegangen. Ich konnte manchmal nicht richtig schlafen, weil ich nicht ausgelastet war. Jetzt bin ich beruflich so ausgelastet, dass ich gut schlafen kann. Das Laufen ist der angenehme Ausgleich. In der Zeit der Regeneration unmittelbar nach dem Karriereende hatte ich schon so Art Entzugserscheinungen. Da hatte ich Herzrasen und konnte öfters in der Nacht nicht schlafen, war in der Früh aber schon wieder fit. Das ist allerdings normal, wenn man nach 25 Jahren Leistungssport plötzlich auf Null herunter schaltet. Das ist auch nicht gesund, darum mache ich nach wie vor hin und wieder Belastungstraining, weil ich es einfach brauche. Nach vielen Jahren Leistungssport muss man den Körper abtrainieren, daher sind jetzt genauso noch lange Belastungen, Krafttraining und Tempoläufe notwendig.

Günther Weidlinger beim Gleinker OrtslaufATSV: Du hast vom Krafttraining gesprochen. Ist es auch für Hobbyläufer sinnvoll, Krafttraining zu machen?
G.W.: Ja, das Krafttraining ist ein wichtiger Bestandteil des Lauftrainings. Der Oberkörper muss dem Körper die notwendige Stabilität verleihen. Außerdem ist das Krafttraining ganz wichtig für den Rücken. Darum ist ein Stabilitätstraining für die Rumpfmuskulatur (Bauch und Rücken) und ein Krafttraining für die Oberarme ganz wichtig. Natürlich darf das Krafttraining für die Beine nicht vernachlässigt werden, Kniebeugen, Calf Raises usw.

 

ATSV: Warum läuft Günther Weidlinger ausgerechnet beim Gleinker Ortslauf mit?
G.W.: Markus Forster (guter Freund von Funktionären des ATSV Stein, Anm. der Redaktion), der mich seit Jahren beim Auto unterstützt, hatte mich bereits vor drei oder vier Jahren gefragt, ob ich in Gleink beim Ortslauf mitlaufen kann. Eigentlich hätte ich heuer auch wieder keine Zeit gehabt, weil ich auf Trainingslager in St. Moritz gewesen wäre. Als Markus mitbekommen hatte, dass ich meine Karriere beendet habe, hat er mich nochmals angesprochen. Da es ihm sehr am Herzen liegt, dass ich in Gleink einmal mitlaufe, habe ich gerne zugesagt. Mittlerweile habe ich deshalb auch schon wichtige Termine absagen müssen, unter anderem die 60er-Feier meines Onkels im Waldviertel und das Topmeeting der Union am Linzer Landessportfeld. Da ich zuvor zugesagt habe, dass ich in Gleink laufen werde, geht dieser Termin natürlich vor.

ATSV: Kennst du den Gleinker Ortslauf? Der Seriensieger in Gleink, Christian Haas, sagt ja, dass der Ortslauf aufgrund seines Profils einer der anspruchsvollsten Läufe in Oberösterreich ist. Welches Streckenprofil bevorzugst du?
G.W.: Was ich momentan bevorzuge, kann ich gar nicht genau sagen, weil ich nicht weiß, wie mein aktueller Leistungsstatus ist. Einen ersten Anhaltspunkt für meine Form habe ich in Rohrbach bekommen. Als Marathonläufer bevorzuge ich natürlich sehr ebene Strecken, da man dann konstant seinen Kilometerschnitt laufen kann. Früher als ich noch Hindernis gelaufen bin und viele Crossläufe absolviert habe, sind mir solche kupierte Strecken sehr entgegen gekommen. Ich habe mich gewandelt vom Bergläufer zum Straßenläufer für brettlebene Strecken. Ich denke dennoch, dass mir solche Kurse, bei denen es bergauf und bergab geht, nach wie vor liegen. Meine Schwächen liegen ganz klar im Bergab-Laufen. Da bin ich einfach zu vorsichtig, vor allem wenn es steil bergab geht. Ich denke aber, dass das in Gleink kein Problem sein wird.

ATSV: Der Streckenrekord in Gleink liegt bei 24:12 Minuten, aufgestellt vom Polen Jakub Burkhardt, was einem Schnitt von 3:03 Minuten je Kilometer entspricht. Kannst du diesen Rekord brechen?
G.W.: Das ist schwer vorauszusagen. Auf einer ebenen Strecke mit einer Länge um die 8 Kilometer bin ich zu meinen besten Zeiten einen Kilometerschnitt von 2:50 und darunter gelaufen. Dieser Kilometerschnitt relativiert sich natürlich, da es sich um eine kupierte Strecke handelt und ich derzeit sicher nicht so schnell laufen kann wie zu Zeiten in Bestform. Ich rechne nicht damit, dass von meiner Seite her der Streckenrekord fallen wird. Ich hoffe, dass ich den Lauf so zügig wie möglich durchlaufen kann, und sehe mich nicht unbedingt als Favorit.

 

ATSV: Wie bereitest du dich auf einen Lauf vor, den du gar nicht kennst, wie z.B. den Gleinker Ortslauf?
G.W.: Ich werde garantiert beim Einlaufen die Runde in Gleink einmal laufen. Mein Aufwärmprogramm ist normal vier bis fünf Kilometer. Kritische Stellen schaue ich mir genauer an. Das habe ich immer schon so gemacht, auch schon als kleiner Junge. Beim Marathon war dies aus Zeitgründen nicht möglich, ist da aber nicht ganz so wichtig. Ich bin auch schon vorher zu einigen Läufen hingefahren, um die Strecke zu besichtigen, wie z.B. die Strecke des Welser Halbmarathons.

Zum E-Book Trainingspläne für Läufer und Läuferinnen

ATSV: Glaubst du, dass einige die Herausforderung annehmen werden, um gegen dich zu laufen?
G.W. Da sind nicht alle Läufer gleich. Die einen werden nicht kommen, weil sie eventuell keine Chance sehen. Die anderen werden sagen: "Der Günther Weidlinger ist nicht mehr so gut in Form, den kann ich fordern bzw. sogar schlagen." Ich kann nicht einschätzen, wie der Seriensieger Christian Haas denkt. Bisher haben wir uns immer sehr faire Duelle geliefert und uns gut verstanden. Sollte er auch dieses Jahr starten, könnte es ein enges Rennen bis in die letzte Runde sein.

ATSV: Unter den Hobbyläufern ist die Stimmung bei den Veranstaltungen immer sehr relaxed. Gibt es eigentlich auch Freundschaften unter Leistungssportlern in der Leichtathletik?
G.W.: Klar gibt es auch Freundschaften unter Spitzensportlern. Ich habe mich mit vielen Leuten im Leichtathletik-Zirkus sehr gut verstanden. Als Marathon-Läufer hatte ich meine Konkurrenten allerdings nicht mehr so oft getroffen wie als Hindernisläufer, als wir manchmal jede Woche bei einem Bewerb gegeneinander angetreten sind. Da lernt man sich untereinander sehr gut kennen und schätzen. Es gibt natürlich die Rivalität auf der Laufbahn, aber außerhalb war das Verhältnis fast immer sehr fair. Selbstverständlich gab es auch Athleten, mit denen man nichts zu tun haben wollte.

ATSV: Sollte dein Sohn Patrice-Leon deine Gene haben, würdest du ihm zu einer Profikarriere raten?
G.W.: Unser Sohn ist ein absoluter Läufertyp, er hat also die Läufergene. Er hat schon als ganz kleiner Junge damit begonnen, in der Wohnung um den Esstisch Runden zu laufen. Das hat er ganz von alleine gemacht. Für ihn ist das Laufen aktuell noch ein Spiel, aber man sieht schon, dass es ihm gefällt. Ich würde ihn nicht dazu hintreiben, dass er Leistungssport betreibt, aber wenn er will, werde ich ihn auf jeden Fall unterstützen. Genauso wie mich meine Eltern unterstützt haben. Er ist bereits mit eineinhalb Jahren bei einem Bewerb mitgelaufen. Er lässt sich halt noch sehr leicht von anderen Dingen beim Lauf ablenken (lacht). Ich nehme ihn dann schon bei der Hand, weil er das will, aber die Richtung muss er vorgeben. Wir sind aber auf jeden Fall dahinter, dass unsere Kinder Sport betreiben, weil Sport eine gute Lebensschule ist. Ganz wichtig ist, dass sie Spaß daran haben.

ATSV: Weil wir gerade da Burger und Pommes am Tisch sehen. Du hast dich sicher in deiner aktiven Karriere bei der Ernährung einschränken müssen. Isst du jetzt was du willst und genießt du das auch?
G.W.: Als Hindernisläufer hatte ich ein Wettkampfgewicht von 53,5 Kilogramm. Für den Marathonlauf war das zu wenig. Für einen Marathonstart sind knapp über 55kg mein Idealgewicht. Trainiert habe ich für den Marathon zwischen 53 und 54kg. D.h. ich musste in den Tagen vor dem Start mein Gewicht mit kohlenhydratreicher Ernährung erhöhen. Ich hatte also immer ein Luxusproblem. Andere wollten abnehmen, ich musste zunehmen, was aber auch nicht sehr einfach war. Jetzt wiege ich ca. 55 Kilogramm, und ich kann dabei essen was ich will. Es kommt jetzt auch das auf den Tisch, was in der Sportlerkarriere nicht möglich war.

ATSV: Wir danken dir und deiner Familie für das nette Gespräch und freuen uns darauf, dich am 19. Juli beim Ortslauf wiederzusehen!


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