Österreichs Leichtathletik im Aufwärtstrend? Davon sprach man zumindest immer öfter in den letzten Jahren. Der Auftritt bei der Team EM in Kaunas (Litauen) war allerdings alles andere als ein Schritt nach vorne.
Hauchdünn entging unser Nationalteam dem Abstieg in die letzte europäische Leistungsklasse. Aus 40. Bewerben konnten unter den acht Nationen in der 2. Liga (dritthöchste Leistungsklasse) lediglich zwei Siege errungen werden.
Zwei Siege und drei Verletzte
Die steuerten bereits am Samstag die team2012.at-Läufer Andreas Vojta (1500 m) und Brenton Rowe (5000 m) bei. Sonst lief so ziemlich alles schief, was nur schief laufen kann. Hürdensprinterin Beate Schrott verletzte sich beim Aufwärmen am Oberschenkelbeugeransatz und musste auf einen Start in ihrer Spezialdisziplin über 100 Meter Hürden verzichten. Bereits am Vortag musste Hochsprung-Talent Josip Kopic verletzt auf die Konkurrenz verzichten. Da aller guten Dinge bekanntlich 3 sind, fiel mit Weitspringerin Marina Kraushofer eine weitere Athletin kurzfristig aus. Zahlreiche letzte und vorletzte Plätze, weit abgeschlagen von der Spitze, sorgten dafür, das das ÖLV-Team im Kampf um den Klassenerhalt nie frühzeitig durchatmen konnte.
Sprinter zurück
Schlussendlich konnte man den 6. Platz, der gerade noch zum Verbleib in der 2. Liga reicht, mit sechs Punkten Vorsprung auf den härtesten Verfolger Zypern verteidigen. Auf einen der beiden Aufstiegsplätze fehlten fast 50 Punkte. Hauptgrund ist nicht das Verletzungspech, sondern die zahlreichen Baustellen im Team. In einem Großteil der technischen Disziplinen können wir keine international konkurrenzfähigen Athleten aufstellen. Auch nicht gegen C-Nationen. Im Sprint schaut es um nichts besser aus. Über 100 und 200 Meter reichte es nie zu einer Platzierung in der vorderen Hälfte. Nur die zwei 4x100m Staffeln überraschten mit den Plätzen 2 und 3. Total düster die Bilanz über die Stadionrunde. Einen kompletten Salto Nullo fabrizierten die Herren mit dem letzten Platz im Einzelbewerb sowie auch über die 4x400m Staffeln. Bei den Damen reichte es immerhin zu Platz 5 bzw. 6.
EM-Touristen
In so manchen technischen Disziplinen, lässt sich die Bezeichnung "EM-Tourist" nicht mehr vermeiden. Besonders die Hammerwerfer blamierten sich mit jeweils 20 Meter Rückstand auf den Tagessieger bzw. die Tagessiegerin bis auf die Knochen. Zusätzlich gibt es auch im Diskuswurf und beim Kugelstoßen nichts zu holen für unsere Damen. Das einzig positive: Fast alle ÖLV-Athleten und Athletinnen sind noch sehr jung und haben ihr Leistungspotential bei Weitem nicht ausgeschöpft. Durchaus möglich, das in den kommenden Jahren statt "Abstiegskampf" "Aufstiegskampf" bei der Team EM angesagt ist.
Denn auch in Kaunas zeigten einige Athleten neben Vojta und Rowe ihre internationale Frühreife. Allen voran 400-Meter Hürdenläufer Thomas Kain, der in 51,80 Sekunden souverän zu Platz 2 lief. Auch Hürdenläuferin Verena Menapace, Dritte bei den Damen, holte das Maximum aus ihrem Leistungsvermögen heraus. Im Stabhochsprung egalisierte die 19-Jährige Kira Grünberg mit 4,15 Metern ihre persönliche Bestleistung und belegte Rang 3. Dreispringer Roman Schmied blieb als Vierter mit 15,65 Metern gleich 26 Zentimeter über seiner Bestleistung und holte damit deutlich mehr Punkte als gedacht.
Neben 24 Platzierungen in der 2. Hälfte (5. - 8. Platz) des Klassements, wurden elf Podiumsplatzierungen eingefahren. In Zukunft führt die Tendenz hoffentlich Richtung Top-3 Platzierungen.
Team-Europameister in Gateshead (Großbritannien) wurden die favorisierenden Russen, knapp vor Deutschland und Gastgeber Großbritannien.
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