Obwohl heuer so ein trockenes Jahr war habe ich seit Oktober etwa 118 nasse Marathonkilometer hinter mich gebracht.

Vor sechs Jahren bin ich hier schon einmal beim Adria Advent Marathon gelaufen – bei Dauerregen. Ich hoffe auf ein Rennen ohne Wasser von oben, denn vom stundenlangen Dahintraben bei z.T. strömendem Regen habe ich langsam aber sicher die Schnauze voll.

Samstag früh, es hat geschneit, wir dürfen das erste Türchen vom Adventkalender aufmachen. Als kleiner Bub war das richtig spannend, jetzt nicht mehr so.

Mit Günter Schlöglhofer mache ich mich auf den Weg. Da der Gleinalmtunnel immer noch repariert wird via Salzburg, Villach und Karawankentunnel.

Die Adria ist für Lungenkranke ein empfehlenswertes Reiseziel, da bin ich richtig. Ab Ende des 19. Jhdts wurden an der oberen Adria Hotels gebaut. Mit der Fertigstellung der Eisenbahnlinie Wien – Triest kamen die Wohlhabenden der k.u.k. Donaumonarchie Österreich-Ungarn samt Entourage relativ komfortabel ans Meer und blieben gleich den ganzen Sommer.

Anfang Dezember sind hier an der oberen Adria niedrige zweistellige Plusgrade zu

erwarten. Wie gesagt, vor sechs Jahren bin ich in Crikvenica mit dem Wetter schwer eingefahren, man darf gespannt sein.

Wir buchen recht spät, ich wollte noch Florenz abwarten. Ivana vom Tourismusbüro macht dankenswerterweise für uns noch einmal die Registrierung auf. Da wir das Zimmer im Hotel Kaštel in Crikvenica buchen, reduziert sich unsere Startgebühr um EURO 13,- auf überschaubare EURO 19,- p.P.

Der Rezeptionist ist sehr freundlich und spricht deutsch. Das Hotel liegt an der

Mündung des Flusses Dubracina in die Adria und war dereinst ein Kloster. Es ist nur 200m von Start und Ziel entfernt, es kostet EURO 35,- p.P./ÜF und wir dürfen es am Renntag bis 16 Uhr ohne Aufpreis nutzen. Dann sperrt es zu für heuer.

Mit der Startnummer gibt es Schokolade, Hautcreme, einen Regenponcho und Getränke, also nicht bloß irgendwelche Werbung.

Die Pastaparty im Hotel verdient diese Bezeichnung. Es gibt die unterschiedlichsten Formen von Pasta, mit Thunfisch, Huhn, Käse, Tomatensauce, Fleischsauce ...zehn verschiedene und zwar so viel und sooft wie man will. Dasselbe beim Bier und den alk-freien Getränken. Das Ganze mit Musik, zu der Leute meines Alters als sie noch jung waren in der Disco getanzt haben, meine Frau mehr, ich weniger.

 

Wie man sieht, werden heuer so viele Österreicher wie bisher noch nie hier starten.

Laut Streckeninfo 2012 auf der homepage sollen uns 1,181 ft / Runde Höhenunterschied erwarten, umgerechnet also 720 Höhenmeter beim Marathon. Die aktuelle homepage verschweigt die durchaus vorhandenen Höhenmeter komplett. Zielschluss ist schon nach fünf Stunden!

Über die Marathondistanz sind 145 LäuferInnen angemeldet, beim Halbmarathon 3x so viele. Außerdem wird morgen ein 5km Fun-Run für Einheimische stattfinden.

Ab 7 Uhr gibt es Frühstück, 12°C. Nachts hat es etwas geregnet. Um 9 Uhr regnet es wieder, es ist aber eher ein stärkeres Nieseln. Das hört bald auf.

Start und Ziel wird um 10 Uhr am Bootshafen auf dem Stjepan-Radić-Platz sein. Der Platz steht via Webcam ständig weltweit unter Beobachtung. Den am Boden liegenden Adventkranz mit locker 10m Durchmesser sieht die Webcam aber nicht. Abgesehen von den Kroaten sind v. a. Ungarn und Slowenen am Start. Ganze Laufvereine scheinen den Adria-Marathon als Saisonabschluss zu nutzen, das Niveau wird hoch sein. In Chicago war ich ziemlich genau in der Mitte vom Klassement, d.h. 22.000 waren langsamer als ich. Viele Starter, viele Wappler - das wird heute ganz anders aussehen.

Zum E-Book Trainingspläne für Läufer und Läuferinnen

Um 10 Uhr geht es los, ich starte weit hinten und verschenke somit einige Sekunden. Wir laufen über die Dubracina, noch ein Stück rauf und dann rechts runter auf Meereshöhe.

6‘10“ / km vorerst. Richtung Südosten, 3km lang bleiben wir am Wasser, ganz eben ist es selten. Immer wieder geht es ein paar m rauf und wieder runter. Den ersten Versorgungsposten gibt es bereits am Hauptplatz(?) von Selce. Wenig später kommen mir die schnellsten Läufer entgegen die bei km3,2 umgedreht haben. Die Läden an der Uferstraße sind geschlossen. Da und dort wird ausgebessert und renoviert.

Die Tauchschule aber hat offen, zwei Tauchergruppen sind im Wasser. Das Meer ist kristallklar, die Unterwassersicht muss hervorragend sein. Nach dem Campingplatz bin ich an der ersten Wendemarke. Streckenposten notieren gut gelaunt die Startnummern. Erwartungsgemäß sind nicht mehr viele hinter mir, wie ich nun sehe. Zum ersten Mal bin ich heute mit einer Flasche Coca-Cola in der Hand gestartet. Ich sag‘s gleich: Es war eine gute Idee! Die Kohlensäure habe ich gestern nach und nach rausgeschüttelt. Auch eine gute Idee.

Bald brausen uns 400 Halbmarathonis entgegen, stellenweise wird es richtig eng und fast bedrohlich.

Der erste Streckenabschnitt endet mit einem Anstieg. Der Streckenposten oben ist sorgsam und hält die Autos auf Distanz. Km8 liegt schon im Tal der Dubracina. Ein Polizeimoped mit zuckendem Blaulicht fährt die Strecke ab. Wir folgen dem Flusslauf stadtauswärts ins Landesinnere. Zorica lebt seit 25 Jahren in Wien und will unter 4h30 ins Ziel. Damit wäre ich heute auch zufrieden. Günter hingegen greift heute seine persönliche Jahresweltbestleistung an. Jedenfalls laufen wir zu schnell für sub 4h30. Bei km9, Labe und gleich ein steilerer Anstieg, verlieren wir Zorica.

Wenig später überqueren wir auf einer schmalen Brücke den Fluss und laufen, Höhenmeter gewinnend, wieder Richtung Meer. Links unten am Fluss scheint Müll gesammelt zu werden. Km11 ist mit 5‘40“ eindeutig zu schnell. Trotzdem saust der führende Halbmarathoni der 30min nach uns gestartet ist nur so an uns vorbei.

Es geht runter in die Stadt, Fußballplatz, unter der Talbrücke durch, die hoch über uns Crikvenica überspannt. Supermärkte, Feuerwehr (Vatrogasci), Banken und nach 12,5km sind wir wieder bei Start und Ziel.

Das entgeht der Monika nicht, die daheim in Oberösterreich via Webcam diesen Rennabschnitt einsehen kann. Mit ein Grund, warum ich das auffällige rote Florenz-Shirt mit langen Ärmeln trage. Hier verliere ich etwas den Kontakt zu Günter, ich labe zu lange,

meine Cola-Flasche ist nun leer.

Km13, nun geht es vier km Richtung Nordwesten. Durch Parks mit Palmen, an diversen Freizeiteinrichtungen für den Sommerbetrieb vorbei und an Villen. Die Hotelruine von 2012 existiert teilweise noch, der Mittelteil wurde abgerissen. Man scheint neu bauen zu wollen.

Bald wimmelt es von Fun-Runnern, erst ganz schnelle und 2km später ganz langsame die bei ihrem km3 eher spazieren als laufen. Sie scheinen eine rechte Gaudi zu haben.

Wir Marathonis laufen über deren Wendemarkierung hinaus, es steigt an und es riecht atemberaubend nach Hausbrand. Was mir schon länger aufgefallen ist: Obwohl wir viele km unmittelbar am Meer laufen riecht man es nicht.

Denn der zum Glück nicht starke Wind weht leider vom Land aufs Meer. Der Himmel über dem Land ist dunkelblau bis schwarz, über dem Meer und damit über der Insel Krk sieht es etwas freundlicher aus.

Die letzte Wende liegt schon in Dramalj, auch hier werden unsere Startnummern erfasst.

Labestelle und hinauf, langstachelige Kakteen säumen die Küstenstraße. Schön auf Distanz bleiben!

Ich durchkeuche die Hausbrandzone, Günter knapp vor mir. Nach und nach überholen uns Halbmarathonis die nur etwa 95min für ihr Rennen brauchen. Tatsächlich scheint nun die Sonne, sieht doch gleich besser aus. Besonders wärmend sind die Sonnenstrahlen aber nicht. Start und Ziel, eine Rockband spielt und wir sind mit unserem ersten Halbmarathon fertig, 10km/h Schnitt für die erste Runde. Monika, Günters Frau daheim am Computer, entgeht das nicht.

Nur mehr Marathonis sind jetzt auf der Strecke, es wird ruhig. Das Feld ist längst weit auseinandergezogen.

Die Becherchen in Selce sind schlecht eingeschenkt, da brauche ich mehrere davon.

Kein Problem, es ist genug da. Ich spüle mein erstes PowerGel runter. Da und dort genießen Spaziergeher die Sonne, das gleißende Licht das die Meeresoberfläche reflektiert blendet mich sogar. Ist ja ganz ungewohnt.

Sonst sind da nur ein paar Streckenposten und wir Läufer. Die Taucher sind entweder ganz untergetaucht oder vermutlich schon auf dem Trockenen. Otto Peischl kommt mir entgegen, wie leichtfüßig der daherkommt!

Bei der südöstlichsten Wende (km25) stelle ich fest, dass etwa 15 Läufer noch nach mir kommen. Recht viel wird sich daran bis ins Ziel wohl nicht mehr ändern.

Km26, es gibt Hidra-Iso, ich nehme ein Stück Orange. Energie für den kurzen Anstieg vor dem Kirchlein. Leider verschwindet die Sonne wieder, 40min lang war sie zu sehen.

Letztmalig der Startanstieg, nun von der anderen Seite. Hier hängt mich Günter ab, ich verliere ihn aber nicht aus den Augen.

Km30 wieder im Dubracina-Tal, jetzt riecht es auch hier nach Rauch. Bei der nächsten Labe schnappe ich mir zwei Becher mit Iso und etwas Banane.

Nach der Brücke am Rückweg überhole ich eine junge Läuferin, sie geht ganz beschwingt und hört dabei Musik aus dem Smartphone. Runter nach Crikvenica bin ich fast wieder an Günter dran. Schön langsam spüre ich den Florenzmarathon in den Beinen, die Muskeln machen zu. Am Weg zu meiner letzten Wende kommt ein Schwall von Läufern auf mich zu. Die werden allesamt noch unter 4 Stunden ins Ziel laufen. Bei mir sieht es aus, als könnte ich heuer meine achte Zeit unter 4h30 ins Ziel bringen, 2017 ist mir das 10 Mal gelungen.

Km36; langer Anstieg, leider noch immer der Rauch. Dann geht es runter zur letzten Wende. Günter kommt mir entgegen, kurz bevor ich zur Wende komme Hans Novinscak. Dem bin ich seit der letzten 180°-Kurve eindeutig nähergekommen. Vielleicht kriege ich ihn noch?  Die Wende laufe ich rechts rum, dann der Versorgungsposten.

Alle die mir nun begegnen kenne ich längst von den Gegenverkehrsbereichen, man nickt sich aufmunternd zu.

Kurz vor dem Ziel kommt mir die letzte Läuferin entgegen, sie hat den Blick gesenkt. Zunicken würde sie nicht sehen. Sie wird dicht gefolgt von einem Rettungsauto.

Die 5-Stunden-Grenze wird diese Teilnehmerin gewiss nicht schaffen.

Vorbei an der Noch-immer-Ruine, ab jetzt geht es flach ins Ziel. Den Hans werde ich nicht mehr einholen und überholen tut mich auch keiner mehr. Der Zieleinlauf erfolgt auf der Kaimauer. Links spielt die Rockband, rechts schaukeln die Boote im Hafenbecken.

Jubelnd werde ich empfangen als wäre ich der Lokalmatador. Im Nu habe ich die Erinnerungsmedaille um den Hals, man gratuliert mir herzlich und freut sich mit mir.

4h25:05 Brutto, Netto gibt es nicht. Das ist heuer die fünftbeste Zeit in meinem 24. Marathon des Jahres. Damit kann ich sehr gut leben, das ist weit besser als erwartet.

Günter ist auch sehr zufrieden mit seinem Ergebnis, die Zorica wahrscheinlich weniger.

Der Otto weiß wo es den nahrhaften Eintopf gibt. Darin schwimmen grobe Wurst, Fisolen, Kukuruz, Bohnen und diverse Kräuter, mit Weißbrot – schmeckt ganz ausgezeichnet. Ebenso das Märzenbier (Ožujsko pivo) dazu.

Am Rückweg bleiben wir eine Nacht im weihnachtlich geschmückten Rijeka. Wieder so eine gute Idee! Da haben wir die beeindruckende Adelsberger Grotte in Postojna noch vor uns.

Marathon-Sieger:

Bojan Cebin              SLO    2h35:49

Zoran Žilić                 CRO   2h40:58

Aleš Debeljak           SLO    2h46:25

die Siegerinnen:

Nikolina Šustić         CRO   2h46:17  (Gesamtdritte!)

Maja Urban               CRO   3h00:34

Marija Vrajić              CRO   3h13:48

130 Finisher beim Marathon,

400 Finisher beim Halbmarathon

355 FunRunner  5km

Leistungen Adria Advent Marathon

Startgeld 19,- EURO   (bzw. EURO 32,-  =  Kuna 240,-)

Startnummer mit integrierter Zeitnehmung, leider nirgendwo eine Zwischenzeit

Genügend Versorgungsstellen: Wasser, Bananen, Orangen, Hidra-Iso

Zielversorgung mit Bohnen-Wurst-Suppe mit Weißbrot, Bier, und Alkoholfreiem

Starterbag: mit Wollhandschuhen, gelbgrünem Funktions-Singlet-Shirt, Schokolade ...

Adria Advent Marathon 55 1544531853Adria Advent Marathon 19 1544531852Adria Advent Marathon 7 1544531852Adria Advent Marathon 61 1544531853Adria Advent Marathon 40 1544531853Adria Advent Marathon 87 1544531853Adria Advent Marathon 37 1544531853Adria Advent Marathon 66 1544531853Adria Advent Marathon 36 1544531853

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Fotos (c) Herbert Orlinger


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