"Oldie" mit beachtlichem Leistungspotential: Neue Weltbestleistung und Weltmeistertitel.
Der jetzt 51-jährige Wayne Spies (Australien / Nedbank Running Club) scheint auf einem riesigen Vormarsch in Richtung absolute Weltklasse im Ultralauf zu sein.
Fast 30 Minuten vor dem Nächstbesten
Bereits 2023 überraschte er mit einem herausragenden Sieg und Masters-Streckenrekord beim Comrades Down-Run (dem weltweit größten und bekanntesten Ultrarennen in Südafrika), doch in dieser Saison begab er sich auf noch "unbekanntes Terrain", als er in Canberra/Australien einen 100km-Lauf mit 6:49:55 Std. (s. Foto) gewann und damit sogleich in der aktuellen Weltjahresbestenliste auf Rang 3 (Stand: 2/24) aufstieg. In der M-50 Wertung lag er dabei rund 28 Minuten vor dem nächstplatzierten Altersklassen-Läufer! Ganz nebenbei gewann er während des 100km-Rennens noch die 50km- und 50-Meilen-Wertung, eine tolle Vorstellung ohne gezielte Vorbereitung.
Seine Einschätzung zu dem Rennen: "Es war mein 100km-Debüt und ich bin wirklich zufrieden mit dem Ergebnis, obwohl ich nur einen kleinen Trainingsblock investiert habe, da mein Zielrennen der Comrades im Juni ist, also bin ich wirklich zufrieden mit dem Ergebnis"!
Zahlreiche Weltbestzeiten
Eine extravagante Leistung mit Steigerungsmöglichkeit in Zeitbereiche im 100km-Lauf von 6:30 bis 6:35 Stdunden deutet sich hier bereits an, wenn er eine gezielte Vorbereitung durchführt. Eine Hochrechnung seiner Zeit vom letztjährigen Comrades (5:42:01 Stunden für 87,7 km) auf die zu erwartende 100 km-Zeit könnte diese Prognose bestätigen. Man wird abwarten müssen, wohin die sportliche Entwicklung letztendlich gehen wird. Unmöglich scheint nichts zu sein.
Und gerade die eher undenkbaren Dinge ergeben sich oft schneller als geplant. So erreichte Wayne Spies bei seinem Debüt sozusagen "im Vorübergehen" in seiner Altersklasse eine neue Weltbestzeit* über 50 Meilen (80,4 km) in 5:25:44 Stunden! Er steigerte die vorherige Bestzeit aus dem Jahr 1970 (5:35:03 Stunden) um fast 10 Minuten - wohlgemerkt ohne gezielte Vorbereitung. ( *Die Weltbestzeit wird nur von der IAU anerkannt, Weltrekorde werden nicht geführt).
Überblick seiner Leistungsentwicklung seit 2022
In Jahr 2022 wurde Wayne Spies 50 Jahre alt und er zeigte einen enormen Fortschritt in seiner Lauf-Leistungsfähigkeit.
2/2022 Bestzeit im 50km-Lauf beim Nedbank Runified Breaking Barriers in Südafrika mit 2:59:54 Stunden (das Rennen wurde damals von Stephen Mokoka gewonnen/Weltrekord)
7/2022 Bestmarke im Marathonlauf beim Gold Coast Marathon in Australien mit 2:25:47 Std.
1/2023 Sieg in der Ak-50+ beim Houston-Marathon/USA in 2:27:41 Stunden.
4/2023 Sieger in seiner Altersklasse beim Two Oceans Marathon in Südafrika (56 km) in 3:41:37 Stunden (danach Vorbereitung auf Comrades-Rennen als Höhepunkt)
6/2023 Sieger und Rekordhalter beim Comrades Down-Run in Südafrika (87,7 km) in 5:42:01 Stunden. (Highlight und Rekordverbesserung um über 6 Minuten !), s. Foto
10/2023 Start beim Chicago-Marathon in 2:29:56 Std. (das Rennen wurde vom verstorbenen Kenianer Kelvin Kiptum in Weltrekordzeit gewonnen)
12/2023 Start bei 50km-WM in Indien, 1. Weltmeistertitel in seiner Altersklasse mit 3:03:42 Stunden (bei großer Hitze), Krönung der Jahresbilanz (s. Foto beim Zieleinlauf)
Weltbestzeit in 2024
Ein neues Glanzstück vollbrachte der Australier bereits zum Saisonbeginn mit der neuen Weltbestzeit über 50 Meilen und seinem Debüt über die 100km-Distanz (s.oben). Diese Bestmarke muss erst noch vom Weltverband ratifiziert werden, sie wird als vorläufige Bestzeit geführt.
Was bewegt Wayne Spies dazu, diese Höchstleistungen zu vollbringen? Er sagt, "ich hoffe, dass mein Vermächtnis darin besteht, als der gewöhnliche Mensch bekannt zu werden, der bei einem herausfordernden Hobby namens Distanzlauf außergewöhnliche Erfolge erzielt hat".
Lebensabschnitte eines Weltmeisters
Er wurde in Südafrika (Durban) geboren und bekam zwangsläufig Kontakt mit dem Laufgeschehen durch die weltbekannten Laufereignisse Two Oceans und Comrades.
Fast jeder wird in dem Land vom Marathon- und Ultralauf-Virus infiziert. Doch zunächst war es auch für ihn schwer, mit dem Laufen zu beginnen. "Als Kind bin ich ein wenig gelaufen, hatte aber keinen wirklichen Spaß daran und habe mir geschworen, später im Leben einen Marathonlauf zu versuchen. 20 Jahre später war ich verheiratet, hatte eine schöne Familie und beschloss, es noch einmal zu versuchen. Dieses Mal im Alter von 40 Jahren, also seit etwas mehr als 10 Jahren laufe ich".
Halbelite-Läufer mit Fulltime-Job
Doch zuvor gab es noch Umbrüche im Leben. Seine Frau und er wanderten 2001 nach Australien aus und leben seitdem dort. Er war zunächst mit dem Aufbau einer Existenz beschäftigt, auch heute ist er noch kein Profi-Läufer, stuft sich selbst als "Halbelite-Langstreckenläufer" ein. Er arbeitet noch in einem Vollzeitjob.
Ein absolutes Tief im Leben war der Verlust seines Vaters in jungen Jahren, was er später so beschreibt: "Ich hatte als Erwachsener immer noch das Gefühl, dass etwas fehlte und musste um Selbstvertrauen kämpfen". Daraus erschien sich ein starkes Bedürfnis zu entwickeln, alles besser als andere zu machen.
"Es schien mir immer so, dass ich mich mehr anstrengte als die Menschen um mich herum - der Abschluss der High-School war ein Wunder, verbunden mit der Begegnung einiger großartiger Freunde auf dem Weg" . Doch ein bisher unüberbietbarer Höhepunkt in seinem Leben war mit Sicherheit der letztjährige Sieg und Rekord beim Comrades-Rennen, dazu in seinem Geburtsort Durban, wo sich das Ziel befand.
Später Laufstart mit Schwung
Sein Beginn als Läufer im späteren Alter ist eher ungewöhnlich, doch sieht er darin auch Vorzüge. "Da ich erst spät im Leben mit dem Laufen begonnen habe, fiel es mir leichter, mich darauf zu konzentrieren, beim Langstreckenlauf Spitzenleistungen zu erbringen".
Sicherlich kam ihm auch eine große Lebenserfahrung zugute, um Anfängerfehler zu vermeiden. Auch seine engen Kontakte zum Nedbank Running Club in Südafrika (für den er auch startet) ermöglichten ihm weitere Hilfen.
Auf den Körper hören
Er schätzt seinen Fortschritt im Laufbereich so ein: "Um mich fit zu halten, bedarf es also einer Kombination aus Krafttraining und einem beständigen und dauerhaften Training im Laufe der Zeit. Ich habe in einer progressiven Karriere einigermaßen gute Erfolge erzielt, weil ich mich nicht zu früh zu sehr anstrengte und vor allem auf meinen Körper hörte".
Trainingstaktik
Seine Wege zu den Spitzenleistungen ergeben sich also aus einer jahrelangen Beständigkeit, wozu er sich genauer äußert: "Mein Training bleibt das ganze Jahr weitgehend konstant und in den letzten Jahren habe ich durchschnittlich etwa 7000 km pro Jahr zurückgelegt, wobei verschiedene Erholungs- und Spitzenphasen zur Periodisierung und optimalen Leistung unerlässlich waren. Normalerweise liegt mein Spitzentraining bei etwa 200km pro Woche mit einer Aufbauzeit von 14 Wochen bis zum Zielrennen".
Abwechselung bringt er in seinen Erholungsphasen ein: "Ich fahre gern ein bisschen Rad und arbeite seit kurzem im Fitness-Studio, um mich zu stärken und zu dehnen. Ich habe auch etwas über die Wirksamkeit des Höhentrainings gelernt und es hat mir Spaß gemacht, mehrere Wochen beim Team Nedbank zu trainieren". (s.Foto)
Die wichtigsten Tipps des Weltmeisters
1. Stelle sicher, dass ein Krafttraining in das Trainingsprogramm integriert wird.
2. Überfordere deinen Körper nicht mit kontinuierlichem Geschwindigkeitstraining, sondern konzentriere dich auf die Entwicklung deiner aeroben Basis und die langsame Integration der Geschwindigkeit !
3. Stelle außerdem sicher, dass du nach dem Training den Schwerpunkt auf das Trinken von Erfrischungs-Shakes legst, um dafür zu sorgen, dass du für die nächste Trainingseinheit bereit bist !
Die nächsten Ziele von Wayne Spies in der Saison 2024
Sein Hauptziel wird wiederum der Comrades-Marathon in Südafrika ("The Ultimate Human Race") sein, der am 9. Juni als Up-Run mit Start in seiner Geburtsstadt Durban stattfinden wird. Ziel ist diesmal Pietermaritzburg, wobei die Streckenlänge "nur" 85, 91 km beträgt, der kürzesten Distanz in der Geschichte des Laufspektakels.
Darüber hinaus möchte er bei der 100km-WM in Indien antreten, die im Dezember 2024 geplant ist.
Fotos: © CMA, Nedbank, Bron SPies, IAU
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