Maraton de México 2024 Medaille
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Erfahrung Mexiko City Marathon: Die Strecke genießen

Um sicher zu gehen, nicht auch heuer wieder die Anmeldefrist für den Mexiko City Marathon zu versäumen, registriere ich mich bei raceroster.com bereits im Mai 2024.

Die Höhe des Startgeldes von 110 USD für Ausländer hat sich im Vergleich zur 40. Jubiläumsveranstaltung 2023 nicht geändert, erscheint aber für ein Entwicklungs- oder zumindest Schwellenland wie Mexiko meines Erachtens als etwas zu hoch. Einheimische zahlen daher deutlich weniger, nämlich zeitlich gestaffelt zwischen $600 und $700 Pesos (1 Euro = 20 Pesos, MXN), also zwischen 30 bis 35 Euro.

Anreise

Mexico City Marathon 2024

Auch den Flug buche ich rechtzeitig, bereits im Juni  über Lufthansa  um 1315 Euro in der Economy Class für beide Strecken. Zirka 170 Euro zusätzlich kosten dann zwei Sitze mit mehr Beinfreiheit.https://vg06.met.vgwort.de/na/5a07d834f61b4c158f61d7727f9ba9a7

Doch Ende Juli infiziere ich mich nunmehr zum vierten Male mit Corona, was dazu führt, dass ich sogar 2 Tage ins Krankenhaus stationär eingewiesen werde und den zusätzlich für den 4. August bereits  fix gebuchten Ankor Wat Marathon in Siem Reap (Kambodscha) ausfallen lassen muss. Keinesfalls genesen trete ich dann trotzdem die Reise nach Mexiko City am 22. August an, wissend, dass mit anhaltenden Kreislaufproblemen und körperlicher Schwäche ein Marathon in dünner Luft auf 2300 m Seehöhe ein Prüfstein für die Fitness sein würde.https://vg06.met.vgwort.de/na/8a45b8e942f944739c893846138f0114

Mexico City Marathon 2024

Ich fliege zunächst von Wien mit der AUA nach Frankfurt, dann mit einer „betagten“ Boeing 747-800 nach Mexiko City weiter. Der Sitz 18 F (61 Euro Extrakosten) erweist sich als Zumutung: defekt und nicht mehr verstellbar (ich würde wetten, dass ihn Lufthansa seither so belassen hat) und zudem ist der mittlere Sitz daneben in der Dreierreihe mit einem gut 120 kg wiegenden Nachbarn überdimensioniert ausgefüllt. Während der 13 Stunden habe ich nie richtig Platz zum Sitzen, da der wegen seines eingeschränkten Englisch und der hörbar slawischen Aussprache vermutlich aus Osteuropa kommende Passagier einen Teil seines Oberkörpers permanent auf meine Seite verlagert. Von sich aus bietet mir Lufthansa keinen Ersatzsitz an, auf Anfrage sei einer in der Premium-Economy um zusätzlich 498 Euro frei  – meine 61 bezahlten Euro für 18 F vor Reiseantritt will man mir aber nicht abziehen, so bleibe ich (verärgert), wo ich bin.

Mexico City

Wir kommen vor 17:30 Uhr pünktlich am „Aeropuerto Internacional Benito Juárez de la Ciudad de México“ (benannt nach Benito Juarez, einem bedeutenden mexikanischen Präsidenten des 19. Jahrhunderts) an, doch 7 Stunden Zeitdifferenz sollten in den kommenden Tagen für mich eine Hürde bedeuten. Die Einreise resp. die Passkontrolle geht rasch vonstatten, dennoch wartet der über booking.com bezahlte Shuttledienst (ca. 19 Euro für 7 km in die Altstadt) nicht auf mich. Üblich ist eine Stunde Wartezeit, dieser Fahrer hält sich aber nicht daran. Ich nehme einen Bus um 30 Pesos (ca. 1,50 Euro) und anschließend ein Taxi (180 Pesos) zum gebuchten Roble Hotel in der Calle República de Uruguay, nur einige Hundert Meter von der „Plaza de la Constitución“, dem „Zócalo”, entfernt, wo der Zieleinlauf des Marathons am Sonntag sein wird.   

Mexico City

Booking.com weist das Roble Hotel mit 4 Sternen aus, Faktum ist, dass es weder einen Kühlschrank noch ausreichend Komfort im Zimmer inkl. Bad gibt. Auch kein Frühstück wird im Haus serviert, dieses wird mit einem Bon in einem Nebengebäude resp. unabhängigen Restaurant angeboten. Die WLAN-Verbindung funktioniert im Hotel allerdings gut. Mein Anreisetag klingt beim Abendessen im besagten Nachbarrestaurant mit einer Portion Hühnerfleisch gewürzt mit Chili aus. Auf Tacos verzichte ich zunächst, dieses Nationalschnellgericht mit verschiedenen Füllungen gibt es ja an jeder Ecke. Nicht aber auf ein ordentliches Cerveza, ein Bier der in Mexiko bekannten Marke Corona Extra, das ich auf unserer Weltreise mit der Costa Deliziosa 2014/15 an den über 100 Tagen gerne getrunken habe.

Für meine Marathonteilnahme keine Rolle spielen sollte eigentlich, dass die Beziehungen Mexikos zu Österreich (seit Jahrhunderten bis auf Karl V zurückgehend) ja irgendwie getrübt sind. Erzherzog Ferdinand Maximilian, jüngerer Bruder von Kaiser Franz Joseph I. aus dem Haus Habsburg-Lothringen, wurde 1864 auf Betreiben Kaiser Napoleons III. von Frankreich als Kaiser von Mexiko inthronisiert, dann 1867 von der legitimen Regierung des Präsidenten Benito Juárez gefangen genommen, von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt und anschließend hingerichtet.

Und die Mexikaner wollen seit Jahrzehnten die Federkrone von Aztekenherrscher Montezuma zurückhaben. Bereits im frühen 19. Jahrhundert wurde der Kopfschmuck nach Wien gebracht und im Unteren Belvedere ausgestellt. Heute ist dieses Artefakt im Weltmuseum in Wien zu sehen. Die Rückgabe wird von Österreich aber verweigert, gerichtliche Verfahren laufen.

Bei der Expo am Freitag (23. August)

Das Land Mexiko, eine präsidentielle Republik, hat derzeit (mehr geschätzt als auf einer ordentlichen Volkszählung basierend) 127,5 Millionen Einwohner und ist mit einer Gesamtfläche von fast zwei Millionen Quadratkilometern der fünftgrößte Staat auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Offiziell soll die Hauptstadt Mexiko City „nur“ 21 Millionen Einwohner haben, der Taxifahrer sprach gestern von 28 Millionen, denn tägliche strömen Tausende vor allem auch aus südamerikanischen Nachbarstaaten wie Kolumbien oder Venezuela nach Norden und schaffen es erst gar nicht in die USA, bleiben vielfach in Mexiko City hängen.

Das Viertel, wo ich 5 Nächte für 450 Euro gebucht habe, liegt nur ca. 300 m südlich der Altstadt, wo viele bedeutende Sehenswürdigkeiten, u.a. die berühmte Cathedral  Metropolitana de la Ciudad de Mexico, der Palacio de la Autonomía de la UNAM, el Templo mayor (der Aztekentempel aus dem 13. Jahrhundert) und el Plaza de la Constitución (Zócalo) zu finden sind. Aber was mir schon am ersten Tag auffällt, ist der Mangel an Lebensmittelgeschäften in den Straßen: Es gibt keine – nur Textilien, Kitschläden, Imbissstuben, Restaurants, aber keinen Supermarkt, nicht einmal Obstläden. Man muss zu den großen Märkten fahren oder wissen, wo man diese in der Metropole findet, um „productos alimenticos“ zu bekommen. Ich bin ja gewohnt, mich mit Gütern des sog. täglichen Essensbedarfes zusätzlich einzudecken, dazu gehören bspw. Milchprodukte, Obst und Getränke.

Vorrangig ist aber an diesem neuen und 2. Tag, zunächst zur Expo zu kommen, die sich weit weg vom Centro historico de la Ciudad de Mexico befindet. Im Hotel werden keine Stadtpläne aus Papier ausgegeben, so nutze ich noch im Zimmer meinen Internetzugang und stellt mir die Route auf Basis des Netzplans der U-Bahn zusammen und nutze zudem Google Map.

Am Wege dorthin komme ich zum Zócalo („te invitamos a visitar el espacio mas emblema de Mexico“, lautet die Botschaft an Spanisch sprechende bzw. verstehende Touristen), wo die organisatorischen Vorbereitungen für den Mega-Marathon voll im Gange sind.

Das große Laufbuch der Trainingspläne

Mexico City

Ich finde zahlreiche einladende Fotomotive vor: Absperrungen werden verschraubt, Putztrupps reinigen den betonierten Platz, in Seitenstraßen protestieren verschiedene politische Gruppen gegen die Regierung und erinnern an die vielen verschwundenen Menschen in Mexiko, die seit Jahren von einem Tag auf den anderen verschollen sind, auf ihren Tafeln oft persönlich eine bestimmte Person ansprechend: „Perdon nunca olivido Jamas!“

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Ich frage mich durch, wo sich das Hauptpostamt („Correo Mayor“) befindet. Ansichtskarten werden vor dem Palacio Postal privat („ etwas überteuert“) um 20 Pesos angeboten, die Briefmarke nach Europa kostet am Postschalter dann nur 15 Pesos. Ich schreibe an einige ältere Leute (Bekannte und Verwandte) gerne Ansichtskarten, was ja in der heutigen Zeit aus der Mode gekommen ist. Aber das 1907 eingeweihte Hauptpostamt ist selbst eine architektonische Attraktion der Altstadt von Mexiko City. Das Gebäude ist mit Kunstwerken wie Wasserspeiern, Marmorornamenten und Gipsarbeiten gefüllt. Die Treppen bestehen aus mexikanischem Marmor und die Bronzen wurden in Florenz hergestellt. Das Hauptpostamt verfügt über ein Museum mit historischen Objekten und Dokumenten. Ich verbringe eine gute Stunde dort, halte mich beim Postkartenschreiben sehr kurz.

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Wieder zurück am Zocalo auf dem Weg zur Metro angekommen, wo sich inzwischen gegenüber der Kathedrale viele private Händler ihren Souvenirstand aufgebaut haben, die allerlei (auch Ramsch) verkaufen, ist zu ergänzen, dass die U-Bahn in Mexiko City bereits 1969 eröffnet wurde. Sie hat heute 12 Linien und ein Streckennetz von ca. 200 km, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Die Einzelfahrt kostet 5 mexikanische Pesos (0,20 Euro). Ich kaufe eine wieder aufladbare Chipkarte gegen 50 Pesos, davon sind 20 Pesos Pfand, wenn man die Karte zurückgeben will.

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Meine Route zur Expo sieht wie folgt aus: Von der Station Zocalo/Tenochtitlan geht es mit der blauen Linie 2 vier Stationen in südliche Richtung nach Chabacano, hier steige ich in die braune Linie 9 um, ohne die Chipkarte neu beanspruchen zu müssen und nach drei Stopps in Chipalcingo wieder aus. Als ich Dutzende Einheimische in Sportkleidung sehe, frage ich auf Spanisch (ich verfüge über Grundkenntnisse), wie ich am besten/schnellsten zum World Trade Center (Centro Internacional de Exposiciones y Convenciones WTC) komme, wo die Marathon-Expo seit Donnerstag 09:00 Uhr und noch bis Samstag gegen von 08:00 bis 18:00 Uhr offen sein wird.

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Alfonso, ein Mann Mitte 40, zeigt mir sein ID-Patch und schlägt vor, ihm mit dem Metrobus zur Station Poliforum zu begleiten – diesmal muss ich die Chipkarte aber entwerten – und dann ca. 300 m mit ihm zu Fuß zum 1966 erbauten und 1972 als Hotel de México eröffneten Gebäudekomplex, der heute primär für Ausstellungs- und Bürozwecke auf 50 Etagen genutzt wird, zu gehen.

Die Marathonexpo ist im 1. Stock, die Besucher fahren mittels Rolltreppe hinauf. Ein großes Plakat mit der Aufschrift „Bienvenidos“ begrüßt uns.

Mexico City Marathon 2024

Ich habe bei angeblich großen Marathons schon deutlich kleinere Messen erlebt, was die Dimension der Ausstellung betrifft. Ob nun tatsächlich 37.000 Läufer registriert sind und vielleicht auch nur 30.000 ihre Startnummer plus Goodiepackage in den kommenden Tagen abholen werden, ist fast schon nebensächlich, wenn erkennbar so viel Platz, nennen wir es Stauraum, bereitsteht. Als ich um 11:30 Uhr zum Schalter mit der Aufschrift „Number 5000-6000“ komme, ist nur ein Mann vor mir.

Mexico City Marathon 2024 Shirt

Offenbar hat man den internationalen Läuferinnen und Läufern niedrigere Nummern zugeteilt, wie dies bspw. schon im Juni beim Rio Marathon geschah. Binnen 5 Minuten ist bei mir alles abgewickelt. Ein schön designtes Shirt in einem kleinen, schicken Tragerucksack, den man auch zwecks Abgabe von Utensilien vor dem Start nutzen kann, wird mit einigen Warenproben zusätzlich ausgehändigt.

Mexico City Marathon 2024

Auf einem großen Plakat sind die Startkorridore zu sehen – ich bin dem 2. Block B (grün) um 6:20 Uhr zugeteilt. Drei Blöcke, nämlich A, B und C (Start erst zwischen 6:30 und 7:00 Uhr) gibt es. Zudem studieren viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor einem anderen Plakat die genaue Route, die auch auf der Website abgebildet ist und mit Google Maps entsprechend größenmäßig verändert werden kann.

Nun erblicke ich Alfonso, der im Organisationskomitee arbeitet und selbst beim Marathon dabei sein will. Er weist darauf hin, dass heute gegen Mittag im Zuge der Präsentation der kenianischen Eliten auch erwähnt werden soll, wo und wann morgen die Shuttlebusse zum Start beim Olympiastadion (Estadio Olímpico Universitario) fahren werden. Er erwarte sich, dass diese Information zudem noch im Laufe des Tages auch auf einer von mehreren Veranstalter-Websites zu finden sein werde.

Mexico City Marathon 2024

Auch eine Nachmeldemöglichkeit um $1.150 Pesos wird geboten (nur in Kombination mit der Aktion „Corre con Causa” und bei verfügbaren freien Plätzen) – letztes Jahr habe ich mehrmals per Email danach angefragt, bekam aber nie eine Antwort. Ich würde 1000 Pesos nachträglich wetten, dass dies auch bei der 40. Edition des berühmtesten Marathons in Mexiko voriges Jahr der Fall gewesen war, leider war ich nicht couragiert genug, auch ohne Voranmeldung hinzufliegen und es einfach zu versuchen.

Ich verabschiede mich und wünsche Alfonso einen guten Lauf. Kurz schaue ich bei der Expo im Speziellen vorbei. Unter anderem sind auch Aussteller und Marathonveranstalter aus dem Ausland anwesend – so wird der Miami Marathon groß beworben. Gegen 14 Uhr verlasse ich die Marathonmesse und nehme den gleichen Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück zum Zocalo. Schon bei der zweiten Fahrt mit dem Metrobus muss ich mein Guthaben wieder auffüllen, 50 Pesos tun es fürs erste.

Mexico City Marathon 2024

Stadtrundfahrt mit dem Turibus

Nach einem Imbiss in der Av. 5 de Mayo erkundige ich mich nach einer mehrstündigen Ausflugstour mit einem der an der Ecke zur Kathedrale wartenden Turibusse. Der Centro Circuito Historico mit 16 Stopps (um 240 Pesos mit Audiozuspielung in mehreren Sprachen) wird am meisten nachgefragt.  Neben den bedeutenden Sehenswürdigkeiten etwas außerhalb vom Zocalo sind hier mehrere Halts geplant, an denen der Marathonkurs vorbeiführen wird. An jeder Station kann man aussteigen, sich umsehen, fotografieren und nach ca. 20 Minuten wieder in einen von mehreren Bussen, die laufend nachkommen, bis ca. 20 Uhr zusteigen.

Ich setze mich auf die offene Etage des Busses, die eine bessere Sicht ermöglicht. Eine Angestellte will mir einen Sombrero verkaufen, der gegen die Nachmittagssonne schützen soll. Manchmal spart man an der falschen Stelle, 180 Pesos (9 Euro) hätte ich mir leisten können. So aber spüre ich die Sonne am Kopf, was ich mit Fortdauer als unangenehm empfinde.

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Der Bus fährt gleich zu Beginn wieder am Hauptpostamt vorbei, welches ich nun von oben knipse. Ebenso am Nationalen Kunstmuseum, das gewiss viele Eindrücke geboten hätte. Trotz Konzentration auf das sportliche Umfeld versuche ich auch ein wenig Kultur, nennen wir es einige Sightseeing-Eindrücke von jeder Marathonreise mitzunehmen. Das gelingt an Bord eines nicht überdachten Ausflugsbusses visuell schon ganz gut.

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Man muss aber gestehen, dass die Zusatzinformationen, was die Stopps betrifft, nicht wirklich ausreichen, um die mitgelieferten historischen Fakten vollständig zu verarbeiten. Ich fotografiere drauflos und stelle fest, dass Mexiko Stadt riesige Dimensionen einnimmt, die man vielleicht beim Marathon etwas überbrücken wird können.

Zum 1956 errichteten, 183 m hohen Lateinamerika-Tower (Torre Latinoamericana), einst das höchste Gebäude Lateinamerikas und in einem Erdbebengebiet errichtet, bin ich ja bereits vom Zocalo kommend hin spaziert – um auf die Plattform hinaufzukommen, benötigt man eine Eintrittskarte. Ein Stopp ist hier aber nicht vorgesehen, auch nicht am 1883 errichteten Teatro Hidalgo, das nach dem Priester Miguel Hidalgo, Anführer der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung und Pfarrer von Colima benannt ist.

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Vom 135 m hohen Torre Cabillito, an dem der Bus vorbeifährt und auch der Marathonkurs am Wege zurück zum Zocalo laut Plan nach Kilometer 30 entlang führen wird,  habe ich vor meiner Reise nach Mexiko City noch nie etwas gehört.  Es handelt sich um einen Wolkenkratzer am Paseo de la Reforma 10, der zu den modernen architektonischen Bauten der Stadt zählt und durch seine dottergelbe Farbe visuell im Gedächtnis bleibt.

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Beim Monumento a la Revolucion aus den 1930er-Jahren, ein 65 m hohes architektonisches Werk und ein Mausoleum, das dem Gedenken an die mexikanische Revolution gewidmet ist, steigen zahlreichen Passagiere aus, ich bleibe sitzen, nutze aber die gute Sicht für einige Belegfotos.

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Der Bus fährt an der Bolsa de Mexico vorbei, die eigenwillige Glaskuppel der Börse sticht ins Auge – auch der Marathonkurs wird hier vorbei gehen.

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Ein überaus beliebter Ausstiegspunkt ist das Monumento a la Independencia mit dem Engel an der Spitze. El Ángel de la Independencia, vom Architekten Antonio Rivas Mercado entworfen und gebaut,  ist ein Denkmal in Mexiko-Stadt, das sich am Rand der Innenstadt befindet und der Berliner Siegessäule ähnelt. Dieses Unabhängigkeitsdenkmal „bewacht“ seit den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Mexikos im Jahr 1910 den Kreisverkehr am Paseo de la Reforma. Auch der Marathonkurs wird hier vorbeiführen.

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Aussteigende halten sich mit einsteigenden Passagieren die Waage, als der Bus beim Auditorio de Nacional, einer großen Mehrzweckhalle am Paseo de la Reforma, hält. Vorerst bleibe ich sitzen, doch beim Campo „Militar“ Marte, einem Reitsportzentrum, steige auch ich aus und gönne mir eine Pause – bei einem kühlen Cola auf einer schattigen Bank im nahen Bosque de Chapultepec.

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Auf der Fahrt langsam zurück zum Ausgangspunkt folgt der Fuente de Cibeles (Kybele-Brunnen), Nachbau eines historischen Brunnens in Madrid, als nächstes Fotoobjekt. Es handelt sich um einen großen Springbrunnen mit der Bronzestatue einer römischen Göttin, der 1980 in der Colonia Roma aufgestellt und 2011 renoviert wurde.

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Erneut kommen wir beim Monumenta de la Independencia vorbei, diesmal von der anderen Seite –ein oder zwei Fotos sollten für Belegzwecke im Bericht wohl genügen.

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Beim Plaza Comercial Reforma steige ich dann aus, gehe in ein Restaurant etwas essen – Burritos mit Hackfleisch und scharf gewürzt.

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Als ich nach einer Stunde wieder zusteige, begrüßt mich ein weiblicher Tourguide – die Dame hat mir am Zocalo vor gut zwei Stunden das Ticket verkauft, offenbar ist sie jetzt mit einer anderen Gruppe im Turibus nachgefahren.

Auch beim Anthropologie Museum steigen welche aus und zu. Ich fühle mich schon etwas müde, aber es wird noch 20 Minuten dauern, bis wir dann wieder die Av. 5 de Mayo erreicht haben werden, wo der Bus zum Zocalo abbiegen wird.

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Mir ist bewusst, dass man sich für so eine Sightseeing-Tour schon vorher informieren sollte – obwohl ich auf eine Übersetzung in eine andere Sprache verzichtete habe, konnte ich dennoch das meiste von den in Spanisch vorgetragenen Erläuterungen verstehen und kognitiv verarbeiten.

Mein Marathontag

Noch am Abend frage ich persönlich am Metroschalter der Linie 2 nach, ob morgen wie im Web angekündigt, die Station am Zocalo bereits um 05:00 Uhr geöffnet sein würde. Läufer hätten so nach Umstieg in die Linie 3 in Hildalgo direkt bis nach Copilco (eine Station vor dem Olympia Stadion) (gratis) weiterfahren können. Alternativ stehen auch Shuttlebusse bereits ab 05:30 Uhr an verschiedenen Treffpunkten in der Innenstadt bereit.

Der Wetterbericht sieht eine leichte Bewölkung vor, die sich gegen 10 Uhr vormittags auflösen wird, Schönwetter mit strahlendem Sonnenschein ist zu erwarten – wie ich bei der Stadtrundfahrt bemerkt habe, wiesen die Streckenabschnitte auf den langgezogenen Straßen wie die  Avenida Insurgentes Sur oder der Paseo de la Reforma keine Schattenspender, außer man weicht auf die Gehwege aus, die tlw. von Bäumen überdacht werden. 

Frühstück gibt es natürlich keines in meiner als Viersternhotel bei booking.com angebotenen „Absteige“. Ich  habe mir daher selbst etwas zusammengestellt – leider ist auch kein Wasserkocher im Zimmer. Meine Lehre für das nächste Mal: in Mexiko City sollte man nur ein 5 Sterne-Hotel buchen, um einigermaßen Komfort zu haben.

Als ich aus dem „Hotel“ Roble komme, erblicke ich Dutzende Läufer, die die Calle Jose Maria Pina Suarez nach Süden eilen. Ich schließe mich an und wir gelangen alsbald zu abfahrbereiten Bussen. Nach rund 10 Minuten Fahrt müssen wir umsteigen. Es dauert nochmals 10 Minuten, bis wir das Olympia Stadion erreichen. Bis zum Start der Sportler mit Behinderung und anschließend der Elite wird es noch eine Stunde dauern.

Mexico City Marathon 2024

Ich bin am Wege zum Block B, der an der anderen Seite des Stadions ist. Eine Tragetasche zum Abgeben von Kleidungsstücken habe ich nicht dabei. Kaum jemand nützt diese Option, vielmehr drängen Tausende in den Block A, auch jene, die auf ihren Startnummern nicht die entsprechenden Farben grau, schwarz und gelb haben. So schließe ich mich an, der einzige Ordner  lässt uns gewähren. Aber als ich dann in Gruppe A bin, wird deutlich, dass bereits Tausende auf den Start warten, die während der letzten paar Minuten in den Korridor A geströmt sind.

Mexico City Marathon 2024

Ein Amerikaner vom Organisationsteam spricht per Lautsprecher zu den Läufern und berichtet mit viel Pathos und Euphorie, dass 37.000 gemeldet sind, darunter 55 verschiedene Länder, aus denen wiederum ca. 550 Einzelsportler kommen – das sei Rekord und man sei sehr stolz.

Leider war es in den Wochen davor technisch nicht möglich, registrierte Personen vor dem Lauf auf raceroster.com zu finden. Ich denke, dass vom Country Marathon Club vielleicht doch jemand außer mir dabei sein könnte.

Das Warten zieht sich, aber in Gruppe B würde ich wohl erst nach 6:20 Uhr wegkommen, im Block A sollte dies rund 10 Minuten früher möglich sein.

Mexico City Marathon 2024 Strecke

Kein Arzt, schon gar nicht einer aus dem Krankenhaus, der mich Ende Juli auf Verdacht einer Lungenembolie behandelt hat, hätte mir grünes Licht für eine Marathonteilnahme gegeben. Ein Start ist gegen die Vernunft, das ist mir bewusst, aber ich habe solche „Aktionen“ schon in früheren Jahren öfters gemacht – mit Grippe einen „Doppler“ (2 Bergmarathons) an einem Wochenende (Brixen in Südtirol am Samstag und Montafon am Arlberg am Sonntag) bestritten, mit einer Art Lebensmittelvergiftung mit hohem Fieber in Lissabon oder ein halbes Jahr mit einem Meniskuseinriss im rechten Knie an allen Marathons im europäischen Umkreis erfolgreich (damals noch mit 4-Stunden-Laufzeiten) teilgenommen, die ihr 25. oder 30. Jubiläum begingen (darunter Budapest, München oder Turin). Wenn man sich dabei schont, also sich nicht überstrapaziert, sollte es auch heute klappen, wenngleich ich seit Wochen keinen Sport ausgeübt habe und die dünne Höhenluft in 2300 Meter in Mexiko City meine konditionellen Grundlagen stark beanspruchen wird.

Wegen meiner Knieprobleme (Arthrose Grad 4, die Innenknorpel sind fast weg) sehe ich mich schon längst nicht mehr als „Läufer“, sondern eher als Fernreisenden, der an einem Marathon teilnimmt um des Länderpunktes willen. Zahlreiche Kollegen im Country Club verbinden wie ich damit einige Urlaubstage und rücken in der internen Zählstatistik weiter nach vorne. Aber nicht immer geht das gut, zahlreiche Veranstalter tolerieren keine Overtime, sie sind auf max. 6 h ausgerichtet. Allerdings waren letztes Jahr in Endklassement des Mexiko City Marathons Finisherzeiten von über 8 Stunden angeführt.

Ich habe mir heute aus Selbstschutz vorgenommen, den gesamten Marathon im „Gehtempo“ zu absolvieren, obwohl Race Roster deutlich macht, dass nach 6 Stunden Schluss sein wird. Ich nehme das Risiko in Kauf, alle 37.000 (auch wenn nur 30.000 auf der Strecke sein sollten), werden diese Zeitvorgabe auch heuer nicht schaffen.

Den Marathonverlauf („Ruta“) inkl. Höhenmeter habe ich auch bei der Expo auf dem Riesenposter „studiert“, die ersten 10 Kilometer vom Estadio Olympico Universitario geht es praktisch leicht bergab, dann allerdings ist der Kurs im historischen Zentrum, wo ich mit dem Turibus unterwegs war, ziemlich verschachtelt, weist mehrere Schleifen mit langgezogenen Begegnungszonen und in Summe mehr als 250 Höhenmeter auf.

Noch vor 6 Uhr starten in der Dämmerung bei gutem Wetter und um die 18 Grad C die Behindertensportler, dann folgt die Elite. Bis Bewegung in den Block A kommt, wo ich stehe, vergehen rund 15 Minuten. Als ich dann die GPS Uhr ca. 300 Meter vor der Zeitnehmung drücke, ist das eine alte Gewohnheit aus früheren Zeiten, wo ich so einige Minuten von der Bruttozeit abziehen konnte, in meinem Denken also Zeit dazugewann (wenn im Endergebnis die Nettozeit relevant war).

Mexico City Marathon 2024

Massen setzen sich in Bewegung – um niemand hinter mir zu behindern, weiche ich ganz nach rechts aus. Aber ich laufe keinen Schritt, sondern versuche nur schnell zu gehen. Die Infektion Ende Juli hat mich so geschwächt, dass ich keine Kilometerzeit in 8:30 Minuten mehr schaffe, es geht gerade mal mit 9:05 min/km voran mit dem (frustrierendem) Eindruck, dass alle an mir vorbeiziehen.

Mexico City Marathon 2024

Aber ich bin mir sicher, mit Fortdauer des Rennens werde ich zu einigen aufschließen, die vielleicht am Anfang drauflos gestürmt sind, aber erfahrungsgemäß nach 10 km schon „müde“ werden. Viele haben das schicke Marathonshirt in einem Rosafarbton angezogen, meines ruht derweil im Startsackerl – aus Gewohnheitsgründen, da ich solche Shirts immer erst nach dem Event verwende, bspw. im Fitnessraum oder zum Radfahren.

Bauliche oder landschaftliche Attraktionen sieht man auf der geradeaus führenden Avenida Insurgente Sur eig. nicht. Eher fällt auf, dass sich zahlreiche Zuschauer entlang der Strecke eingefunden haben, die applaudieren und/oder ein Plakat hochhalten (“Hoy es tu dia, Jorge!). Die Kilometermarken werden auf großen Tafeln rechts der Laufstrecke angezeigt – schon nach 5 km zeigt meine Garmin GPS Uhr 400 m mehr an. Ich habe mich oft schon gefragt, ob dies ganz allgemein auf eine Abweichung von der Ideallinie zurückgeht oder beim Ausmessen der Strecke eine gewisse Toleranz einkalkuliert wird.

Mexico City Marathon 2024

Statt Wasser in Bechern oder Flaschen gibt es dieses in Plastiksäckchen eingeschweißt, die man durchbeißen muss (ich beobachte einen 70-Jährigen, der dies mit seinem rechten Eckzahn hinkriegt), aber das Wasser schmeckt nach Plastik – grauslich. Ich freue mich dann, als Gatorade in orangen Bechern ausgegeben wird. Das Wasser ist ungenießbar!

Bereits nach 6 km ist es soweit: ich schließe zu zwei „Marschierern“ auf, auch einige ältere Frauen haben sich übernommen. „Padre Paco“, 70 anos, 50 maratóns“ hat der Kollege mit dem starken Eckzahn auf sein Laufshirt aufgebügelt – ich spreche ihn an: „Santo Paco, mire aquí, me gustaría fotografiarlo.“ Der „heilige“ (so nenne ich ihn nun) Paco – mit 50 Marathons ist man das vielleicht in Mexiko – lacht und freut sich. Doch irgendwer sprintet vorbei, das Foto gelingt nicht so richtig. Aber ich sollte Paco noch mehrmals auf der Laufstrecke treffen.

Mexico City Marathon 2024

Ein drauflos stürmender Held tritt mir voll auf die Ferse ohne sich zu entschuldigen – es sind vielleicht zu viele auf der Strecke, andererseits habe ich etwa in Rio bemerkt, dass gut Trainierte eine Aversion gegen Langsame haben – irgendwie verständlich, weil es mir vor 20 Jahren auch so ging. Wer im Joggingtempo (6min/km) auf der 1. Hälfte eines Marathons unterwegs war, wurde und wird einfach überlaufen, erst recht Walker wie ich.

Mexico City Marathon 2024

Stutzig werde ich in dem Moment als mir ein Mann an der Strecke auffällt, der eine weiße Tafel mit der Aufschrift „Chingona“ hochhält – gestern in einem Juweliergeschäft habe ich für die Tochter einige kleine Mitbringsel aus Silber erworben, darunter auch einen breiteren mehrteiligen Ring mit eben diesem Wortlaut in die Einzelteile eingestanzt. Die Verkäuferin hat sich herumgedrückt, als ich sie nach der Bedeutung des Wortes gefragt habe. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass der Zuschauer wohl eine Freundin etc. meint, die er für „cool“ hält.

Mexico City Marathon 2024

So bin ich in Gedanken mit allerlei anderen Dingen beschäftigt, bemerke aber bald, dass mit reinem Gehen ich den Zehner nicht in 1:25 oder 1:30 h schaffen werde, sondern 10 Minuten länger brauche. So zeichnet sich ab, dass ich heute bestenfalls nach 6 h 50 Minuten im Ziel sein könnte, eher über  7 Stunden benötigen werde.

Gleich nach der 10 km-Marke sieht und spürt man den Anstieg der Strecke bei der Glorieta de los Insurgentes, es sind nur wenige Höhenmeter, aber es ist erkennbar. In einer Schleife geht es nun nach Süden zurück – wir kommen am Fuente de Cibeles vorbei wie schon bei der Stadtrundfahrt, aber ich muss zugeben, dass man beim Marathon selten auf Bauwerke achtet. Die meisten sind auf ihren Lauf bzw. die -zeit fixiert. Als Walker bleibt jedoch  mehr Zeit für Fotos. Solche Stopps dienen auch als Ruhepause.

Mexico City Marathon 2024

Beim Parque Espana zwischen Kilometerpunkt 12 und 13 kommt es zur ersten größeren Begegnungszone – inzwischen führt der Kurs, dessen Verwinkelung man schon am Plan ersehen konnte, wieder nach Norden mit Blick auf das Unabhängigkeitsdenkmal (El Ángel de la Independencia). Auf der Av. Chapultepec wird die 15 km-Marke erreicht – mit inzwischen fast 2 ½ h liege ich um einiges hinter dem Richtwert zurück. Aber Tausende sind noch hinter mir – nicht zu vergessen jedoch, dass sie deutlich später aus den Gruppen B und C gestartet sind. Bei einem Marathon 20 Minuten Startvorteil aufzuholen, dauert einige Zeit.

Als wir in die Av. P. de la Reforma einbiegen, sieht man auf der gegenüberliegenden Straßenseite (bei Kilometer 16) die deutlich schnelleren LäuferInnen, die bereits an der Kilometermarke 35 am Weg zurück in die Innenstadt (zum Zocalo) vorbeikommen. Dazwischen liegen für mich wohl noch gute 3 Stunden.

Mexico City Marathon 2024

Es ist schon etwas warm geworden, daher ist der Kursverlauf vorbei am Estela de Luz in den Wald  beim Museum für Zeitgenössische Kunst (Museo de Arte Moderno) eigentlich willkommen. Junge Helferinnen – dem Aussehen nach Schülerinnen – betreuen die LäuferInnen mit Wassergaben – diesmal lass ich mir ein Päckchen aufbeißen, vielleicht schmeckt es dann nicht mehr nach Plastik. Ich habe es nicht mitbekommen, aber ich denke, dass ich den Santo Paco irgendwie hinter mir gelassen habe. Er wird diese Art der Fremdbeiß-„ayuda“ eher nicht beanspruchen, solange sein rechter Eckzahn intakt bleibt.

Mexico City Marathon 2024

Der Marathonrundkurs im  Bosque de Chapultepec scheint nicht zu enden – schier endlos geht es durch den Laubwald – Nadelbäume sieht man hier keine. Erst bei Kilometer 20, ca. 100 m vom Auditorio Nacional (dort ist auch eine Metrostation), wo der Turibus Halt macht, geht es wieder auf den Paseo de la Reforma zurück.

Mexico City Marathon 2024

Dann bewegen wir uns nach Norden hin zur Halbmarathonmarke, wo sich wieder eine Messstelle (Matte) befindet. Ich habe inzwischen etwas Zeit verloren, weil ich im Park ein aufgestelltes WC benutzen musste, wo mehrere Personen angestellt warteten. Aber ich bin guter Dinge, das ich mit Fortdauer des Rennens ein schnelleres Gehtempo (vielleicht wieder 8:45 min/km) finden werde, wenn es nicht zu warm werden sollte.

Es geht nach dem Halbmarathon beim Parque Lincoln vorbei in östliche Richtung. Auf der Av. Masaryk kommt es zur Begegnungszone – ein anderer Veteran liegt inzwischen 1 1/2 km vor mir, der bisher auch nur gewalkt ist und mir herüberwinkt – aber ich gebe ihm höchstens 65 Jahre. Das ist auch die höchste Altersstufe (65+), die im Klassement als solche ausgewiesen wird. An der Wende bei Kilometer 23 werden die Vorbeikommenden von Listen führenden Helferinnen „abgehakt“ bzw. am Tablet-Display elektronisch zugeordnet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mädchen für ein großes Läuferaufkommen gerüstet sind, man wird welche übersehen. Ich versuche etwas Tempo aufzuholen, aber nun kommt die „Hitze“ langsam raus. Auf der anderen Straßenseite sind längst nicht mehr so viele zu sehen wie noch vor Erreichen der Halbmarathonmarke.

Mexico City Marathon 2024

Ich passiere mit einigen anderen die 25 km-Messstelle, wobei die Matte kaum 50 cm breit ist, dann macht der Kurs eine jähe Biegung: es geht zunächst nach Norden und dann in einer Wende wieder nach Osten. Auf der Av. Ejercito Nacional Mexicano wird die 30 km Anzeige erreicht. Alle LäuferInnen in der Runde „marschieren“ inzwischen, niemand läuft mehr, das kenne ich von anderen Marathons in den letzten Jahren (früher war mein Maßstab: 30 km in 3 h, dann ca. 1 ½ h für weitere 12 km). Wer nicht trainiert, hat in der Regel bis zum Halben Kraft, dann geht es rasch bergab. Ich kaschiere meine mangelnde Fitness so gut wie möglich, als Geher unter Gehern fällt man nicht sonderlich auf.

Mexico City Marathon 2024

Bald darauf ändert der Marathonverlauf seine Richtung erneut, es geht wieder nach Westen entlang der Calle Darwin, am Parque Gandhi vorbei in den Paseo de la Reforma hinein, genau auf die andere Straßenseite, wo schon vor 2 Stunden „Gegenverkehr“ unter Läufern herrschte – ohne physische Berührungszonen vorzufinden, weil die Avenida Paseo entsprechend breit ist. Wir kommen wieder zum Dianabrunnen (Fuente de la Diana Cazador), wie schon bei Kilometer 16, das Unabhängigkeitsdenkmal ist dann – von der anderen Seite des Paseo kommend – ident mit Kilometer 35. Ich befinde mich inmitten Hunderter Walker, manchmal versucht der/die eine oder andere einige Zwischenlaufschritte unterzubringen, aber es ist eine müde Truppe. Sie alle werden an oder über 7 Stunden benötigen, falls sie den Marathon beenden werden.

Kilometer 37 befindet sich beim Mounumento a la Revolucion, wo der Turibus für Fotostopps hält, der Kurs verläuft um den Plaza de la Republica und mündet dann wieder in den Paseo de la Reforma  ein, wo es nun erneut zu einer Begegnungszone kommt, weil die Strecke in einer Schleife wieder zurückführt.

Es geht in Richtung Ziel (meta) entlang der Avenida Juarez am Stadtpark (Alemeda Central) bei Kilometer 40 in einem rechteckigen Verlauf vorbei am Edificio De Gobierno De La Ciudad De Mexico hinein auf den großen Platz, den Plazza de la Constitución Zocalo.

Mexico City Marathon 2024

Etliche „hecheln“ noch schnell an mir vorbei, das bringt vielleicht 1 oder 2 Minuten. Ein ungefähr gleichaltriger stolzer Mexikaner tritt mir von hinten auf die Ferse, er wählt den direkten Weg. Zum Ausweichen, d.h. einfach an mir vorbeizugehen, hätte er genug Platz vorgefunden – er schaut mich dabei verächtlich an. Er weiß ja nicht, dass ich in meinen 22 Jahren viele schöne Marathonerlebnisse in meiner Erinnerung gespeichert habe. Alles was kommt, ist eine willkommene Draufgabe, wofür man/ich – wem auch immer – dankbar sein muss.

Mexico City Marathon 2024

Gewiss werden viele der noch Nachkommenden im Nettoergebnis vor mir klassiert sein, aber ich muss mit den 7 Stunden zufrieden sein, weil ich ja eigentlich gegen die Empfehlung eines Internisten angetreten bin, der mich dafür wohl rügen würde.

Mexico City Marathon 2024

Nun wird sich zeigen, ob es mir in den kommenden Monaten gelingen wird, weitere Marathonländer abzuhaken, geplant habe ich ja einige Zielorte in Übersee.

Siegerliste Männer:

1. Edwin KIPTOO (KEN) – 2:10:36

2. Leonard LANGAT (KEN) – 2:11:30

3. Francis CHERUIYOT(KEN) – 2:11:35

Mexico City Marathon 2024

Reihung bei den Frauen:

1. Fancy CHEMUTAI (KEN) – 2:29:19

2. Shitaye ESHETE (BRN) – 2:29:22

3. Janet RUGURU (KEN) – 2:30:58

Kurzer Nachtrag zum Ausflug nach Teotihuacan

In allen Reiseführern steht, dass man von Mexiko City aus unbedingt zu den Pyramiden fahren soll – gemeint ist Teotihuacan. Für 2650 Pesos (135 Euro) fahre ich ganz privat in einem Tourbus vom Zocalo aus nur mit dem ortskundigen Fahrer und Guide Luis Ovido am Nachmittag des 26. August dorthin.

Mexico City Marathon 2024

Teotihuacan („der Ort, an dem die Götter erschaffen wurden“) ist ein riesiger mexikanischer archäologischer Komplex, der etwa 50 km nordöstlich von Mexiko-Stadt liegt (Fahrzeit eine gute Stunde, ca. 90 Pesos Eintritt). Die einst blühende präkolumbianische Stadt wurde zwischen dem 1. und 7. Jahrhundert n. Chr. erbaut und zeichnet sich durch die enorme Größe seiner Monumente aus – insbesondere des Tempels von Quetzalcoatl und der Pyramiden von Sonne und Mond, die nach geometrischen und symbolischen Prinzipien angelegt sind. Als eines der mächtigsten Kulturzentren Mesoamerikas weitete Teotihuacan seinen kulturellen und künstlerischen Einfluss auf die gesamte Region und sogar darüber hinaus aus. Zu den Artefakten im Museum der Teotihuacan-Kultur vor Ort gehören Töpferwaren und Knochen.

Die historische bedeutende Anlage wurde 1987 in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. Archäologisch Interessierte werden hier Studien-Artefakte für einen längeren Aufenthalt finden, ich bleibe nur ca. 3 Stunden vor Ort. Man kann viele schöne Souvenirs kaufen, man sollte aber wissen, dass die oft mit Teotihuacan in Verbindung gebrachten Azteken bei ihrer Einwanderung ins Hochland von Mexiko im 14. Jahrhundert diesen Ort bereits als Ruinenstadt vorfanden. Sie sahen in der Ruinenmetropole eine mythische Stätte und gaben ihr den bis heute fortlebenden Namen Teotihuacan („Wo man zu einem Gott wird“).

Weitere Fotos vom Mexiko City Marathon

Kommentare

Anton Reiter
Sonntag, 08. September 2024 19:04
Hallo. Andrea,

bin ab dem 15.9. im Kaukasus, auf eine Postkarte mehr oder weniger käme es mir nicht an: wohin soll ich sie schicken?
LG
AR
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Andrea
Dienstag, 03. September 2024 23:19
Also ich bin jünger und freue mich auch immer über eine Postkarte :)
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