Österreich droht wieder einmal eine Leichtathletik-WM ohne einer einzigen Medaille.
Nachdem Österreichs einziger realistischer Medaillenkandidat Lukas Weißhaidinger im Diskuswurf nur Platz 7 belegte, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit die 16. Freiluft-Weltmeisterschaft ohne einer einzigen Medaille (!!!). Nur bei 3 der 19 Freiluft-Titelkämpfe schrieb Österreich im Medaillenspiegel an.
In 30 Jahren: 0 x Gold
Es war wohl nur ein einzigartiges Novum, als vor vier Jahren Siebenkämpferin Verena Mayr und Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger jeweils Bronze bei den Weltmeisterschaften in Doha holten. Es war in der langen Geschichte von Leichtathletik-Titelkämpfen die einzige WM, in der Österreich mehrmals im Medaillenspiegel anschrieb. Hinzu kam 1993 eine Bronze-Medaille durch Sigrid Kirchmann im Hochsprung und 2001 eine Silbermedaille durch Stephanie Graf im 800-Meterlauf.
In der gesamten 30-jährigen Geschichte von Leichtathletik-Weltmeisterschaften gab es also keinen einzigen Weltmeister aus Österreich. Das trifft übrigens auch auf die seit 1985 ausgetragenen Hallen-Weltmeisterschaften zu, wo das ÖLV-Team mit 4 x Silber und 1 x Bronze nur unwesentlich besser bilanziert.
Zum Vergleich: Nachbar Schweiz holte 7 x Gold (4 x im Freien, 3 x in der Halle).
WM-Debüts fast durchgehend enttäuschend
Bei den 19. Weltmeisterschaften in Budapest droht mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wieder der gewohnte Nuller. Die bisherigen Ergebnisse waren fast durchgehend durchschnittlich bis schwach. 400-Meter-Läuferin Susanne Gogl-Walli zog erwartungsgemäß in das Semifinale ein, wo aber genauso erwartungsgemäß Endstation war. Lena Pressler hatte mit Rang 38 über die 400 Meter Hürden ein ebenso enttäuschendes WM-Debüt, wie Sarah Lagger auf Platz 17 im Siebenkampf. Auch Sprinter Markus Fuchs konnte bei seinem ersten Einsatz bei Freiluft-Weltmeisterschaften nicht überzeugen. Der nationale Rekordhalter über die 100 Meter blieb im Vorlauf mit 10,43 Sekunden hängen und auch weit über seiner Bestzeit.
Einzig über den Erwartungen lieferte Raphael Pallitsch über die 1.500 Meter an. Der Burgenländer qualifizierte sich nach jahrelanger Pause vom Leistungssport überraschend für die WM, wo er zwar im Vorlauf scheiterte, mit 3:36,47 Minuten seine Bestzeit aber um satte 1,69 Sekunden steigerte konnte.
Weißhaidinger in spektakulärem Finale nur Nebendarsteller
Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger war im Finale vor allem an einer unfassbar starken Konkurrenz gescheitert. Der Oberösterreicher, der 2023 erstmals die 70-Meter knackte und damit einer von fünf Athleten war, denen diese Weite in diesem Jahr gelang, erreichte im Finale 65,65 Meter. Nach Platz 3 vor vier Jahren in Doha war es sein zweitbestes Resultat bei einer WM.
In einem hochklassigen Finale war der Olympia-Dritte aber mehr als drei Meter von einer Medaille entfernt. Die Top 2 Daniel Stahl (Schweden) und Kristjan Ceh (Slowenien) erreichten sogar Weiten über 70 Meter. Stahl sicherte sich im letzten Wurf mit einem neuen WM-Rekord von 71,64 Metern Gold.
Ein Funken Hoffnung bleibt noch
Von den noch verbliebenen Athleten hat Speerwerferin Victoria Hudson eine Mini-Chance auf einen Spitzenplatz, immerhin liegt sie mit 64,05 Metern sogar auf Platz 5 in der Jahresweltbestenliste. Sie ist am Mittwoch im Einsatz, genauso wie Susanne Gogl-Walli, die sich nicht nur über die 400 Meter, sondern auch über die 200 Meter für die WM qualifizierten konnte und da im Vorlauf antritt, allerdings nur mit geringen Chancen auf ein Weiterkommen. Letzter Österreicherin im WM-Einsatz ist am Samstag Julia Mayer über die Marathon-Distanz.
Danach wird die WM wohl wie fast immer für Österreich abgeschlossen: Ohne Medaille!
Mehr Details zur WM: Leichtathletik WM 2023 in Budapest: Zeitplan & Programm
Foto: © ÖLV / Giancarlo Colombo
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