T2 Mizuno Budějovice Marathon: Eine kleine, aber feine Laufveranstaltung bei Frühsommerhitze.
Nach meinem drei Übersee-Marathons binnen 6 Tagen (11.-18.3.2024) bei der Guianas Challenge und dem Lauf eine Woche später in Port of Spain (Hauptstadt von Trinidad und Tobago) bei großer Hitze und tropischer Schwüle halte ich nach meiner Rückkehr Ausschau nach Alternativen bei gemäßigten Temperaturen in der Nähe zu Österreich.
Franz Schwengler, ebenso Mitglied im Country Marathon Club wie ich, betreibt seit Jahren erfolgreich unter planet-marathon.de eine informative Website, die eine stets upgedatete Terminvorschau für Marathons in Deutschland, Europa und außereuropäischen Ländern bietet.
Ich werde so auf den „4. T2 Mizuno Maraton“ im Ausstellungszentrum von České Budějovice (Budweis), Pavillon T1 am 6. April aufmerksam, der wie schon vor einigen Jahren, wo ich dabei war, (offenbar, glaubt man dem Franz) in einem Messepavillon stattfinden soll. Das kommt mir gerade recht, denn die Temperatur in der Halle ist konstant, Wind gibt es nicht, der Untergrund zwar hart, aber der Kurs flach und die vielen Runden sind auch nicht das Problem. Ich „träume“ von einer Finisherzeit wieder einmal um 5:30 Stunden oder darunter.
Den tschechischen Text auf der Veranstalter-Homepage überfliege ich nur und übersetze ihn nicht mit Hilfe von Google. Noch vor dem 2. April melde ich mich an, ausländische Teilnehmer können die 700,- Kč (1 Euro ca. 25,3 tschechische Kronen, Kč) bei der Abholung der Startunterlagen bezahlen, das wären in meinem Fall ca. 30 Euro. Bei späteren Anmeldungen kommt ein Aufschlag hinzu, der für Marathonteilnehmer auf 800 Kč erhöht wird.
Bei genauerem Hinsehen hätte ich am Plan auf der Homepage erkennen müssen, dass der Lauf über 24 Runden nicht in der Halle, sondern draußen stattfindet. Aber man assoziiert nur zu leicht Neues mit Bekanntem und glaubt zu wissen wie der Hase läuft
Ich frage schriftlich bei Rennleiter Martin Gazda, den ich von früheren Läufen in Tschechien kenne, an, ob man die 6 h-Schlusszeitvorgabe unter Umständen etwas erhöhen könnte, obwohl ich innerlich sicher bin, dass ich einen Hallenmarathon trotz kaputter Knie und allerlei Fußproblemen in sub 6 Stunden schaffen werde. Martin offeriert einen früheren Beginn um 7:30 Uhr, aber auch eine halbe Stunde Überschreitung würde er tolerieren. Also alles in bester Ordnung.
Anreise mit dem Zug
Ich lasse diesmal das Auto in der Garage und nehme am Vortag des Marathons einen Vormittagszug um 10 Uhr von Wien Hauptbahnhof über Linz und weiter mit dem EC Richtung Prag, der knapp vor 14 Uhr in der südböhmischen Stadt Budweis mit ca. 93.000 Einwohner ankommt. Leider ist dort der Bahnhof an die 2 km vom Zentrum entfernt, aber ich stehe nicht unter Zeitdruck und komme mit meiner inzwischen von den vielen Fernreisen schon etwas ramponierten Tasche mit Rollen auch auf dem teilweisen unebenen großflächigen Pflastersteinen gut voran. Im nahe beim Messegelände gelegenen Hotel Klika checke ich um 14.30 Uhr ein. Für einen Late Check-Out bis 15 Uhr morgen würde man mir den Preis für eine komplette Nacht in einem sehr kleinen Zimmer verrechnen – aber 44,70 Euro für ca. 3 Stunden, nur um sich zu duschen, ist mir entschieden zu teuer. So stelle ich mich darauf ein und rechne auch damit, dass in einer Nebenhalle nach dem Marathon gewiss eine Duschgelegenheit zu finden sein wird.
Ich spaziere gegen 17 Uhr, nachdem ich am nahen Ufer der Moldau 2 Stunden auf einer Bank mit einer gekühlten 0.5 Liter-Dose Budweiser Bier zugebracht habe, ins Ausstellungszentrum.
Und jetzt kommt die Überraschung: gleich beim Eingangstor beginnt ein mit kleinen Pylonen abgesteckter Rundkurs. Haben die Veranstalter diesen nur wegen des heute ab 17 Uhr durchgeführten 5 km-Laufes aufgebaut oder wird das –was ich nun annehme – auch unser Parcourt für morgen sein – für die Halb- und Marathonläufer, die Staffeln sowie die 50 km Starter?
Ich ahne, dass sich nachzufragen erübrigen wird, aber ich tue es trotzdem gleich bei der Abholung der Startnummer. So klar die Antwort mit einem kurzen Ja ist, so überraschend ins Stocken kommt es dann bei der Herausgabe der Startnummer. Drei Helferinnen sind anwesend, leider spricht keine etwas Englisch. Martin selbst ist draußen beim Lauf im Einsatz. Man will von mir plötzlich 50 statt 30 Euro kassieren – weil ich ja nicht bis zum 2. April gezahlt habe. Es dauert, bis ich jemand finde, der mich versteht und dann Martin holt, der die ausgemachte und von ihm sogar per Mail vereinbarte Summe von 30 Euro bestätigt. Eine Frau murrt, aber der Chef behält das letzte Wort.
Zu meiner Überraschung bekommen wir Starter sogar ein Funktionsshirt von Hauptsponsor Mizuno. Ich verweile noch eine Zeitlang vor Ort und schaue bei der Siegerehrung der 5 km-Läufer zu. Dann gehe ich zum nahen Supergroßmarkt Tesco hinüber, um einige Lebensmittel zu kaufen und vielleicht dort auch eine Sonnenkappe zu ergattern. Es gibt sie, aber nur für Kinder zwischen 3 und 5 Jahren.
Der Marathontag beginnt wettermäßig vielversprechend
Ich bin schon um 6.45 Uhr vor Ort, in Erwartung einer evtl. früheren Beginnzeit für Miroslav Krumer, Miroslav Vostry, Emil Trombik und mich. Für den mitgebrachten Rucksack, in dem ich die Trainingshose und -jacke aufbewahre sowie ein Handtuch und Duschgel eingepackt habe, gibt es ein Aufbewahrungszelt, wo man sich, getrennt nach Männern und Frauen, auch umziehen kann. Leider können wir nicht früher starten, weil Rennleiter Martin Gazda noch letzte messtechnische Vorkehrungen durchführen muss und im Dauereinsatz ist.
So warten wir wie der Rest im Feld bis zum offiziellen Start um 8:00 Uhr. Schon auf den ersten 50 m erkenne ich wieder einmal, dass auch die vermeintlich Langsamen immer noch rascher wegkommen als ich. Sie alle schaffen geschätzt eine 7er-Zeit, mit 8 min/km bin ich bald der Letzte in der ca. 30 Läufer inkl. der 50 km-Starter umfassenden Gruppe, die sich schon auf der 1. Runde rasch weit auseinander zieht.
Ich vermeide aber seit längerer Zeit jeden Kampf, könnte gewiss eine Zeitlang mithalten, müsste mich dafür aber anstrengen, genau das möchte ich nicht. So wird der Abstand zum Vorletzten Emil Trombik größer. Überraschend ist jedoch, dass heute die beiden Miroslave auch ordentlich anziehen. Gerade Kollegen Vostry (Jg. 1977) habe ich in den letzten zwei Jahren fast immer in Schach halten können. Das kühle Wetter beflügelt scheinbar alle anderen, ich verliere bald den Anschluss.
Aber das Wetter passt, es ist bewölkt, fast ein wenig kühl, wenn es bei 12-15 Grad C bliebe, wäre uns allen gedient.
Miroslav nimmt mir auf der ersten von 24 gleich langen Runden zu 1756,3 m gleich 3 Minuten ab – so schnell habe ich ihn noch nie erlebt. Auch die um einiges älteren Kollegen Krumer (Jg. 1949) und Trombik (Jg. 1946) sind ähnlich rasant im Rennen. So dauert es nicht allzu lange bis alle drei vermeintlich Langsamen mich überrunden. Die Spitzenläufer benötigen pro Runde nur ca. 8 Minuten, daher sehe ich so manchen nur von hinten bzw. auf der anderen Straßenseite des Rundkurses.
Dietmar Pruckner (Jg. 1965) aus Oberösterreich, den ich heuer schon beim Kilimanjaro Marathon in Moshi am 25. Februar getroffen habe, bemerkt von hinten kommend nach der ersten Überrundung, dass das Laufwetter eigentlich gut sei. Ich pflichte ihm bei, ergänze aber, dass der Wetterbericht für heute Temperaturen um 28 Grad C voraussagt. „Das wird aber nur mich betreffen“, schreie ich ihm nach. Er peilt eine Zeit um 4:30 an und dies als Training für den morgigen Linz-Marathon. Vor gut 10 Jahren habe ich auch so manchen Doppler gemacht und dies als selbstverständlich angesehen.
Beim Start des Halbmarathons kommt die Sonne raus
Nach 2 ½ Stunden wird es deutlich wärmer, aber noch verhüllt die Wolkendecke die langsam durchbrechende Vormittagssonne. Beim Start des Halbmarathons ist plötzlich wieder mehr Action auf der Laufrundstrecke zu erleben. Ich benötige für die ersten 12 Runden etwas mehr als drei Stunden. Der Sieger des Marathons, Stanislav Fiala (Jg. 1980), ist inzwischen schon im Ziel. Ich bedaure und ärgere mich gleichzeitig, dass ich nicht meine Laufkappe dabei habe. In die mit 4 Gels und einer schmerzlindernden Salbe namens Perskindol vorne vollgefüllte Bauchtasche habe ich zusätzlich eine leichte Wollhaube verstaut, die ich jetzt als eine Art Sonnenschutz über den Kopf ziehe. Nur fehlt halt das Kappenelement, das den eigentlichen Gesichtsschutz gegen die einstrahlende Sonne ausmacht. Die Haube staut womöglich noch mehr Wärme auf dem Kopf, ich verstaue sie bald wieder.
So mancher Läufer hat inzwischen sein Shirt ausgezogen. Und die Fotos meiner Digicams werden plötzlich schärfer wie ich am Display erkennen kann. Alles hat seinen Zweck, nur Dietmar lässt sich von der plötzliche Hitze nicht beeindrucken, es kommt mir vor, als würden seinen Rundenzeiten sogar kürzer.
Umso mehr haben bei der aufkommenden Hitze die Helferinnen an der Versorgungsstelle zu tun – es gibt Wasser, Cola und Iso in Bechern, Magnesiumtabletten, Bananen-, Orangestücke und Rosinen. Einen Extratisch für abzustellende Eigenverpflegung inkl. Getränke steht bereit.
Miroslav Vostry hat kurz einen Durchhänger, ich hole eine Runde auf, aber wie von höheren Mächten angetrieben, kommt er wieder zurück und wir laufen wieder dicht aufeinander. Es sind nach 35 Kilometern (ca. 20 Runden) nur mehr einige Wenige im Rennen, darunter 3 Frauen.
Aber am Schluss sind nur noch Miro und ich auf der Strecke – weil ich mich auf der GPS-Uhr verschaue und die Zahl 8 für eine 9 halte, bin ich fest der Meinung, nur mehr eine Runde hinter ihm zu sein.
Als er dann noch knapp unter 6 Stunden finisht und darüber höchst erfreut ist, deutet ein Mann von der Zeitnehmung, dass ich erst 22 Runden habe. Mit 6:15 hätte ich mich abgefunden, so werden es 6:29 Stunden. Ich muss dankbar sein, dass Rennleiter Martin Gazda sein Versprechen eingehalten und man wegen mir länger zugewartet hat. Enttäuschend ist die Zeit für mich aber schon, ich hatte mir einen Hallenmarathon erwartet, stattdessen bin ich am Schluss als Langsamster des Rennens am längsten auf der Strecke in der Mittagshitze gelaufen.
Aber Martin gratuliert, holt mich nachträglich zur Tribüne und den noch anwesenden Zweitplatzierten über 70 Jahre hinzu. Als Dritter in dieser Altersgruppe bekomme ich eine Tasche mit einem Trinkbecher und ausgerechnet eine Sonnenkappe von Mizuno, die ich ja während des Laufes so ersehnt habe.
In der Halle, wo die Startnummern ausgegeben wurden und wir die Kleider abgegeben haben, bringt mir Martin ein kleines Menü – ein paniertes Schnitzel mit Kartoffelsalat und ein großes Bier. Man hat auch beim Essen auch mich gewartet. Mit den beiden Miroslavs sitze ich an einem Tisch, leider kann ich kein Tschechisch und beide kaum Deutsch, so ist die Kommunikation ziemlich beschränkt aber man kennt sich seit Jahren. Auch Duschen geht sich für mich noch aus – knapp vor 15 Uhr mache ich mich auf dem Weg zum Hotel und weiter zum Bahnhof, um den EC nach Linz um 16.05 zu erreichen.
Mein Fazit
Laut Dietmar hat es diesen 24-Runden-Marathon im Ausstellungsgelände der Budweiser Messe im Freien auch schon im vorigen Jahr gegeben – würde er nochmals im Herbst stattfinden, würde ich daran teilnehmen. Generell kann ich diesen Marathon aber aus der jetzigen Erfahrung heraus nur weiter empfehlen – selten ist das Preis-/Leistungsverhältnis so gut wie hier.
Der 5 km Lauf hat bereits am 5.4.stattgefunden.
44 Finisher beim HM, 21 beim Marathon, 7 beim 50 km Lauf am 6. April 2024.
Fotos: © Anton Reiter
Kommentare
Ich freue mich, dass Sie das Rennen geschafft haben, und ich glaube, wenn es nach 11 Uhr nicht heiß gewesen wäre, hätten Sie das Limit problemlos überschritten. Ich freue mich darauf, Sie bei einem Rennen wiederzusehen
Martin