"Königslauf" am 14.Mai 2023 in Vilnius/Litauen: Aleksandr Sorokin (Lit.) strebt neuen Weltrekord an! Fallen die 6 Stunden?
Zum zweiten Mal in Folge möchte der Litauer Ultraläufer und Mehrfach-Weltrekordler(24Std.-Lauf, 100 Meilen, 12 Std.) seinen eigenen 100-km-Weltrekord (6:05:42 Std.), den er im Bahnlauf aufstellte, im Rahmen eines exklusiven Straßenrennens am zweiten Mai-Wochenende in seiner Heimatstadt Vilnius verbessern.
Auf einem viereckigen Straßenkurs mit einem Höhenunterschied von 3 Metern pro Laufrunde sind insgesamt 62 Runden zu absolvieren, dabei werden etwa 20-30 Teilnehmer an den Start gehen. Gestartet wird um 6 Uhr morgens, der Zieleinlauf soll gegen 12 stattfinden, wobei ein Kilometerschnitt von 3:35 min. geplant ist. Damit käme Sorokin in die Nähe der 6-Stunden-Grenze, der absoluten Bestleistung im 100km-Ultralauf bisher, die noch kein Mensch regulär erreicht hat.
Um in diesen neuen Grenzbereich zu gelangen, musste auch ein Läufer wie Sorokin neue Wege beschreiten. Er meinte: "Ausdauer scheint mir zu reichen, aber es fehlt mir definitiv an Geschwindigkeit...Geschwindigkeit...und Geschwindigkeit"! Deshalb war er Mitte März im Trainingslager in Flagstaff/USA, wo er sich einer Läufergruppe von Mittelstrecklern anschloss. Mit dieser Truppe verbrachte er 40-50% seines Trainings, da dort häufig unterschiedliche Geschwindigkeiten, viele Beschleunigungen in das Lauftraining einfließen. Sorokin: "Ich hinke hinterher" , und auch beim Warm-up konnte er hinzulernen.
Zu dieser Vorbereitung diente ihm auch der Marathon von Sevilla im April 2023, den er in 2:25 Std. beendete. Dieser Lauf war im km-Durchschnitt mit 3:26/3:27 min.schneller als sein geplantes 100km-Tempo von 3:35 min., sollte ihn aber an diese Geschwindigkeitsbereiche heranführen (es war übrigens sein erster Marathon-Wettkampf !).
Darüberhinaus bekannte Sorokin, dass ein 100km-Lauf nach der 50km-Marke beginnt. Wenn dann der Körper die Geschwindigkeit halten kann, wird alles gut.
Sein Trainer meinte noch dazu: "Ja, wir brauchen Geschwindigkeit, wir brauchen ganz andere Eigenschaften des Organismus`. Außerdem auch Beweglichkeit und genügend Krafttraining. - Wir wissen, dass es möglich ist, 100km in weniger als 6 Std. zurückzulegen..., und wenn wir die Strecke nur in weniger als 6:05 Std. zurücklegen - das wird auch ein Weltrekord sein" !
Vorbereitung ist extrem wichtig
Der Rekordhalter verrät, dass die verantwortungsvolle Vorbereitung auf Wettkämpfe der wichtigste Teil des Profisports ist: "Um ein guter Athlet zu sein, muss man viel Zeit dafür aufwenden. In Vorbereitung auf Wettkämpfe habe ich mehrere Trainingseinheiten am Tag und laufe etwa 40-50 Kilometer, und ich folge auch dem Rhythmus des Schlafes und ernähre mich ausgewogen. Die Tage werden ziemlich gleich: Ich schlafe, ich esse und ich laufe."
Sorokin verbirgt nicht die Tatsache, dass er in seinem Heimatland zum ersten Mal versuchen wird, den Rekord anzustreben, und dies sorgt für erhebliche Aufregung.
"Ich werde nicht lügen, einen Rekord in Litauen zu erreichen, macht mir viel mehr Angst, weil es im Ausland ohne viel Aufmerksamkeit gemacht werden kann. Es ist jedoch notwendig, uns selbst herauszufordern, schließlich können wir uns nur so verbessern", sagt der Athlet.
Wenn dann die Hauptvorbereitung des Wettkampfes gemeistert ist, .sind die wenigen Wochen vor dem Wettkampftermin meist die schwierigsten.
"Wenn der Wettbewerb näher rückt, gibt es oft Zögern und Selbstzweifel, weil ich weiß, dass Prüfungen bevorstehen. In diesem Moment gibt es ein Gefühl der Angst - wie vor einer Prüfung: Obwohl Sie bereit sind, machen Sie sich immer noch Sorgen, dass Sie möglicherweise nicht erfolgreich sind. Wenn der Wettbewerb jedoch endet, gibt es eine Flut von Euphorie, die mehrere Wochen andauern kann", sagt Aleksandr Sorokin.
Ultra-Running - Kampf mit sich selbst
Der Läufer erzählt, dass Ultralaufen nicht nur körperliche, sondern auch psychische Vorbereitung verlangt.
"Beim Langstreckenlauf geht es darum, mit sich selbst zu kämpfen. Dies erfordert eine extrem hohe und verantwortungsvolle körperliche Vorbereitung, aber beim Laufen während des Wettkampfes ist es wichtig, stark und psychisch stabil zu bleiben. Wenn der Lauf einen Tag dauert, ist der Körper bereits müde, bewegt sich automatisch vorwärts und dann ist das Wichtigste die psychische Ausdauer", sagt der Athlet.
Um die psychische Widerstandskraft zu stärken, gibt es verschiedene Wege. Sportler können aus Erfahrungen lernen, müssen Entscheidungen treffen, positiv denken, Ziele setzen. Sorokin beschreibt es folgendermaßen: "Als ich durch das Training lief, dachte ich darüber nach, wie es wäre, wenn ich einen Rekord aufstellen würde - ich würde meine Hände heben und vor Glück schreien..., als ich den Rekord erreichte..., fühlte ich sogar eine gewisse Leere, also begann ich sofort, nach neuen Zielen und Möglichkeiten zu suchen, um die Messlatte nicht zu senken".
Inwieweit er das diesmal umsetzen kann, wird sich zeigen. Es ist sehr schwer, aber nicht unmöglich. Wenn die 6-Stunden-Grenze unterboten werden soll, muss bereits die 50-km-Marke knapp unter 3 Std. durchlaufen sein... Einer seiner Konkurrenten, der Niederländer Piet Wiersma (Dritter der 100km-WM 2022), beschreibt es so: "Ich denke, es ist der am schwierigsten zu schlagende Weltrekord, aber er kann sicherlich verbessert werden".
Selbst für den Fall, dass Sorokin den Rekord verbessern sollte, gibt es weitere Herausforderungen auf dieser Distanz. Bereits für den 21.Mai 2023 wurde in Tokio/Japan beim Shibamata 100km-Lauf ein Rekordversuch angekündigt. - Dazu demnächst mehr Details.
Foto: Steve Ashworth (Sorokin beim letzten 100km-WR)
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