Nur sieben Läufer aus der Guianas Marathongruppe haben sich entschieden, sozusagen am Rückweg von Südamerika den Marathon in Trinidad und Tobago „mitzunehmen“.

Ich bin Teil der passionierten Ländersammler, nämlich 4 aus Polen und eine Kollegin aus Thailand. Die Chinesin Xiling bleibt noch einen Tag länger in Paramaribo.

Auf dem Weg nach Port of Spain

Registriert hat sich jeder selbst über racerooster.com schon Wochen vor dem Marathontermin in der Hauptstadt von Trinidad und Tobago (5.128 km², 1,5 Mio.Einwohner), eine Inselgruppe der südlichsten Kleinen Antillen, die nur 15 km vor der Küste Venezuelas liegt. Das Startgeld beträgt Ende Jänner 2024 ca. 110 $ plus Transferspesen bei Kreditkartenzahlung von nochmals 10 $.https://vg07.met.vgwort.de/na/2c6742df178a4646a0f9ed6649b42c76

Am Mittwoch, den 20. März, treffen wir uns bereits um 04 Uhr am Flughafen von Paramaribo in Suriname, nur 3 Kilometer von Colakreek entfernt, wo am 14. März unser 2. Marathon stattgefunden hat. Ich bin bereits um 02 Uhr aufgestanden, habe mir ein Frühstückspackage ins Zimmer bringen lassen und bin dann um 02:45 ins Taxi gestiegen. Alle Taxis verrechnen für die ca.50 km dort zum Airport pauschal 45 USD.

Das Boarding beginnt um 4:30 Uhr, der Flug mit Carribbean Airways ist für05:30 Uhr angesetzt. Mein gebuchter Sitzplatz 5C grenzt direkt an die Business Class – ich kann die Beine unter dem Vorhang durchstrecken. Die neue Boing 737-800 hat in der höheren Kategorie riesige Displays an der Rückseite der Sitze, doch ich zähle nur 4 Personen, ein Upgrade für einen 1 h 10 min Flug hätte mich 350 USD gekostet – das lohnt sich nur bei Langstrecken.

Trinidad and Tobago Kapok Hotel

Wir kommen wegen der einen Stunde Zeitverschiebung noch vor 06:00 Uhr an. Eine Taxifahrt nach Port of Spain (12 km², 37.000 Einwohner) kostet zwischen 30 und 35 USD für Barzahler. Wer seine Kreditkarte verwenden möchte, muss einen Aufschlag von weiteren 20 USD entrichten, wegen der angeblichen „Steuer“ beim Wechseln, argumentiert ein älterer Einweiser mit listigen Augen.  Also nehmen wir den öffentlichen Bus um je 4 Trinidad und Tobago Dollar (1 Euro = 7,35 TTD). Die Fahrt dauert ca. 45 Minuten. Bei der Busstation trennt sich die Gruppe – Muantawan Arsrairas aus Thailand mit US-Pass, die sich Pei nennt, hat für 5 Personen ein AirBnB-Quartier organisiert, ich habe 5 Nächte im Vierstern-Hotel Kapok gebucht, das nur 200 m vom Start- und Zielbereich des sonntägigen Marathons entfernt ist.

Pei, die dank ihres thailändischen Telefonproviders in über 150 Länder der Welt anrufen kann und so am Smartphone fast überall auch Internet verfügbar hat, ordert für mich ein Privattaxi, das mich um 40 TTD (ca. 6 Euro) die ca. 3 ½ km zum Hotel chauffiert. Um 9:30 Uhr vormittags kann man ganz selten einchecken, ich wähle einen early Check-In und zahle gerne auf – wieviel, das werde ich dann am Montag beim Auschecken erfahren. Mein 5 Nächte inkl. Frühstücksbuffet kosten über booking.com 750 Euro, weitere, geschätzt 50 Euro für ein paar Stunden nachschlafen sind es mir wert. Außerdem ist für mich der Aufenthalt in T&T ja auch Urlaub, den ich mir nach der stressigen Marathonwoche – 3 Marathons binnen 6 Tagen in Südamerika bei tropischer Hitze und Schwüle, verdient habe.

Abholung der Startunterlagen am Nachmittag (20.3.2024)

Offiziell können registrierte Starter ihre BiBBs im Zeitraum 20.-22.3. im Gebäude des Olympischen Komitees von T&T in der Woodford Street 104 von 9 bis 17 bzw. 18 Uhr am Freitag abholen, das wird in einer Mailaussendung nochmals zur Kenntnis gebracht. Auf der Website wird nicht angeführt, ob man sich nachmelden kann. Allerdings können ausländische Starter auf Anfrage gesonderte Abholtermine beantragen und die Startnummer auch kurz vor dem Rennen am Sonntag abholen.

Ich habe mir vorgenommen, mein Startpaket gleich am frühen Nachmittag entgegen zu nehmen. Vom Kapok Hotel, wo ich einen Stadtplan bekommen habe, entlang der Maraval Road bis zur St. Claire Avenue sind es ca. 1 km Fußweg, zwei Gassen weiter beginnt die Woodford Street. Ich betrete das Gebäude hinter einer einheimischen Läuferin, die sich für den bereits am Samstag ab 16 Uhr angesetzten 5 km-Lauf angemeldet hat, wie ich dem Gespräch entnehmen kann. Dem Berg übereinander gelegter Startnummern nach zu schließen ist das eine Art Volkslauf, bei dem jede/r gerne mitmachen will.

 

Trinidad and Tobago Organisationsteam bei der Startnummernausgabe

Eine Dame, die sich nun mir zuwendet , vermutlich Karen Araujo, Chefin des Organisationsteams, ist Wortführerin der Frauengruppe, die um eine reibungslose Abwicklung der Laufveranstaltung bemüht ist. Internationale Starter – sie werden auf der Website extra ausgewiesen – bekommen scheinbar ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Sie fragt mich, ob ich John Lum Young kenne. Natürlich, antwortet ich wahrheitsgemäß, zwar noch nicht persönlich, aber er hat für das von mir bereits 2020 initiierte Buch „Country Marathon Collecting“ auch einen Beitrag geschrieben, wodurch ich mit ihm und den anderen 45 Autoren in enger Kooperation stand. JLY, wie er sich selbst nennt, wird auch beim Marathon dabei sein, ergänzt sie. Auf meine Frage, wie es mit einer gewissen Überzeit aussieht, beruhigt sie und meint, „that we will wait for all our runners.“ Ich erzähle ihr von unserer stressigen Marathontour in Südamerika, wovon sie von JLY ja schon gehört habe. Abschließend bitte ich um ein Gruppenfoto, dem alle drei Damen gerne nachkommen.

Trinidad and Tobago Marathon Startpaket

Das Startpaket in einer orangen Tragetasche enthält neben der Nummer mit dem heute üblichen metallenen Chipstreifen auf der Rückseite (Mylaps) einen abreißbaren Getränkebon sowie ein Funktionsshirt aus dickerem Polyester. Zudem sind zwei Hochglanzbroschüren beigefügt, die eine soll die Teilnahme der Sportler aus T&T bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokyo würdigen, die andere  ist den 7. Commonwealth Youth Games in Trinidad gewidmet. Ein Maskottchen namens Cocoyea und eine Stecknadel vom Sujet auf die Spiele bezogen ergänzen die Goodies.

Trinidad and Tobago Queenspark Savannah

Den Rest des Nachmittags verbringe ich im Queens Park Savannah, wo, sobald die Hitze gegen 17 nachlässt, Menschen aller Altersgruppen  sporteln – es wird Fußball gespielt  bzw. in Kleingruppen auch für Baseball trainiert, Kinder spielen fangen, laufen, tollen herum. Ein Großvater hilft seinen beiden Enkeltöchtern beim Drachensteigen. Der Park ist mehrere Quadratkilometer groß und bietet viel Platz. Der Marathonkurs wird am Anfang und gegen Ende hier vorbeiführen.

Trinidad and Tobago Savannah

Zeit zum Akklimatisieren inkl. Strandbesuch (21.3.2024)

Für den 2. Tag habe ich mir vorgenommen, unbedingt einen Strand in der Nähe aufzusuchen. 2004 war ich während einer vierwöchigen Karibikkreuzfahrt anlässlich meines  50. Geburtstages einen Tag in Port of Spain, damals brachte uns ein Segelboot zu einem leeren Strand in Tobago. Im Kapok Hotel wurde mir Maracas Bay empfohlen. Ich will heute auf ein Taxi verzichten und die 3 km hinunter ins Zentrum spazieren. Es wird aber dann weiter als gedacht, besonders wenn man den direkten Weg nicht kennt – der, ausgehend vom Queens Park im Osten bspw. entlang der Charlotte oder Frederic Street, führt.

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Trinidad and Tobago in Port of Spain

Ich gehe zur Busstation, wo wir gestern vom Flughafen angekommen sind. Am Auskunftsschalter erfahre ich, dass die Busse nach Norden weniger oft frequentieren als bspw. nach Westen. Die Dame meint zwar, dass sie persönlich lieber zu den schöneren Stränden fahren würde, obwohl es dort Wellen und Wind gebe und man wegen der Brandung aufpassen müsse, nicht ins Meer hinausgespült zu werden, aber wenn ich es gerne ruhig und seicht haben will, würde sie mir Chaguaramas empfehlen.

Trinidad and Tobago im Bus

Bus 135 fährt stündlich in ca. 40 Minuten dorthin. Ein Ticket bekomme ich um 2 TTD (ca. 30 Cent) an einem anderen Schalter. Es geht sich für den 13 Uhr-Bus gerade aus.

Trinidad and Tobago Strand

Der Strand wird hauptsächlich von Einheimischen besucht, es gibt Schattenplätze, die alle besetzt sind. Auf den wenigen Bänken aus Beton haben die Leute ihre nassen Badesachen zum Trocknen aufgehängt.  Aber ich ergattere eine ramponierte Bank in der prallen Sonne, von der eine Sitzhälfte abgebrochen ist. Hier werde ich nun einige Stunden zubringen, meine Sachen behalte ich im Auge, während ich mich im 28 Grad C warmen Meerwasser entspanne – sitzend, denn zum Schwimmen ist es zu seicht.

Trinidad and Tobago am Strand

Ich komme mit einem älteren Ehepaar mit dunkler Hautfarbe aus England ins Gespräch. Sie wollen nun gleich drei Monate hierbleiben und erst im Sommer wieder nach London zurückkehren. Beide sind hier geboren, es ist die Sehnsucht nach der Heimat, aber den Lebensstandard in England wollen sie auf Dauer nicht missen, erzählt die 75-jährige Frau.

Auch mit einer etwa 40-jährigen Frau mit Sohn und Mann spreche ich – der 8-jährige Bub hat sich einen völlig falschen Schwimmstil beim Kraulen angelernt. Ich zeige ihm, wie man die Arme richtig abwinkelt und wechselweise einmal links, dann rechts bei gedrehtem Kopf nach 2 Tempi atmet. Wie  wichtig schwimmen ist, zeigen die vielen Ertrunkenen bspw. unter den Migranten, die gegenwärtig zu Tausenden z.B. über das Mittelmeer nach Europa, vor allem Italien flüchten.

Es herrscht kurz große Aufregung, ein Mann von der Straße kommt zum Strand gelaufen und schreit, dass es brennt, die Menschen sollen ihre geparkten Autos wegfahren. Schon nähern sich Feuerwehrautos, vermutlich hat die Hitze in einem Waldstück nahe dem Strand einen Brand ausgelöst. Ich rieche und sehe den Rauch aufsteigen, aber da es mich nicht betrifft, bleibe ich am Strand. Die Leute scheinen solche Zwischenfälle gewohnt zu sein, außer den betroffenen Autofahrern geht keiner nachschauen.

Trinidad and Tobago Brandherd

Um 17 Uhr nehme ich gemeinsam mit den britischen Urlaubern den Bus zurück. Während der kurzen Wartezeit schaue ich zum noch immer nicht ganz  gelöschten Brandherd hinüber, Feuerwehrleute sind weiterhin m Einsatz.

Trinidad and Tobago National Museum

Ich steige eine Haltestelle vor dem Busbahnhof aus und spaziere die Frederic Street hinauf zum Queens Park. Das ist in der Tat ein weiter Hatscher, 3 km sind es gewiss. Dieser direkte Weg führt an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei wie dem National Museum and Art Gallery sowie am Memorial Park, wo an die Gefallenen aus dem 2. Weltkrieg gedacht wird.

Trinidad and Tobago Memorial

Wie gestern gehe ich die Abkürzung durch den Park und erneut sind dann meine Sportschuhe mit einer erdigen Schmutzschicht überzogen, vertrocknetes Gras hat sich in den Socken eingenistet, ich muss alles wie gehabt wieder reinigen. Zum Abendessen gibt es Pizza, die man sich im Hotel bestellen kann.

Caroni Swamp Bird Watching (22.3.2024) – Vogelbeobachtung im Sumpf

JLY hat alle ihm bekannten Läufer in der WhatsApp-Gruppe angeschrieben, dass sie die Nana’s Tour unbedingt buchen sollen. Von unserer Guianas-Gruppe nehmen 4 Personen, mich mitgezählt, teil. Abfahrt ist für die Gäste im Kapok-Hotel, zu denen auch Arthur Brooks aus England gehört, ebenso Mitglied im Country Club wie ich, um 14 Uhr 45. Im Taxi-Bus sitzen bereits zwei weitere Briten, nämlich David Darton und Colin Lea. Der Bus wird auf dem Weg ins Sumpfgebiet noch in der Stadt Arkadiusz Babij, Wojtek Machnik und die Thailänderin Pei abholen.

Als David erzählt, dass Colin und er erst  gestern am helllichten Tag von ca. 5 Männern im Ostteil der Stadt bei einem Spaziergang brutal ausgeraubt wurden – man habe sie mit den Fäusten geschlagen und mit Füßen getreten – und ihnen Geld und Smartphones abgenommen, sind alle bestürzt. Aber der Guide, ein Freund von JLY, erklärt, dass selbst die Einheimischen bestimmte Teile der Stadt meiden.

Trinidad and Tobago Mangrovenwald

Die Fahrt ins Vogelschutzreservat dauert ca. 30 Minuten. Das Verkehrsaufkommen auf der Zufahrtsstraße ist hoch, es gibt zu viele Autos in Port of Spain und auf der Insel. Wir sind um 15 Uhr 30 da, die Exkursion mit  dem Boot durch die Mangroven wird um 16 Uhr beginnen. Bei Einbruch der Dunkelheit kehren die Vögel an ihre Schlafplätze zurück,  das ist dann der Höhepunkt der Tour. Allerdings ist keiner der Touristen entsprechend ausgerüstet. Man bräuchte eine Kamera mit Teleobjektiv, ein Fernglas zum Ausborgen hat unsere Guide bei sich. Moderne Smartphones bieten heutzutage aber schon beachtliche Zoombereiche.

Mangrovenwald

Ich sitze mit den 3 Briten David, Colin und Arthur am hinteren Ende des Bootes. Die Fahrt durch die eigens geschaffenen bzw. ausgeholzten Kanäle inmitten des riesigen Mangrovengebietes ist anfangs wenig spektakulär.

Trinidad and Tobago Tiere

Nur der Bootsfahrer sieht ständig irgendwelche Vögel und weist uns darauf hin. So etwa auf den einen oder anderen Rotkappenkardinal, auf den Seidenameisenbär auf den Zweigen der Mangrovenbäume sitzend und sogar auf eine Riesenschlange, deren Name ich mir nicht gemerkt habe. Einen Blaureiher bekomme ich ins Bild, auch scharlachrote Ibisse, Nationalvogel und Stolz von Trinidad und Tobago, sehen wir, aber immer sind sie etwas zu weit für einen Schnappschuss entfernt, sitzen nur kurz auf den Bäumen und fliegen dann rasch weg. Pei, unsere aufmerksame Fotografin, zoomt die Tiere des Waldes heran und verspricht allen in der Gruppe, ihre Fotos zu teilen.

Trinidad and Tobago Flamingos

Als wir von den kanalartigen Wasserstraßen auf offenes Gewässer kommen, rund um uns herum naturgeschützte Inseln mit Mangrovenbäumen, ist  es 17 Uhr 30. Jetzt beginnt der Vogelzug, genau genommen kehren die roten Ibisse – wenn sie älter werden, wechselt die Farbe des Gefieders, es wird schwarz – und andere Vögel zu ihren Schlafplätzen in den Bäumen zurück. Eine Kolonie von karibischen Flamingos, deren leuchtend rosa oder lachsfarbene Farbe ins Auge sticht, hat hier ihr festes Wohngebiet. Sie benötigen einen Untergrund zum Stehen und halten sich vorwiegend nahe dem Festland auf. Laut Guide sind sie vermutlich von Venezuela aus zugewandert. Die Schiffe müssen einen Abstand von ca. 400 m zu den Vögeln einhalten. Weitere drei Ausflugs- bzw. Beobachtungsboote sind in Warteposition. Unser Guide gibt Snacks aus, vieles davon wird an die die Boote umschwirrenden Fische gefüttert.

Trinidad and Tobago Abfahrt

Nach einer Stunde fährt unser mit einem kleinen Außenelektromotor betriebenes Boot als erstes zur Visitor-Station und weiter zum Parkplatz zurück. Der Bus bringt uns dann sicher zu den jeweiligen Quartieren, um 19 Uhr 30 bin ich wieder im Kapok Hotel. Die 55 USD werden beim Aussteigen an den Guide bezahlt. Ein erlebnisreicher Tag geht zu Ende.

Trinidad and Tobago mit Anton Reiter

Ausspannen und Wäsche waschen am Vortag des Marathons (23.3.)

Zwar habe ich mir vorgenommen, evtl. nochmals zum Strand zu fahren, aber dann verweile ich länger beim Frühstück. Das Gästeaufkommen ist am Wochenende stark gestiegen – in der Osterwoche zahlen Eltern für ihre Kinder bis zu 6 Jahre im Kapok Hotel nichts, daher herrscht schon beim Frühstück Hochbetrieb. Erstmals gibt es um 9 Uhr, eine Stunde vor dem Ende des Buffetfrühstücks, keine Melonenstücke und keinen Kuchen mehr – die anwesenden Kinder indischer Familien bedienen sich ähnlich üppig wie auf italienischen Kreuzfahrtschiffen die Bambini.

Trinidad and Tobago am Pool

Auch ein Kollege aus Österreich, genau genommen dem Burgenland, ist im Kapok Hotel beim Frühstück anzutreffen. Wir plaudern kurz,  er wird morgen am frühen Abend gleich wieder mit KLM nach Amsterdam fliegen und weiter nach Wien. Man braucht eine gute Konstitution, um nach der langen Anreise und nach nur 2 Nächten vor Ort und anschließend eine lange dritte Nacht im Flieger vor sich habend, so eine weite Reise durchzustehen – ich würde es mir nicht zutrauen.

Bei mir hat sich inzwischen viel schmutzige Kleidung angesammelt, die dringend zu waschen ist. Um 50 TTD bekomme ich zwei Päckchen Waschpulver und 2 Jetons – der eine ist für die Waschmaschine, der andere für den Trockner. Die Laundry ist im 2. Stock, von wo  aus man Zugang zum Pool hat. So verbringe ich die Zeit dort und nicht im Waschraum. 45 Minuten dauert der Waschgang, ca. 30 Minuten das Trocknen. Man fühlt sich wohler, wenn man wieder auf reine Wäsche zurückgreifen kann.

Trinidad and Tobago 5 km Run

Um 16 Uhr findet der 5 km-Lauf statt. Ich komme bei der Siegerehrung vorbei. Einige sind unter 20 Minuten gelaufen, das ist bei der Hitze eine beachtliche Zeit. Sie werden gewürdigt, alle bekommen eine Medaille, vermutlich ist es dieselbe, die morgen die Marathon- und Halbmarathonfinisher auch erhalten werden.

Der große Moment – der 42. Marathon in Port of Spain

Ich stelle meinen Wecker auf 03: 20 Uhr, im Supermarkt Massy, ca. 1 km vom Kapok Hotel entfernt, habe ich gestern noch Lebensmittel für ein selbst zubereitetes Frühstück eingekauft: Milch, Brot, Butter, Eier, Honig, Bananen. Mit einem Wasserkocher im Zimmer lassen sich viele Dinge hinzaubern – will man warme Milch für die Cornflakes, gießt man heißes Wasser zur kalten (Milch brennt leicht an). Eier lassen sich beliebig lange kochen, beim Frühstücksei tendiere ich zu 3-4 Minuten. Es lassen sich Fertigsuppen aufwärmen genauso wie Frankfurter kochen.

Trinidad and Tobago Marathon Strecke

Gestärkt, aber trotzdem etwas verunsichert wegen der Wettervorhersage –  es soll wieder ein strahlend schöner heißer Tag ohne Wolken und mit 30 Grad C schon am Morgen werden. Auch wenn das Rennen um 04:30 Uhr gestartet werden wird, für die Langsamen , zu denen ich mich zähle, die bis zu 3 Stunden für die Halbdistanz (13 Meilen) benötigen werden, könnte es nach der Wende richtig schwer werden, weil der Kurs keinerlei Schattenspender aufweist – das hat uns JLY so geschrieben.

Ich komme um 4:15 Uhr zum Start, alle aus der Guianas-Restgruppe sind schon vor Ort. Wojtek veranlasst Gemeinschaftsfotos getrennt nach der Mitgliedschaft bei beiden Marathonländersammler-Clubs. Dann erklingt die Nationalhymne. Alle sind angehalten, stramm zu stehen. Pei macht von Arthur Brooks und mir noch schnell ein weiteres Foto.

Trinidad and Tobago Marathon: Anton Reiter mit Arthur Brooks

Der Start am Queen's Park Savannah (gegenüber der Whitehall) verzögert sich etwas, aber dann geht es im Uhrzeigersinn los, zunächst um den Park. Ich werde bald von allen aus unserer Gruppe überlaufen, weil ich auch am Anfang eines Marathons zu langsam geworden bin, maximal nur mit einer 7er-Zeit (7min/km) laufen kann. Nur einige wenige Nachzügler sind hinter mir, als endlich auch ich in Richtung Stadtzentrum nach Süden abbiege. Es ist ziemlich finster, und schon wieder so drückend schwül, dass ich ahne, wie sehr mir die Hitze heute noch zusetzen wird. Um nicht den Anschluss zu verlieren, versuche ich das Tempo von 2 Läufern, die 100 m vor mir sind, einigermaßen zu halten. Für die hinter mir Nachkommenden bin ich der Ankerpunkt. Es geht bis zur Independence Square, wo sich die Busstation befindet, anschließend auf der wegen des Marathons gesperrten Bustrasse nach Osten. Wasserstellen gibt es zuhauf, alle 2,5 Kilometer am Anfang, aber das Wasser in den  ausgegebenen 0,3-Liter-Flaschen ist schon so früh am Morgen lauwarm. Obwohl in der Beschreibung von einem total flachem Kurs die Rede ist, trifft dies nicht zu 100 % zu: es gibt bedingt durch Brückenabschnitte den einen oder anderen langgezogenen Anstieg, den man aber am Anfang des Marathons meistern muss.

Trinidad and Tobago Marathon: Halbmarathonläufer

Ich bin für einen Moment irritiert, als es zu dämmern beginnt und der Tag anbricht: Hunderte Läufer kommen uns plötzlich aus der Gegenrichtung entgegen. Mehr als 100 sind aber nicht beim Marathon gestartet, ich komme drauf, dass es sich um die Halbmarathonis handeln muss – auch ihre blau unterlegte Startnummer unterscheidet sich von der unseren.

Infolge des Gegenlichtes ahne ich auch, dass meine heutigen Frühfotos von schlechter Qualität sein werden. Ich probiere trotzdem, die Führenden, die die Wende schon hinter sich haben, ins Bild zu bekommen. Nach und nach sehe ich auf der anderen Seite auch die Kollegen aus unserer Gruppe – auch der 72-jährige Arthur Brooks macht einen guten Eindruck ebenso wie David Darton und Colin Lea, die beiden Briten, die vor 2 Tagen zusammengeschlagen und beraubt wurden.

Trinidad and Tobago Marathon: Spitzengruppe

Die Wende ist in ca. 1 km Luftlinie in Sicht, aus einer linken Seitenstraße kommend betritt plötzlich ein Mann mit Startnummer die Laufstrecke und legt so richtig los. Stieg er aus einem Auto, das ihn auf der Nebenstraße in die Nähe der 13 Meilen brachte, oder musste er nur eine Klopause einlegen? Als ich dann nach 3:12 h endlich die Rückrunde antrete, präge ich mir den Nachkommenden ein. Bei der 14 Meilen-Anzeige nähert sich von hinten eine Läuferin, die einen ebenso frischen Eindruck erweckt wie der ca. 40-jährige Kollege vorhin. Die Frau in blauer langer Tight war nicht in der Schlussgruppe zu sehen. Hat sie vielleicht auch eine Pause eingelegt?

Trinidad and Tobago Marathon: Spitzengruppe

Sich an Meilen zu orientieren, bedarf einer gewissen Gewohnheit. Ich habe allerdings meine Uhr nicht umgestellt, 25 Kilometer sind  erreicht, werde ich die 30 km in 4:30 h schaffen? Heute sicher nicht! Die Hitze ist nun voll rausgekommen. Ab diesem Zeitpunkt bewege ich mich alleine – zu den Vorderen habe ich ca. 800 m Abstand, zu den hinter mir Liegenden eher mehr. Ich schütte laufwarmes Wasser aus der Flasche auf meinen Kopf, seit Meile 14 trage eine volle Wasserflasche mit mir, wer weiß, wann der Vorrat an den Versorgungsstellen zu Ende sein wird.

Inzwischen halten sich auch die Autos nicht mehr konsequent an die Straßensperren, obwohl Helfer Ordner und sogar Polizisten ihr Bestes tun. Und die Taxi-Busse fahren schon wieder wie gewohnt auf ihrer (linken) eigenen, aber noch immer gesperrten Spur.

Gibt es denn gar keinen Schattenplatz auf der Strecke zum kurzen Verweilen? Ich sehe endlich eine überdachte Bushaltestelle. Doch auf  der einzigen Bank hat sich ein Unterstandsloser häuslich eingerichtet, er liegt mit nacktem Oberkörper auf dem Betonboden und brüllt mich an. Also nichts wie weg.

Trinidad and Tobago Marathon: Schlussgruppe

Es wird ein sehr, sehr langer Marsch bei brütender Hitze zurück in die Nähe der Busstation. Niemand kommt von hinten nach. Stimmt nicht, laufend fahren die Busse, und Passagiere sind auch drinnen. Ich habe da so meine Gedanken…

Der Kurs bei Meile 24 ist geringfügig abgeändert zur ersten Runde. Aber es geht dann weiter vorbei an der Busstation und dann nur mehr leicht ansteigend wieder zum Queens Park Savannah in Richtung Ziel. Ich schaue nach vorne und nach hinten – ich sehe keine Läufer. Ich hätte mir erwartet oder erhofft, z.B. Zenon, den Polen, vielleicht auch heute wieder einzuholen. Aber nein, er hat seinen Vorsprung von ca. 800 m bis jetzt gehalten.

Trinidad and Tobago Marathon: Schlussgruppe

So bewege ich mich alleine aufs Ziel zu und finishe den 42. Trinidad und Tobago Marathon in knapp über 7 Stunden.

Was ich just auf der Strecke theoretisch in Erwägung gezogen habe, als ich die hinten nachfahrenden Taxibusse mit Insassen sah, hat sich nun bestätigt: eine ausländische Schlussläuferin, die fast 2 Meilen vor der Wende hinter mir lag, strahlt mit umgehängter Medaille über das ganze Gesicht, lässt sich von ihrem Begleiter feiern. Leider war das kein Einzelfall, wie mir nachher auch Arthur Brooks bestätigte. Gemessen wurde beim Start und der Wende, aber dazwischen nicht mehr. 

Ich setze mich mit einem Isogetränk und einem Melonenstück in den Schatten und schaue den Nachzüglern zu, wie sie ins Ziel kommen. Was für ein anstrengender Marathon! Das war der schwerste auf der Tour und seit langem. Arthur erzählt, dass ab Kilometer 30 keiner mehr gelaufen ist, wie nach einer verlorenen Schlacht haben sich alle nur mehr irgendwie ins Zielgeschleppt.

Trinidad and Tobago Marathon: Anton Reiter mit der Finishermedaille

Vielleicht hätte man noch früher beginnen sollen wie z.B. in Thailand, wo entweder gleich nach Mitternacht oder um 02 Uhr gestartet wird? JLY wird sich gewiss mit seinen Kollegen im Organisationskomitee wieder beraten, es gibt ja auch bei der Zeitnehmung die eine der andere Sache zu überdenken.

Mein kurzes Fazit

Der März zählt in Trinidad & Tobago zu den wärmsten Monaten des Jahres, die Tragweite der Verschiebung des Marathons von der 3. Woche im Januar auf März war der Organisation gewiss bewusst. Sollte es bei dem Märztermin 2025 bleiben, dann wäre ein noch früherer Start höchst wünschenswert.

Trinidad and Tobago Marathon: Medaille

Das Preis-/Leistungsverhältnis passt, auch die Goodies sind als Zugabe willkommen. Wer in der Karibik einen Marathon laufen will, muss von vorneherein zumindest eine halbe Stunde auf seine gewohnte Finisherzeit dazu addieren. Daher waren die als international geführten Starter dort fast nur Ländersammler, denen die eigene Zeit ziemlich egal ist.

Anerkennung, Lob und Dank kann man als Teilnehmer aber getrost den Veranstaltern um JLY aussprechen.

Sieger bei den Männern:

1.  Alex Ebiriri Ekesa – 2:31:28  (KEN)

2. Collin Pereira –  2:36:31  (TTO)        

3. Jose Ararat Diaz– 2:46:38 (COL)

Frauenreihung:

1. Palenia Agudelo Berrio – 2:58:23 (COL)

2. Chantelle Maitre – 3:42:34 (TTO)

3. Shardie Mahabir – 3:53:29 (TTO)

Fotos: © Anton Reiter

Weitere Fotos und Ergebnisse vom Trinidad and Tobago International Marathon


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