Der Erfolg dieses Teams überdeckt nicht die Schattenseiten dieser WM.
Der Erfolg dieses Teams überdeckt nicht die Schattenseiten dieser WM. (Foto: facebook IAU)

Ultralauf-WM in der Schwebe: Kritische Gedanken zur Situation

Ein Weltmeisterschafts-Rennen ist vorbei - was bleibt, außer großer Hitze und mühsamer An- und Abreisewege...?

Der Weltverband (IAU) tut sich schon länger schwer mit der Suche nach geeigneten Veranstaltern, oft gibt es Absagen oder Verlegungen, meist aus finanziellen Nöten.

Die Kerndisziplin 100km lockt nicht die grundschnellen Marathonis an, also sollte der 50km-Wettbewerb die Lösung bringen  -  schön und gut. Nur, wenn die schnellen Läufer kommen sollen, warum finden dann die Welttreffen nur alle zwei Jahre statt ? Olympische Spiele und reguläre Leichtathletik-Weltmeisterschaften wechseln sich regelmäßig ab und bieten demnach den Athleten mehr Chancen zum Konkurrenz-Vergleich. Das ist dann ebenso für Sponsoren attraktiver.

Die IAU hat dabei anscheinend kein glückliches Händchen - bereits die Vorgänger-Veranstaltungen 2015 + 2016 fanden im heißen Doha statt, als WM mit gerade mal um die 50 Teilnehmer. Jetzt war Indien (bekanntermaßen auch heiß) an der Reihe, letztlich mit 77 Teilnehmern im Ziel. Rechnet man jedoch diejenigen ab, die leistungsmäßig nicht zu einer WM passen, weil sie einfach nicht schnell genug laufen (können)  -  dann waren es lediglich 60 verbliebene "echte" WM-Teilnehmer. Ist das WM-würdig?

Wenn schon eine überschaubare Teilnehmerzahl, dann bitte mit vorherigen Qualifikationszeiten, um den Leistungsstandard hoch zu halten. Die klimatischen Verhältnisse lassen sich als Erstes abschätzen, heiße Jahreszeiten kann man terminlich umgehen und Startzeiten verlegen. Warum in Indien um 7 Uhr der Start erfolgte, wenn umsichtige Veranstalter (z.B. in Südafrika) dort bereits um 5 Uhr morgens ihre Läufer auf die Strecke schicken...? Solche Punkte muss man hinterfragen.

Ein weiterer Grund für die geringe Akzeptanz an solchen WM-Läufen ist auch die "Verzettelung" durch Kontinental-Meisterschaften, das wertet die richtigen WM-Rennen ab! Und gar nicht zeitgemäß ist die Regelung, keine Preisgelder und/oder Prämien anzubieten (wie anlässlich der 100km-WM in Berlin 2022 zu erfahren war) - wie sollen damit leistungsstarke Marathonspezialisten "angeteasert" werden...? Schlimmer noch, in der Vergangenheit mussten etliche Teilnehmer einen Großteil der Reise- und Unterkunftskosten zu einer WM selbst tragen. Wie die einzelnen Sportverbände oder Sponsoren im Hinblick auf finanziellen Support verfahren, liegt in deren Ermessen. Fest steht nur, wenn wichtige Anreize seitens der IAU fehlen, schwankt das komplette Gebilde Ultralauf, bleibt die Zukunft ungewiss!

Zum Abschluss noch ein fragender Blick auf die Kontrollierbarkeit der Leistungen und das plötzliche Aufleben von Sportnationen.Wie eigentlich jedermann weiß, sind (unangemeldete) Dopingkontrollen eine Pflicht im Leistungssport. Wie wurde das in Indien praktiziert, welche Nachweise publizierte man? Dazu bis jetzt keine Erklärung der IAU.

Nach den Erfahrungen der 100km-WM 2022 in Berlin, wo es vereinzelte Nicht-Kontrollen von Spitzenleistungen gab, sollten diese Nachfragen erlaubt sein. Mit der Vergabe dieser 50km-WM an Indien, erschienen unversehens - wie ein Phoenix aus der Asche - indische Athleten auf der internationalen Ultra-Bildfläche, im Männer-Wettbewerb sogleich als Team auf Rang 2. Man muss sich schon verwundert die Augen reiben, nach Recherche sind in den letzten Jahren keine erstklassigen Athleten im 50km-Lauf aufgetaucht. Lediglich ihr bester Teilnehmer ist auf der Marathondistanz registriert (2:16 Std./2022), alle anderen können nicht die Basisleistungen für ihre Ergebnisse bei dieser WM nachweisen. Das macht stutzig und sollte - auch durch Doping-Kontrollen - überprüft werden (s.dazu auch Artikel in Hdsports v.27.9.23, "Sportler flüchten vor Doping-Kontrolle"). Ein bitterer "Nachgeschmack" bleibt bestehen...

Abschließend kann nur festgestellt werden, dass der Ultralauf nicht den "mainstream" der gesamten Laufbewegung widerspiegelt!

Foto: facebook IAU

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