Die Frage sei gestattet, warum ein Marathonsammler wie ich sein seit 2001 mittlerweile 437.Rennen (inkl. ein halbes Dutzend Ultraläufe) statt beim VCM sozusagen vor der Haustür (bin vom Wiener Prater nur 2 km entfernt) im 650 km entfernten Padua bestreitet?

Die Antwort mögen all jene erahnen, die meine bisherigen Berichte auf HDSports vielleicht überflogen haben: Plausible Gründe sind die längere Öffnungszeit (6 ½ h), die für mich neue Laufdestination (habe in Padua noch nie einen Marathon absolviert) und die zumeist hervorragende Stimmung bei Marathons in Italien, wo auch Langsame (eig. Geh- und Laufbehinderte wie ich) Anerkennung finden. Als  2019 an meinem linken Knie eine Athroskopie durchgeführt wurde, habe ich den VCM bei der Stadionallee auf dem Fahrrad sitzend verfolgt und bis zum „Besenwagen“ zugewartet. Es gäbe für mich kaum ein schlimmeres sportliches Erlebnis, als auf der Ringstraße unter den Augen verbleibender Zuschauer  als Allerletzter „angefeuert“ zu werden wie dies auch schon einigen heimischen Sammlern passiert ist.

Anmeldung, Anreise und Spaziergang zur Expo

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Bis zum 15.April kann man sich über die Bezahlplattform ENDU anmelden, inkl. Transaktionsspesen (nur bei einer Kreditkartenabbuchung, auch eine Űberweisung auf ein ital. Bankkonto wird angeboten) beziffert sich das Startgeld auf 65 Euro. Im Vergleich zu den großen Städtemarathons ist das sehr günstig.

ÖBB-Sparticket  nach Venezia-Mestre gibt es diesmal keines für mich, mit der Vorteilscard für Senioren und dem Jahresticket der Wiener Linien (die die Kernzone auch bei Bahnfahrten abdeckt) zahle ich 2 x 74 Euro. Die  Bahnfahrt mit einem Reggio von dort nach Padua (nur 30 km bzw. 15 min) buche ich über Trenitalia im Voraus um nur 3,70 Euro pro Fahrt.

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Wie zu erwarten sind seit Wochen alle Hotels in der Altstadt von Padua (ca. 212.000 Einwohner, am Fluss Bacchiglione gelegen) nicht nur wegen des Marathons, sondern primär der vielen bedeutenden sakralen Sehenswürdigkeiten ausgebucht. So verbleibt mir nur das Grand Hotel d’Italia (ob es Vierstern-Niveau hat, wird sich zeigen) direkt am Bahnhof, das für 2 Nächte ohne Frühstück inkl. Städtetaxe 210 Euro kostet.

Gegen 15 Uhr checke ich ein, gleich darauf mache ich mich auf dem Weg zur Expo am Prato della Valle, mit 50.000 m2 der größte Platz der Stadt, wo schon in der Antike Versammlungen stattfanden. Padua, „Città della cultura, della scienta e della fede“, ist gewiss eine Reise auch außerhalb eines Marathons wert. Auf dem Corso Populo herrscht an diesem Samstag dichtes Gedränge, die Menschen flanieren, die Cafés im Freien sind bestens besucht, so manche Dame schleppt ihre Frühlingsmodeeinkäufe in heutzutage umweltschonenden Papiertaschen des Weges. Die meisten Menschen tragen eine FFP2-Maske, was vor einigen Monaten in Italien eher die Ausnahme als die Regel war.

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Padua hat durch zwei Eintragungen in das UNESCO Weltkultur großen touristischen Auftrieb (Padova meravigliosa! Siamo patrimonio UNESCO) bekommen.  Sie betreffen den botanischen Garten und acht über die Altstadt verteilte Freskenzyklen in diversen sakralen Bauten (Capella degli Scrovegni, Chiesa dei Santi Filippo e Giacomo agli Eremitani, Palazzo della Ragione, Battistero della Cattedrale, Capella della Reggia Carrarese, Basilica e Convento del Santo, Oratorio di San Giorgio und Oratorio di San Michel) aus dem 14. Jahrhundert.  Zudem ist die 1222 gegründete Universität Padua eine der ältesten europäischen und die nach Bologna zweitälteste Universität Italiens.

Ich suche allerdings all die Bauwerke nicht gezielt auf, sondern komme ohne Strategie an ihnen vorbei, verweile, um sie anzuschauen und fotografisch mit meiner einfachen Digicam abzulichten – ob der Ausspruch „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ wirklich zutreffend ist, kann ich nicht bestätigen.

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An der Scrovegni-Kapelle mit dem Freskenzyklus von Giotto (Weltkulturerbe) komme ich zuerst vorbei, sie befindet sich nur einige Hundert Meter neben meinem Hotel. Unweit daneben steht die Chiesa degli Eremitani, die Kirche der Augustiner-Eremiten aus dem 13. Jahrhundert  mit Fresken des Guariento di Arpo. Etwas weiter südlich sieht man den Palazzo della Ragione („Salone“) aus dem Jahre 1218, der als das heimliche Wahrzeichen Paduas gilt. An Wochenenden finden hier Märkte statt. Im Obergeschoss schmücken Fresken (Weltkulturerbe) den Rats- und Gerichtssaal. Im Nahbereich  steht  das Baptisterium, die Ende des 12. Jh. errichtete Taufkapelle der Kathedrale von Padua. Giusto de’ Menabuoi schuf den vollständig erhaltenen Freskenzyklus  im Zeitraum 1375 bis 1378. Ebenfalls für baukunsthistorisch Interessierte ist die Cappella della Reggia Carrarese zu nennen, ein Teil der Residenz der Familie Carraresi aus dem 14. Jahrhundert. Im Sitzungssaal (ehemalige Privatkapelle) befinden sich Fresken von Guariento mit biblischen Szenen (Weltkulturerbe).  Unbestritten touristischer Höhepunkt ist die als Wallfahrtskirche bedeutende Basilica di Sant’Antonio, Basilika des Heiligen Antonius mit seinem Grabmal sowie dem Hochaltar mit Bronzestatuen von Donatello. Die Freskenzyklen in der Basilika aus dem 14. Jahrhundert von Giotto, Giusto de’ Menabuoi, Altichiero da Zevio, Jacopo Avanzi und Jacopo da Verona sind Teil des Weltkulturerbes. Zwar ist er nicht mein Namenspatron, das ist Anton der Einsiedler (17. Jan.), aber ich stelle mich in die lange Warteschlange, um in den Dom zu kommen und das Grabmal des Hl. Antonius zu sehen.

 

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Nach Umwegen und Fotostopps gelange ich endlich zum oval angelegtem Prato della Valle. Dort  stehen 78 lebensgroße Statuen, 40 im äußeren, 38 im inneren Ring umgeben von einem Kanal. Sie wurden zwischen 1775 und 1838 von verschiedenen Bildhauern aus Kalkstein geschaffen, der in den Colli Berici bei Vicenza (Pietra di Vicenza) abgebaut wird. Jeden Samstag gibt es den traditionellen Wochenmarkt von Padua mit über 160 Ständen und jeden dritten Sonntag des Monats einen Markt für Antiquitäten. Die vielen Markstände verdecken die Sicht auf das Expozelt und die ca. 300 m entfernte Basilica e Convento del Santo, wo auf der Piazza del Santo, links vor der Basilika, das von Donatello geschaffene bronzene Reiterstandbild des venezianischen Feldherrn Erasmo da Narni, genannt Gattamelata, steht. Die Basilica betrete ich nicht, auch weil ich mich nun um die Startunterlagen kümmern muss. Ein schönes Fotomotiv bietet die Basilica aber schon. Auch zu den Oratorii di San Giorgo (eine römisch-katholische Kapelle bzw. Gebetshalle im gotischen Stil) und di San Michele (eine Oratorienkapelle, das Innere ist mit einem Zyklus von Fresken über das Leben der Jungfrau Maria von Jacopo da Verona bemalt) komme ich nicht direkt hin, letztere ich auch nicht in Sichtweite.

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Der Andrang zur Expo ist überschaubar, die Ausgabestellen für die Startnummern sind nach Nummernblöcken geordnet – eine 2000er bekommen alle mit zu erwartenden Einlaufzeiten über 5 Stundrn. Meine letzte Finisherzeit unter 5 h liegt fast schon 4 Jahre zurück, seither ging und geht es nur mehr bergab (ein Lachgesicht mit nach unten gebogenen Mundwinkeln platziere ich mittlerweile unter meine SMS). Ich muss einen Identitätsnachweis vorlegen (meinen Reisepass) und der Helfer will auch mein ärztliches Zeugnis sehen. ENDU hat mir vor  ein paar Tagen geschrieben, um mich auf die anstehende Verlängerung des Attests aufmerksam zu machen (aber erst am 15. Mai benötige ich für weitere Starts bei italienischen Marathons eine neue ärztliche Bestätigung). Aus Platzgründen (mein gmx-account ist immer „verstopft“) habe ich aber den Anhang nach erfolgter Űbermittlung des Attests gleich wieder gelöscht, so müsste ich lange am Smartphone die Dateien durchsuchen, um fündig zu werden. Der Helfer zeigt Einsehen und händigt mir ein Kuvert mit der Startnummer 2485 und ein Goodie-Päckchen aus, worin sich neben Warenproben, ein Isogetränk auch ein gesponsertes Schlauchtuch befinden. Zusätzlich bekommen alle Starter des Marathons und Halbmarathons ein Kurzarm-Funktionshirt, jenes für die Frauen, die für die 42.195 km angemeldet sind, sticht förmlich ob seines schicken Designs (dunkles Rot mit einer aufgedruckten,  zart bräunlich gehaltenen Rundverzierung) ins Auge – hätte es welche zum Verkauf gegeben, hätte ich mir eines für die Tochter genommen.

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Leider gibt es (schon lange) keine Verkaufsstände und Pasta Parties (alles wegen Corona) mehr. Früher bekam man bei italienischen Marathonexpos tolle Sportsachen oft sehr günstig zu kaufen. Die Sehnsucht nach der Zeit vor Corona ist ermattet, wer weiß, ob es im Herbst nicht wieder eine neue Mutation geben wird.

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Ich setze mich in die Sonne auf eine Begrenzungsmauer des Kanals und lese in den ausgehändigten Unterlagen nach, wie der Kurs des morgigen Marathons verlaufen wird. Auf der Haupttouristenroute vorbei an der Basilica des Heiligen Antonius spaziere ich gegen 19 Uhr die 2 km zurück zum Hotel. Beim benachbarten  Chinesen erfreue ich mich  über ein Happy Wok scharf gewürzt wie ich es gerne habe. Selbst zubereitete Spaghetti esse ich ja auch gerne und oft zu Hause in Wien.

Zum E-Book Trainingspläne für Läufer und Läuferinnen

Mein Marathonerlebnis

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Im Zeitraum von 6:45 bis 7:15 Uhr fahren Shuttlebusse gegenüber vom Bahnhof, 30 m von meiner gebuchten Unterkunft entfern, zum Start des Marathon vor dem Fußballstadion Calcio Euganeo  (32.000 Plätze) – der Verein spielt dzt. in der italienischen Serie B.  Der Wetterbericht erwartet Regen gegen Mittag, jetzt um 8 Uhr morgens ist es ziemlich frisch. Ich entscheide mich für zwei Lagen, Shirt plus meine bewährte kurzärmelige, sehr leichte Radjacke. Ich versuche mich 500 m vom Startbereich auf einer Nebenstraße etwas aufzuwärmen. Ich merke, dass mir jegliches Lauftraining (schon seit Jahren, um Füße und Knie zu schonen fahre ich daher nur mehr Rad) fehlt. Zweck des Aufwärmens ist herauszufinden, wie „schnell“ ich auf kurzen Strecken noch laufen kann und mit welcher Gewichtsverlagerung des rechten Beins nach außen die Schmerzen beim Auftreten und Abfedern gering sind. Zwei renommierte Wiener Orthopäden (Wahlärzte) sehen keinen Sinn in einer weiteren Athroskopie bei einem Knorpelschaden innen (an beiden Knien) der höchsten Stufe, sondern empfehlen jeweils ein neues Teilknie, mit dem ich  aber dann keine Marathons (erst recht nicht in kurzen Abständen) mehr laufen kann, ergänzen die Herren Fachärzte. Hyaloroninjektionen und die teure ACP-Behandlung zeigten keine Wirkung, die sog. Stammzellentherapie (aus dem Bauchfett gewonnen und entsprechend für eine Injektion aufbereitet) wird vielfach als Scharlatanerie bewertet. Eine Stammzellenaufzucht und Rückführung ins Knie (es sind dafür 2 Athroskopien erforderlich) wird nur bis zum 40. Lebensjahr empfohlen bzw. angeboten. Also insgesamt sehr trübe Aussichten, je die angestrebten 500 Marathons in 100 Ländern (dzt. 76) zu erreichen.

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Ich gebe meinen mit Ersatzkleidung gefüllten Sack mit aufgeklebter Startnummer in Kleinformat beim entsprechend markierten Lieferauto ab und begebe mich 15 Minuten vor dem Start um 8:45 Uhr in meinen laut  angegebener Finisherzeit farblich markierten Korridor (analog den Startnummern gekennzeichnet). Es versteht sich von selbst, dass ich noch vor dem Rennen einige Belegfotos mache. Begegnungszonen gibt es heute keine, dafür Pacemaker von 3 bis 5 Stunden in Viertelstunden-Intervallen.

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Im letzten Block treffe ich die üblichen Verdächtigen, alle Italiener, wie ich Mitglied im Club Supermarathon Italia und im letzten Jahr und heuer sozusagen Dauerkonkurrenten oder besser Leidensgenossen, wenn es um die letzten Plätze im Feld geht. Heute bin ich überzeugt, wieder einige der Kollegen wie schon in Rimini vor einigen Wochen „abzuhängen“. Es sind  zahlreiche Mittsechziger und einige Siebziger dabei, die die 6:30 h ausreizen werden. Ich begrüße Ferdinando Gambelli, Luca Gelati, Felice Ruso, Marco Simonazzi , Carla Giovanna Gavazzeni und den ältesten Starter (SM75), Libero Zerbinati.

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Der Start erfolgt pünktlich, ich drücke 1 Minute vorher schon auf  meine Garmin GPS-Uhr, ein kleiner Zeitpolster dient als Rückversicherung  und Ansporn, das habe ich bei mir beobachtet  („ich habe ja noch ein Guthaben“).

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Nach  dem Start geht es zunächst in einem Bogen um das Stadion nach Norden. Carla, die mir seitlich zuwinkt, scheint heute in guter Form zu sein, sie versucht mit den 5-h-Pacern Schritt mitzukommen. Aber sie hält nur einige Hundert Meter durch, dann fällt sie zurück wie Marco, Felice und Luca gleich zu Beginn. Ein (sonst langsames ) Joggingtempo von7 min/km (für mich in besseren Tagen) ist längst auch zu schnell für mich, aber mit schnellem Gehen und kurzen „Sprinteinheiten“ kann ich auf den ersten Kilometern mit einem kleinen Gruppe, darunter Ferdinando und Libero (der sehr beherzt kämpft) mithalten.

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Der Kurs führt durch eine ländliche Gegend, eingesäumt von grünen Wiesen und umgepflügten Äckern, man könnte von einem Landschaftslauf auf einer asphaltierten Straße sprechen. Ich kann zunächst die Gruppe abhängen, aber bei der ersten Versorgungsstelle – es gibt Wasser und kalten Tee in Flaschen – muss ich meinen rechten Laufschuh aufbinden, weil offenbar  ein kleiner Stein mich drückt. Ein Stopp von einer halben Minute bei Villaguattera reicht aus und zwei Verfolger ziehen an mir vorbei. Ich sollte sie wider Erwarten nicht mehr einholen können. Entlang den kleinen Ortschaften nun in südliche Richtung stehen applaudierende Zuschauer, das baut auf und erfreut das Gemüt.

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Jetzt kommt mein Erzkonkurrent Ferdinando hinten nach, er hat immer die gleiche Taktik, längere Sprints (er hat mehr Kondition als ich) und Gehpausen. Vor der 10 km-Marke holt er mich ein. In Rimini lag er hinter mir – Grund: er hat sich einfach verplaudert und mich übersehen. Ich komme nicht mehr an ihn heran. Noch vor Rubino (eine Gemeinde mit ca. 17.000 Einwohnern 7 km westlich von Padua und etwa 25 km südöstlich von Vicenza gelegen) holt er mich ein. Mein Ziel, die 10 km mit 1:20 zu erreichen (8er-Schnitt) geht auf, mit dem Bonus von einer Minute liege ich darunter. Vor mir 300 m entfernt, kämpfen Ferninando und einer mir schon bei 5 km Entwischter. Hinter mir sind die ganz Langsamen zurückgefallen und nur bei langen Geraden noch als Punkte in Sichtweite. So bin ich allein unterwegs auf weiter Flur – ein Zustand, an dem man sich gewöhnen kann, wenn man nicht Letzter ist. Ich nutze die Zeit und knipse viel, die Agrarlandschaft auch mit Weinbau bietet schöne Motive.

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Nach der 15 km-Anzeige erreiche ich Salvazzano, eine nordostitalienische Gemeinde (comune) mit 23.207 Einwohnern, die fünf Kilometer westsüdwestlich von Padua am Fluss Bacchiglione liegt. In der Ortschaft sehen viele applaudierende Zuschauer, die Stimmung ist trotz nun stärker einsetzenden Regens bestens. Bei der 19 km-Anzeige kommt ein Läufer von hinten nach und überholt mich mit einem geschätzten Tempo um 7 min/km. Vielleicht kam er erst später zum Start und rollt nun das Feld von hinten auf?

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Und knapp vor der Halbdistanz kommt ein Läuferpärchen immer näher, das ich am Start gesehen habe, das aber wohl bewusst mit den Kräften Haus gehalten hat. Auch die beiden ziehen an mir vorbei. Die Halbmarathonmarke erreiche – wie angestrebt – sub 3 h (genau nach 2:53 h minus 1 min). Der Marathonkurs verläuft nun (bei stärkerem Regen) in Richtung Teolo, eine Gemeinde mit 9038 Einwohnern in der Provinz Padua, 17 Kilometer südwestlich von Padua im Parco regionale dei Colli Euganei am Rocca Pendice gelegen. Das Gebiet wird agrarwirtschaftliche benutzt, der 304 m hohe Rocca Pendice ist zudem ein Naturschutzgebiet.

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Nach der 22km-Marke dreht der Kurs nach Südosten in Richtung Abano Terme. Nach dem kleinen Ort la Croce folgt ein kurzer Anstieg. Bei der 25 km-Anzeige befindet sich wieder eine Labestelle, ausgegeben wird nach wie vor nur Wasser und Tee in Flaschen. Ich drehe mich um und traue meinen Augen nicht: der über 75-jährige Libero ist im Begriff mich einzuholen. Beim Kreisverkehr ist es soweit, er eilt zunächst an mir vorbei. Aber ich bleibe an ihm dran. Er versucht einen Regenschutz im Gehen drüber zu streifen, das gelingt nicht ganz. So helfe ich ihm und wir bleiben bis zur Erreichen von Abano Terme, ein Heilbad in den Euganeischen Hügeln in der Provinz Padua mit 20.274 Einwohnern, nebeneinander. Die Euganeischen Hügel sind bekannt wegen ihrer Thermalwasserquellen, eines hyperthermalen Brom-Jod-Sole-Wassers, welches leicht radioaktiv ist. Hier, bei Kilometer 28, will mir Libero wieder entwischen, aber es gelingt ihm erst bei der Labe, als mir die Helfer zurufen, dass meine  Digicam aus der Bauchtasche gefallen ist und nun auf der nassen Straße liegt mit geöffnetem Fach für den SDHC-Stick, der ebenso durch die Erschütterung beim Fallen auf hartem Untergrund herausgeschleudert wurde. Bis ich die Kamera wieder auf ihre Tauglichkeit getestet habe, vergehen mehr als 3 Minuten, keine Chance mehr, Libero einzuholen. Aber von hinten kommt auch niemand nach, obwohl meine Kollegen ja noch auf der Strecke sein dürften – keiner von ihnen gibt auf, auch wenn sie in Summe 7 h unterwegs sind.

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Erst bei Kilometer 31 – der Kurs hat nach Nordosten gedreht  –  erfolgt nach der Halbdistanz die nächste Zeitnehmung, mit 4:28 h (minus 1 min) liege ich einigermaßen im Plansoll.  Die Abstände zwischen den kommenden Kilometeranzeigen  werden in der Wahrnehmung scheinbar kürzer. Erst bei der 34-Marke schon in Richtung Padua unterwegs  kann ich einen Kollegen ein- und überholen. Der Blick zurück auf der geraden Einfahrtstraße zeigt, dass in einer Zirka-Entfernung von gut 1 km eine Person in rotem Shirt nachkommt, sie also 9 bis 10 Gehminuten hinter mir liegt. Ich öffne ein bei der letzten Labe erhaltenes Gelpäckchen und erhoffe mit dadurch neue Energie.

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Es geht über eine Brücke über den Fluss Brenta, 38 km sind erreicht. Bereits bei der 39 km-Tafel befinde ich mich (allein auf weiter Flur) im Stadtgebiet mit ausgeprägtem Kopfsteinpflaster, das mir ganz und gar nicht behagt, aber diesen Untergrund weisen viele Städte in Italien auf. Die Laufstrecke ist perfekt mit Sperrgittern versehen, Ordner und Polzisten sorgen für höchste Sicherheit. Die beiden letzten Kilometer führen an den Sehenswürdigkeiten vorbei, die ich gestern passiert und geknipst habe. Doppelt hält besser, könnte man sagen.

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Bei Kilometer 41 liege ich bei 5:59 h, die Spaziergänger in der Altstadt  – es sind deren bei nun sonnigem Wetter wirklich viele – vorbildlich die Sperrgitter nicht betretend, applaudieren.  Von der Basilica des Hl. Antonius bis ins Ziel am Prato della Valle sind noch 500 m zu laufen. Mit netto 6:10:45 finishe ich den Padua Marathon 2022. Wenn es nicht mehr besser geht, muss man auch mit „kleinen Brötchen“ zufrieden sein.

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Die im Ziel ausgehändigte Medaille ist mit einem Bildnis den Heiligen Antonius auf einer Seite kirchlich-sakral gestaltet. Das ist für mich ein Novum, aber einmal etwas anderes. Ich bekomme eine zweite Goodie-Tasche mit Wasser, Obst (Bananen en masse sind noch da) und eine Sportgetränk. Der Regen hat längst aufgehört, die für die Finisher reservierten Wärmefolien sind alle ausgegeben, aber nun bei  20 Grad C ohnehin entbehrlich.

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Ich setze mich auf eine Bank im Ziel und warte auf die Allerletzten, die bis zu 30 Minuten hinter mir eintreffen. Kompliment aber an Libero, der mir 10 Minuten abgenommen hat, Ferdinando sogar zu 15 Minuten. Insgesamt bin ich zufrieden, auch weil ich mit meiner „Geh- und Lauf-Taktik“ trotz großer  orthopädischer Einschränkungen um die 6 Stunden finishen kann. Wenn es allerdings eng wird, bin ich auf das Wohlwollen der Veranstalter angewiesen.

Mein Fazit

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Den Veranstaltern des Padua-Marathons gebührt großes Lob für eine perfekte Organisation, was die Vorbereitung und die Durchführung betrifft. Alle Straßen waren rigoros für den Verkehr gesperrt, auch in der Altstadt respektierten Zuschauer und Touristen die Absperrung en – es war ihnen möglich, an beiden Seiten daran vorbei zu gehen. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist mit 1a zu bezeichnen, für 60 Euro in der „teuersten“ Anmeldephase würde man in Wien 20 Jahre zurückgehen müssen und bekäme auch kein Gratisshirt. Hervorheben möchte ich die sehr schöne Medaille, die wohl auch zu Ehren des Hl. Antonius so gestaltet wurde. Die Laufstrecke selbst lässt durchaus schnelle Zeiten zu, die wenigen Steigungen sind sanft, die Höhendifferenz  kaum mehr als 20 m. Die Versorgung auf der Strecke war nicht üppig, erst ab dem Halben wurden Gels ausgegeben. Alles in allem kann ich eine Teilnahme am Padua Marathon wärmstens empfehlen.

Weitere Fotos vom Padua Marathon

Siegerliste Männer:

1. KIBIWOTT ALFONCE (KEN) – 02:10:01

2. KIBOR KIRWA ELIJAH (KEN) – 02:12:25

3. CHUMBA GILBERT (KEN) – 02:13:20

Ranking bei den Frauen:

1. CHEPTEGEI REBECCA (UGA ) – 02:31:21

2. KAHSAY LEMLEM (ERITREA) – 02:35:53

3. INCERTI ANNA (ITA) – 02:36:23

1044 Finisher  (887  Männer, 157 Frauen)

Zum Padova Marathon


Kommentare

0
Anita
Montag, 25. April 2022 22:09
Das ist ja mal eine coole Medaille. Den Lauf muss ich mir merken
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