Am Swissalpine in Davos, der am Samstag seine 29. Auflage erfährt, beteiligen sich immer mehr 60-Jährige oder noch ältere Läufer. Freude an ihrer sportlichen Betätigung hat der Rennarzt des Berglauf-Klassikers.
Ist Ausdauersport im Alter gesund? Diese Frage beantwortet Walter Kistler, der Hauptverantwortliche des medizinischen Bereichs am Swissalpine, weder mit einem bestimmten Ja noch mit einem ebenso deutlichen Nein. Er sieht sie in einem Kontext und sagt, dass „körperliche Aktivität wichtig ist.
Sie hat eine präventive Wirkung auf Herz- und Kreislauferkrankungen, aber auch Osteoporose und Arthrose.“ Überdies führe sie zu einem positiven Effekt bei gewissen Krebskrankheiten und bezüglich Leistung des Gehirns. Und: Bewegung stelle das wirkungsvollste Antidepressivum dar.
Seriöse Vorbereitung
Mit den älteren Läufern, von denen am Swissalpine auf den unterschiedlich anspruchsvollen Distanzen zwischen zehn und knapp 80 Kilometern inzwischen jeder zehnte zumindest schon das 60. Altersjahr erreicht hat, machte Kistler durchwegs erfreuliche Erfahrungen. „Sie bereiten uns weniger Probleme als Jüngere, weil sie den eigenen Körper besser einschätzen können und das Rennen entsprechend einteilen.“ Im Wissen, nicht (mehr) mit den jungen Sportlern mithalten zu können, steht für die Senioren das Durchstehen der Distanz im Vordergrund.
„Wenn sich ein älterer Läufer zu einer Teilnahme am Swissalpine oder einer anderen Sportveranstaltung entschließt, bereitet er sich in der Regel seriös vor“, weiß Kistler aus der eigenen beruflichen Tätigkeit. Seine Aussage bestätigt Hans R. Schneider. Am Samstag steht er zum 20. Mal am Start des im In- und Ausland gleichermaßen beliebten Berglaufes und kann vier Tage später seinen 85. Geburtstag feiern. „Durch die Anmeldung zwinge ich mich, regelmäßig zu trainieren“, sagt er. Die Laufschuhe schnürt er zwei bis drei Mal wöchentlich.
Regelmäßige Untersuche
„Die Vorbereitung auf den Swissalpine ist gesundheitsfördernd und allgemein von großem Nutzen“, sagt Kistler. Auch diese Aussage unterstreicht Schneider. „Das Laufen leistet einen entscheidenden Beitrag zum täglichen Wohlbefinden“, sagt der vitale und bewegungsfreudige Stadtzürcher, der nach wie vor als selbständiger Unternehmensberater tätig ist. „Außerdem stellt es eine Bestätigung des körperlichen Leistungsvermögens dar und stärkt das Selbstwertgefühl.“
Kistler weist aber auch auf Gefahren in Bezug auf Ausdauersport in hohem Alter hin. „Speziell Senioren empfehle ich regelmäßige Untersuche beim Arzt.“ Beim Auftreten von gesundheitlichen Beschwerden wie beispielsweise Brustschmerzen, Herz- und Kreislauf- oder Atemproblemen mit einer plötzlichen Bewusstlosigkeit als Folge sei unverzüglich eine medizinische Abklärung vonnöten. Und zwar unabhängig davon, ob sie im Alltag oder bei der sportlichen Betätigung auftreten.
Lukratives Preisgeld
Schneider ist übrigens überzeugt, dass Senioren individuell dieselbe Leistung erbringen wie jüngere Menschen im Zenith ihrer Leistungsfähigkeit. „Das verdient Anerkennung, die sich auch in einem Preis ausdrückt.“ Konkret: Für die Besten unter ihnen (Frauen ab 60, Männer ab 70) sponsert er im K42 und C42 ein Alterskategorien-Preisgeld in der Höhe von total 2400 Franken. Ihm und weiteren Senioren macht Kistler Mut: „In jedem Alter kann man für sich individuelle Spitzenleistungen erbringen.
Text Anita Fuchs; Fotos (C) swiss-image.ch
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