Kaukasus Marathon Challenge 2024: Gmeinschaftsfoto beim Start
Kaukasus Marathon Challenge 2024: Gmeinschaftsfoto beim Start
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Kaukasus Marathon Challenge 2024 – 3 Marathons, 3 Länder

Das Sportreiseunternehmen Z Adventures mit Sitz in Doha bietet seit Jahren Lauferlebnisse in über 40 Ländern und auf sechs Kontinenten an.

Dazu gehören Kreuzfahrt-Marathon-Ausflüge in der Karibik, der höchste Straßenmarathon der Welt in Nordpakistan, der höchste Trail-Marathon am Kilimandscharo in Tansania, ein exklusives Laufprojekt auf der abgelegenen Insel Sokotra im Jemen und ein Spektrum an länderübergreifenden Laufherausforderungen in Asien, Europa, Südamerika, Antarktis und Afrika. Z Adventures (CEO ist der gebürtige Pakistani Ziyad Rahim) hält sieben Guinness-Weltrekorde, darunter für die höchsten Straßen- und Trail-Marathons.

In Katar organisiert das Unternehmen  über 30 jährliche Veranstaltungen im Rahmen der Qatar Running Series und gilt als führender Multisport-Veranstalter (siehe https://z-adventures.org/index.html).https://vg06.met.vgwort.de/na/057e36fb34a441c09464626f1c9f8f2e

Für die nach 2018 nunmehr 2. Ausgabe der „Caucasus Challenge“ habe ich mich bereits im Frühjahr 2024 angemeldet. Dieses Abenteuer „3 Marathons, 3 Länder“ (Aserbaidschan, Armenien und Georgien) findet vom 14. bis 21. September 2024 statt und richtet sich an Sportbegeisterte, die eine Kombination aus Laufherausforderungen und kulturellen Erlebnissen suchen. Aufgrund der zeitlichen Vorgaben von 7 Stunden ist diese sportliche Herausforderung für alle Läufer- und Walker-Typen geeignet. Es wird so die Möglichkeit geboten, neue Länder zu entdecken, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten der Regionen zu erleben. Die Distanzen reichen von 5 km und 10 km bis hin zum Halbmarathon und Marathon.

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

Eine besondere Zielgruppe sind die Marathonländersammler, die vielfach im Country Marathon Club und in der Globetrotter-Vereinigung – beide Clubs haben ihren Sitz in den USA – organisiert sind. Ihnen allen geht es neben dem sportlichem Erfolg (jeder Marathon erfordert eine körperliche Anstrengung bis hin zur Höchstleistung) und den Reiseerlebnissen vor allem um Länderpunkte.  Wenn man 3 Marathons in 3 benachbarten Ländern binnen 6 Tagen absolvieren kann, ungeachtet der Reisestrapazen, wie ich diese bei der Zentralasien-Tour im Oktober 2023 (4 Marathons in einer Woche) und heuer im Februar erneut bei der Guyanas Tour (3 Länder in einer Woche) in Südamerika erlebt habe, ergibt eine Überschlagsrechnung, dass Einzelreisen zu den Destinationen weitaus teurer kämen. Für die Amerikaner etwa ist eine Woche Urlaub eine „Ewigkeit“.

Kosten für das Marathon-Package in den drei kaukasischen Ländern

Die drei Marathons finden in Aserbeidschan, Armenien und Georgien statt. Im Package  enthalten sind die Startgebühr für alle drei professionell geleiteten offiziellen Marathons, drei Besichtigungstouren in den drei Ländern, alle Mahlzeiten  sowie eine stilvoll gestaltete Finisher-Medaille für jedes Rennen.

Die Verrechnung erfolgt in USD, der Grundpreis beträgt 1795 USD pro Person, Wer – wie ich –  ein Einzelzimmer beansprucht, zahlt einen Aufschlag von nochmals 400 USD. Nicht enthalten sind der Hinflug nach Aserbeidschan (Baku) sowie der  Rückflug von Tiflis (Georgien). Auch der  internationale Flug von Baku nach Tiflis ist separat zu bezahlen.

Anreise nach Baku im Wetterchaos

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

Während ich mich noch über ein sehr günstiges Flugticket von Wien nach Baku um ca. 345 Euro mit Aserbeidschan-Airlines die Woche davor gefreut habe, beginnt es wenige Tage vor der Abreise zu regnen, so stark, dass weite Teile Österreichs, besonders der Osten, überschwemmt werden und Katastrophenalarm ausgerufen wird. Es kommt bei den Flügen zu Ausfällen und stundenlangen Verzögerungen. Der am 14. Sept. für 11:20 Uhr angesetzte Abflug von Wien-Schwechat nach Baku erfolgt 1 ½ Stunden später, wodurch wir statt flugplangemäß um 17:10 Uhr erst um 18:30 Uhr am Heydar Aliyev International Airport landen. Ich habe über das Graaf-Hotel einen kostenpflichtigen Abholdienst bestellt, der Fahrer hat geduldig gewartet.

Der europäische Tourist mag staunen – wie ich – wenn er auf einer breiten Autobahn (Heydar Aliyev Avenu) vom Flughafen in die City von Baku fährt.  Aserbaidschan, das bis 1991 zur Sowjetunion gehörte,  ist ein (auch heute noch) totalitärer Staat in Vorderasien, zwischen Kaukasus und Kaspischen Meer gelegen, mit über 10 Millionen Einwohnern, das seinen wirtschaftlichen Aufschwung den bedeutenden Gas- und Ölreserven verdankt. Hauptstadt und mit rund 2,2 Millionen Einwohnern größte Stadt Aserbaidschans ist Baku („Baki“ auf Aserbaidschanisch), eine bedeutende Hafenstadt am Kaspischen Meer.

Das Wetter bei der Ankunft ist spätsommerlich mit Temperaturen am Tag an die 30 Grad C. Österreicher (Europäer, Amerikaner, eigentlich die meisten Ausländer) benötigen für die Einreise nach Aserbeidschan ein Visum, das man elektronisch über das Internet um ca. 70 Euro beantragen kann. Die Wartezeit am Schalter dauert nur 10 Minuten, dann betrete ich mit einem weiteren Stempel in meinem erst im November 2023 neu ausgestellten Reisepass die Ankunftshalle, wo ein Mann um die 30 eine Tafel mit meinem Namen hochhält. Er übernimmt meine schon etwas ramponierte Samsonite-Reisetasche auf Rollen und bringt mich zu seinem vor dem Flughafengebäude geparktem Auto.

Die Fahrtzeit wird ca. 20-30 Minuten betragen. Ich unterhalte mich mit dem Fahrer, er spricht passabel Englisch. Ich erfahre, dass Aserbaidschanisch zu den Turksprachen gehört und große Ähnlichkeiten mit der türkischen Sprache aufweist. Seit Dezember 1992 wird Aserbaidschanisch – in Anlehnung an das Türkische – in lateinischer Schrift geschrieben, zuvor wurde das kyrillische Alphabet benutzt.

Als Student war ich in den 1970ern öfters in der Türkei, bin um wenig Geld mit Bussen bis in den äußersten Osten des Landes gefahren und kenne alle größeren Städte. 1973 gab es an den Küstenabschnitten (der türkischen Riviera) von Izmir bis Antalya, Alanya und weiter bis Mersin kaum ein Hotel. Heute ist alles zugebaut.

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

In den damals nach allerlei Düften riechenden Bussen drang auch in der Nacht stets Musik aus dem laut aufgedrehten Radio. Man spielte u.a. Selda  Bağcan – ich frage ein wenig sentimental gestimmt den Fahrer, ob er das Lied „Kalenin Dibinde“ kenne. In den vergangenen Jahrzehnten wurde und wird es von anderen Interpreten in der Türkei vorgetragen, kopiert, neu aufgenommen. Er findet den Hit auf Youtube, ebenso „Yalan Dünja“. Selda ist heute 75, lebt zurückgezogen und war zeitlebens eine linksgerichtete Volksmusiksängerin, die gegen soziale Missstände auftritt. Der Fahrer will mir eine Freude machen. Er spielt während der restlichen Fahrzeit nur mehr Selda-Hits.

Das große Laufbuch der Trainingspläne

Als wir beim Graaf Hotel ankommen, wo wir bis Dienstag nächtigen werden, ist die Startnummernausgabe längst im Gange. Auch andere Teilnehmer an der Caucasus Challenge sind verspätet, einige wegen der Wetterkapriolen noch gar nicht angekommen. Diesmal erblicke ich in der Runde zahlreiche unbekannte Gesichter, Kollegen aus Dänemark, Finnland, der Sprache nach zu schließen, auch Amis sind dabei, die bei den Touren in Zentralasien (Oktober 2023) und Südamerika (Februar 2024) gefehlt haben.

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

Die Startnummernausgabe ist schon im Gange. Für mich ist die Nummer 48 vorgesehenen – in Relevanz zu meinem Alter, als ich meinen ersten Marathon absolvierte. Mehr als 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind gemeldet. Kurzfristige Anmeldungen von lokalen Sportlern nimmt Ziyad gerne entgegen, daher ist auch sein mitgeführtes Kontingent an Startnummern, Shirts und Medaillen etwas breiter. Wir bekommen (wie 2023 bei der Zentralasien-Marathontour) wieder ein schickes Kurzarmshirt ausgehändigt, das designmäßig auf der Rückseite die gesamte Marathonreise zusammenfasst und eigentlich erst am Ende der Tour getragen werde sollte.

Anschließend begibt sich die Gruppe zu einem Autobus, der uns in den kommenden Tagen zu den Marathonstartorten bringen wird und mit dem wir unsere vorgesehenen Ausflugsfahrten und Besichtigungen durchführen werden. In den kommenden Stunden werden wir in einem nahen Restaurant Abendessen, die Fahrt dorthin mit dem Autobus ist eher eine Prestigeangelegenheit denn nötig: einen Kilometer kann man auch zu Fuß gehen, wo doch die Anreisen im Flugzeit zumindest 4 bis 5 Stunden gedauert haben und man sich gerne die Beine vertreten würde.

Geführte Sightseeing-Tour am Tag des Formel 1 GP Aserbaidschan in Baku (15.9.2024)

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

An diesem Wochenende herrscht in Baku die Ausnahmesituation – nicht wegen uns, sondern wegen des Großen Preises von Aserbeidschan, ein Formel-1-Rennen, das seit 2017 auf dem Baku City Circuit in Aserbaidschan veranstaltet wird. Austragungsort ist ein Stadtkurs in der Hauptstadt Baku, die seit Tagen fast hermetisch abgeriegelt ist.

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

Unsere Sightseeing-Tour beginnt mit einem Stopp beim imposanten Heydar Aliyev Center, Kulturzentrum in der aserbaidschanischen Stadt Baku, das nach dem ehemaligen Präsidenten Heydər Aliyev benannt ist. Der in einer Parkanlage befindliche Gebäudekomplex wurde zwischen 2007 und 2012 nach Plänen der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid erbaut und am 12. Mai 2012 von Präsident Aliyev eröffnet. Die Fläche des Gebäudes beträgt rund 100.000 m², mehr als die Hälfte stehen für das Nationalmuseum, eine Bibliothek sowie Ausstellungs-, Konzert- und Konferenzsäle in unterschiedlicher Größe zur Verfügung. Die übrige Fläche wird für Treppenhäuser, Technik- und Versorgungsräume usw. genutzt. Das Auditorium bietet Platz für 1.000 Menschen.  

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

Der Stopp wird für Belegfotos genutzt, eine japanische Reisegruppe, die bunt gekleideten weiblichen Besucher mit wehenden Tüchern, macht uns die freie Motivwahl durch Sichtblockaden permanent streitig. Wir müssen geduldig warten, bis uns ein Gruppenfoto gelingt. Es kommt vor, dass sich der eine oder andere Japaner zu uns stellt, weil einige das „Caucasus Challenge“ Shirt tragen und so für Aufsehen sorgen.

Als wir anschließend  im Bus in die Nähe der Altstadt transportiert werden, ist der Zugang nur über eine aufgebaute Brücke möglich – Treppensteigen vor einem Marathon ist ok, aber alles ist höchst umständlich. Die Sperrgitter sind mit Planen überzogen, der Blick auf die Rennstrecke und die Zuschauertribüne deutlich eingeschränkt. Nur wer ein Ticket vorweisen kann, darf rein und käme so entlang der Strecke voran. So mancher (Einheimische oder Tourist) hat sich eine gute Sicht durch einen Positionswechsel verschaffen können – vom Vorbau oder aus einem Fenster eines angrenzenden Hauses, vielleicht durch Hinüberklettern über den oder durch Hindurchzwängen durch eine Montagelücke des metallenen Begrenzungszaunes oder aber mit einer entsprechenden Zuwendung an eine Vertrauensperson.

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

Unsere Tourguide Sabina ist eine Frau um die 40, die aus Aserbeidschan kommt und uns nichts über die Formel 1 erzählen, sondern die historischen Sehenswürdigkeiten der Altstadt erläutern wird. Zu uns stößt Kollege Ernst Fink aus der Steiermark, der aus Vietnam kommend morgen beim Marathon in Baku antreten will. Ernst ist ein Marathon(länder)sammler und Mitglied des Country Club, der in Österreich im nationalen Ranking weit vorne liegt und schon bald sein 100. Country verbuchen wird.

Die nächsten Stunden verbringen wir in der Altstadt, der Weg runter zum Meer (Baku Boulevard) ist wegen der Formel 1-Zäune versperrt. Vorgesehen war aber ohnehin der gemeinsame Besuch des Palastes der Schirwanschahs, ein Komplex der herrschaftlichen Bauten auf dem Gipfel des Hügels von İçəri Şəhər (wurde 2000 ins Weltkulturerbe aufgenommen) in Baku. Die Schirwanschahs waren eine muslimische Dynastie, die in der Region Schirwan im Gebiet des heutigen Aserbaidschans regierte.

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

Wir kommen an der Juma-Moschee, eine der ältesten Moschee in Aserbaidschan aus dem 8. Jh. n.Chr. vorbei, spazieren zum Jungfrauenturm und besuchen das Miniaturbuchmuseum.  Inzwischen dröhnen die Motoren der Formel 1-Boliden so laut, dass ich mich frage, welchen Sinn solche Rennen eigentlich haben sollen. Und dennoch sieht man Fans aus aller Welt, die diesem Motorzirkus von Woche zu Woche nachfolgen – demnächst nach Singapur.

Die Tour endet nach dem Lunch, wir fahren zum Hotel zurück. Die Metrostationen liegen in Baku sehr weit auseinander. Ich spaziere vom Graaf Hotel ca. 2 km nach Ganclik (rote Linie), kaufe am Terminal um 5 Manat (1 Euro = 1,8 Manat) eine Wertkarte, die selbst 2 Manat kostet, von den verbleibenden 3 Manat wird der Einzelfahrschein (ca. 0,50 Manat) solange abgebucht, bis das Guthaben aufgebraucht ist. Die Fahrt nach Sahil (zu Deutsch: Küste) dauert ca. 20 Minuten, aber obwohl das Formel 1-Rennen, dass der McLaren-Pilot Lando Norris, ein Außenseiter, gewann, längst vorbei ist, bleiben die Sperren aufrecht. Nur mit einem Ticket wäre ich an den Polizisten vorbeigekommen.

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

Gegen 19 Uhr haben wir dann Gelegenheit, uns in einem anderen Restaurant für den morgigen Marathon bei traditioneller  aserbeidschanischer Kost, die viel gekochtes Gemüse enthält, zu stärken.

Waterfront Marathon in Baku

Strecke Baku Marathon

Leider ist das Rennen nicht auf der berühmten Marmorpromenade in Baku vorgesehen, sondern ca. 5 km außerhalb der Stadt in einer der Unterhaltung und Kultur gewidmeten Zone direkt am Meer. Der Marathonkurs verläuft ausgehend vom Picknick-Park entlang der Promenade beim Surakhani "Ship Museum“ hin zum „YARAT“ Contemporary Art Center und in die Nähe des State Flag Square. Anschließend erfolgt die Wende, nach 100 m am Rückweg ist eine Labestation. Eine Länge beträgt 2,1 km, je 10 Runden hin und je 10 Runden zurück zum Start im Picknick Park sind zu laufen bzw. zu walken – in der Ausschreibung wird darauf hingewiesen, dass Walker am Marathon teilnehmen dürfen, zumal 7 h + als Finisherrichtzeit angegeben werden. Damit ist gerade für mich, dessen Laufleistungen in der letzten Zeit wegen allerlei Beschwerden signifikant schlechter geworden sind, jeglicher Druck weg, auch einen Besenwagen gibt es hier nicht.

Kaukasus Marathon

Schon am Morgen noch vor dem geplanten Start um 8 Uhr, der sich wegen Verkehrstau bei der Busanreise um eine halbe Stunde verzögern wird, hat es bei einem wolkenlosen Himmel über 20 Grad C. Die Temperatur wird zu Mittag fast 30 Grad erreichen, es ist zu warm für einen Marathon. Aber alle Teilnehmer sind hoch motiviert und starten mit Zuversicht los.

Marathon in Baku

Thomas Godlewsky, erst vor einigen Wochen am Meniskus operiert, zählt zu den Power-Walkern, denen ich mich anschließe. Er verkündet, dass er einen Kilometerschnitt unter 7 Minuten schaffen würde. Aber schon auf der 1. Runde kann ich ihn mit 8:30 min/km überholen. Doch wegen der Hitze bediene ich mich bei der Labe nach der ersten Wende, die nicht auf dem direkten Weg zurück liegt, sondern ca. 20 m abseits. So verliere ich den gesamten Vorsprung (eh nur 50 m) auf Thomas bereits nach 20 Minuten und 2,2 km. Nur einer liegt noch hinter mir – ein „berühmter“ Ami, nämlich Ritchie Holmes, Gründungsmitglied der Marathon Globetrotters und mit bald 130 Ländern und 750+ absolvierten Läufe über die 26,2 Miles einer der führenden US-amerikanischen Marathonsammler.

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

Es ist das erste Rennen auf der Tour, alle haben ihre Kraftreserven noch im Talon, dennoch setzt die Hitze allen zu. Ernst Fink, der sich für den Seoul Marathon am 3. Nov. 2024 angemeldet hat, welcher  offiziell nur 5 Stunden offen ist, will sich heute beweisen, dass er eine solche Zeit trotzdem schaffen kann.

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

Der Untergrund besteht aus einer Art Betonfliese, was mir eigentlich zusagt, wenn man eine dicke Laufschuhsohle hat und sich ein wenig abstoßen kann. Aber wegen kaum mehr vorhandener Innenknorpel in beiden Knien kann ich nicht mehr richtig laufen, es ist nur mehr ein schnelles, z.T. raumgreifendes Gehen möglich, um die Schmerzen erträglich zu halten. Eine echte Hilfe ist die Ablenkung – wenn man mit einem gleich „schnellen“ Kollegen wie Thomas oder Rich Holmes spricht und die Dinge um sich „vergisst“.

Kaukasus Marathon Challenge: Baku

Es kommt aber andauernd zu Begegnungen, ich nutze diese Gelegenheit für Belegfotos.  Nestor  Malinao aus den Philippinen, der in Doha arbeitet und dort an den Laufveranstaltungen von Ziyad teilnimmt, hat sich nur für den Halben registriert, dann aber auf Zureden umdisponiert und entpuppt sich heute als der Schnellste. Auch die Dänin Lone Friis ist wie Ricky Anderson schnell unterwegs, sodass sich für beide eine sub 5 h-Zeit ausgehen könnte. Das breite Mittelfeld (Dieter Max Elster, Sally Shreeves, Thomas Bentsen, Yvonne Dubois, Jay Johnson und Adel Erdaty), ist auf eine Finisherzeit unter 6 h quasi abonniert, die Langsamen wie ich (und Tor Rönnow, Juhani Aho, Steven Fuller, Thomas Godlewsky u.a.) wollen unter 7 h bleiben.

Kaukasus Marathon Challenge 2024: Anton Reiter auf der Laufstrecke in Baku

Ich kann Thomas Godlewsky auf meiner 10. Runde (Halbdistanz) wieder einholen, dann aber entwischt er mir, weil er nie eine Zwischenlabe in Anspruch nimmt – die etwas abseitige Lage an einer Mauer und die Entfernung von gut 20 m zum direkten Weg sind der Grund. Es wird so heiß, dass mein Durst immer größer wird. Die Betreuung an der Hauptvorratsstelle beim Start lässt zu wünschen übrig: statt Wasser und Cola in Becher zu füllen, stehen die Helferinnen herum und starren auf ihre Smartphones. So muss jeder, der etwas trinken will, Wasser- oder die 2 Liter Cola-Flaschen erst aus einer mit Eiswürfeln gefüllten Wanne „fischen“, den Verschluss runterschrauben und auf dem Tisch, wo mit Nüssen gefüllte Becher  herumstehen, nach einem leeren Trinkbecher suchen. So verliert man (viel) Zeit.

Kaukasus Marathon Challenge: Bild 54

Nach der Wende auf der vorletzten Runde, bei Kilometer 38, gelingt es den um 2 Jahre älteren Richie Holmes mich zu „überholen“ – weil er nicht zur Labestelle abzweigt, sondern weiterstapft. Ich gönne mir ein Minute Pause und genieße das kalte Cola.  

Kaukasus Marathon Challenge 2024: Zielfoto mit Anton Reiter

Auf der letzten Runde begegnen wir uns beim Yarat Museum erneut, er hat die Wende schon hinter sich und ist auf dem Rückweg ins Ziel, ich liege nun ca. 900 m hinter ihm. Sub 7 h gehen sich aber für uns beide nicht mehr aus, mit (für mich enttäuschenden) 7:13 h bleibe ich 9 Minuten hinter ihm. Auch Steven Fuller hat sich mehr erwartet, seine 7:02 h sind für einen 75-jährigen aber eine bemerkenswerte Leistung. Ziyad dirigiert jeden Finisher für ein Foto hinter ein Spannbanner mit dem Motto der Veranstaltung.

Sobald ich als Letzter des heutigen Tages im Ziel bin, wird zusammengeräumt. Der Autobus wartet schon und bringt uns zum Hotel zurück. Zum Erholen und Verweilen bleibt wenig Zeit – bereits morgen um 9:30 Uhr fliegen wir nach Tiflis.

Weitere Fotos

Ergebnisse: https://www.webscorer.com/racealldetails?raceid=366565

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