Am 10.04.2024 startet der legendäre Nordpolmarathon. Eine Distanz von 42,195 km muss auf Schnee und Eis, bei Temperaturen weit unter -30° absolviert werden
Als einziger Österreicher am Start ist Rainer Predl. Der Marchfelder Ausdauer- und Abenteuersportler hat sich für dieses außergewöhnliche Projekt nun bereits 2 Jahre lang vorbereitet.
Trainiert wurde eisern in den Wiener Eisfabriken: Hier können Temperaturen von bis zu -30° simuliert werden. Desweiteren wurden auch die Berge in Österreich genutzt, um im Winter das Training im Tiefschnee zu trainieren.
Bereits am 05.04.2024 startet die Reise von Wien nach Istanbul über Usbekistan durch Sibirien. Es geht von Südsibirien hinauf nach Nordsibirien. Von dort aus geht es dann mit der Antonov weiter "On The top of the Earth" zum Nordpol, ab dann ist man von der Außenwelt komplett abgeschnitten.
Am 10.04.2024 startet der Nordpolmarathon. Abreise zurück nach Sibrien wird der 13.04 sein. Die Ankunft in Österreich soll am 18.04 geschehen.
Der Marathon verläuft auf einer 5 km Runde, welche durch Eisbärenwächter bewacht wird. Sollten Eisbären, und diese sind gerade in einer schneeweißen Landschaft sehr neugierige Tierchen, zu nahe kommen, wird ein Schreckschuss abgesetzt. Eines ist klar: Hier hat der Eisbär das Sagen und der Mensch ist lediglich nur Zaungast in seiner Heimat.
Neben der Herausforderung des Schnees und Eisbären werden ebenso die Kälte und Wind fordern. Dabei ist ein drei- bis vierschichtiges Prinzip überlebensnotwendig. Ebenso läuft Extremsportler Rainer Predl mit einer Skibrille sowie eine Atemmaske, um die Bronchien zu schützen. Die Skibrille ist ebenfalls sehr relevant, denn ohne Schutz ist man den UV Strahlen ausgeliefert, eine Schneeblindheit könnte die Folgen sein, ebenfalls frieren die Wimpern aneinander fest und dies würde im Worst Case bedeuten, dass man die Augen nicht mehr gut öffnen kann.
Die letzten Fragen rund um den kommenden Nordpolmarathon wollen wir euch aus einem persönlichen Interview mit Rainer beantworten:
Rainer, die allermeiste Frage welche dir gestellt wird, was machst du, wenn du dort aufs Klo musst?
Rainer: Prinzipiell sollte man einen WC-Gang eher vermeiden. Natürlich, wenn es gar nicht anders möglich ist hat man zwei Möglichkeiten: Erstens man macht irgendwo im Schnee hin, ist jedoch den Elementen ausgesetzt und der Schweiß, die nackte Haut kann auch zu ernsthaften Erfrierungen führen. Dieses Risiko trägt jeder einzelne für sich selbst. Die im ersten Moment gemütlichere Alternative ist der Toilettengang im Camp, hat jedoch auch seine Tücken. Aufgrund der Temperaturunterschiede zwischen Indoor im Camp bei 28° und draußen bei rund -35° kann man sich vorstellen, wie man drinnen schwitzt und wenn man wieder raus geht, dass der komplette Schweiß einfriert und zu Kristallen wird. Dies wiederum führt zur Erkältung und schlimmstenfalls werden die Muskeln nicht warm und man muss aufhören.
Spannend, und wie sieht`s mit dem Essen aus?
Rainer: Ich werde durch meinen Sponsor Peeroton mit Riegel und Flüssigkeit unterstützt. Ich trage immer in Körpernähe ein Sportgel und einen Riegel bei mir, damit diese auch bissfest bleiben und nicht zu einem Eisklotz werden. Das Getränk hat eine eigene Isolierung welche bis -30° aushält. Im Fall der Fälle hat man ebenfalls im Camp die Option eines warmen Tees, by the way soll dieser der weltbeste Tee sein, hab ich gehört...
Was ist die größte Herausforderung für dich beim Nordpolmarathon?
Rainer: Ich denke die größte Herausforderung ist nicht zu wissen, wie es am Tag X wird: Es kann eisig und griffig sein, es kann aber auch sulzig und anstrengend werden,um sich vom Boden wegzudrücken. Ebenfalls habe ich großen Respekt von dem Naturelement Wind mit Kälte. Das kann dann auch sehr schmerzhaft und kräfteraubend werden.
Wie siehst du deine Chancen vorne mitzulaufen?
Rainer: Gut, ich gewann bereits als erster Europäer den Saharamarathon und konnte 2023 den Vietnam Dschungel Ultramarathon auf Platz 3 finishen. Ich bin vorsichtig positiv optimistisch, möchte mir persönlich aber auch nicht den künstlichen Druck machen, schlussendlich werde ich großen Spaß und Freude haben und dieses Projekt sicher nach Österreich bringen.
Erzähl uns was über die Reise, wie kann man sich das als Laie vorstellen?
Rainer: Die Reise ist etwas umständlicher. Es geht über Usbekistan nach Sibirien und von dort zum Nordpol-Camp namens Barneo. Wir sind froh, dass es die Möglichkeit gibt, über Sibirien dort anreisen zu können. Voriges Jahr wurde uns dies nämlich in Spitzbergen verwehrt. Nun folgt der zweite Anlauf. Man muss auf jeden Fall Zeit und Geduld aufbringen. Die Menschen sind jedoch alle sehr nett, sowohl organisatorischer Seite, als auch die Teilnehmer und die Locationbesitzer, wo wir sein werden. Die Kosten bei solchen Projekten liegen jedoch im höheren fünfstelligen Bereich.
Mit welchen Schuhen läuft man so einen speziellen Marathon?
Wie bei den Textilien habe ich auch zwei Socken an, eine davon ist beheizbar, das kostet natürlich auch Platz im Schuhwerk. Ich selber bin im Joe Nimble Athletenteam. Dies ist eine Laufschuhmarke, welche den Sitz im Schwaben-Ländle hat, in Deutschland nahe Stuttgart. Diese sind spezialisiert auf eine große Zehenbox damit sich der Fuß, vor allem die Großzehe entfalten kann. Dies wiederum ist natürlich perfekt, da ich sowieso viel Platz benötige. Neben den Joe Nimble Trail Addict Pro-R habe ich auch noch die Option Grödel/Eiskrallen unten anzumontieren. Dies obliegt jedoch der Tatsache wie die Wetterbedingungen und der Untergrund am Tag X sein werden.
Wie lange bist du am Nordpol?
Rainer: Zwei/Drei Tage. Sollte es jedoch zu einen Schneesturm kommen kann es dann auch schon mal länger dauern.
Hitze oder Kälte? Was ist dein Favorit?
Rainer: Ich sag"s wie es ist, ich bin doch mehr der Hitzetyp. Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann die Wüste, muss aber ehrlich sagen, die Kälte, aber auch der Nordpol haben schon so seinen Reiz für mich.
Du läufst diesen Marathon auch als Hommage und Zeichen. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
Rainer: Ja, ich laufe seit Jahren schon als Botschafter für das Kinderhospiz Sterntalerhof. Mich begleitet das Maskottchen "pferdinand" mit auf meiner abenteuerlichen Reise. Der Sterntalerhof ist eine Herberge für Familien und deren Kinder, um ihnen trotz schwerer Krankheiten einen sicheren Ort zu geben.
Meine Aufgabe als Botschafter ist es nicht nur für den Sterntalerhof im Herzen zu leben, sondern auch den Namen und die Botschaft nach außen zu tragen. Daher ist es für mich eine Selbstverständlichkeit das ich am Nordpol gemeinsam mit Pferdinand ein Foto machen werde.
Ebenfalls steht der Nordpolmarathon im Zeichen für meinen verstorbenen Vater, welcher noch das Projekt mitbekommen hatte, er verstarb Ende 2022, und für einen meiner besten Lauffreunde Dominik Pacher der beim Training tödlich verunglückte. Es ist daher für mich persönlich ein sehr emotionaler Lauf.
Gibt es noch etwas das du den Lesern auf den Weg geben möchtest?
Rainer: Lasst euch nicht unterkriegen, verfolge deine Ziele und wandle sie in Taten um. Lass dich nicht von Menschen runter ziehen, deren Gedankenwelt zu "klein" ist, um solche Dinge zu verstehen. Umgebe dich von Menschen, die den Spirit mitteilen und dir positive Kraft geben, dann kommt der Erfolg, Spaß und die Leidenschaft automatisch immer und überall von alleine. "Never give up" ist keine Floskel sondern eine Grundeinstellung des Lebens.
Fotos: © Alex Dennecke, Son Photography & Rainer Predl
Dazu passend: Der längste Küchentisch-Lauf der Welt ist geschafft!
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